Münzel, Christian Wenzinger und die Taufsteine im Freiburger Münster und in St. Peter
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gers Name nicht in den Münsterrechnungen steht,
liegt daran, dass er entweder aus einer besondern
Stiftung bezahlt wurde, oder dass er die Arbeit ohne
Entgeltübernahm. Für
die Vermutung, dass
er umsonst gearbeitet
habe, spräche auch
die Heranziehung von
Hilfskräften zu seiner
Unterstützung und für
die Vorarbeiten. Dass
Wenzinger in den
Münsterrechnungen
für denTaufstein nicht
genannt wird, hat eine
Analogie darin, dass
sich auch über Wen-
zingers Grabdenkmal
des Generals Rodt in
den Münsterrechnun-
gen bis jetzt nichts
gefunden hat1.
Ist die im Mün-
stertaufbuch vom
Pfarrer selbst „hodie"
d. h. noch am Tage
der Aufstellung des
Steins eingetragene
chronikartige Mittei-
lung für die Autor-
schaft Wenzingers
eine geradezu klassi-
sche Stelle, so gibt
es außerdem noch
ein weiteres Mittel,
die Urheberschaft
Wenzingers vollkom-
men sicher zu stellen,
und das ist der stil-
kritische Vergleich
miteinerandern,völlig
Wasserspeier am Freibur-
ger Münster vom Jahre
1781 (Schuster a.a.O. S.D.
— Dieser begabte Bild-
hauer, der auch Universi-
tätsbildhauer war, stand
offenbar unter dem Ein-
fluss des um einundzwan-
zig Jahre älteren Wenzin-
ger. So sind Hörrs Putten
am Sickinger Palais wie an den Epitaphien in St. Peter denen
Wenzingers ähnlich, haben aber doch nicht die gleiche Feinheit
und innere Lebendigkeit. Die Figuren der Grabdenkmäler in
St. Peter sind ungemein schmächtig, maniriert und etwas goti-
sierend.
1 Schuster a. a. O. S. 7.
Abbild.
gesicherten Arbeit Wenzingers. Es ist der unter den
Werken Wenzingers fast unbeachtete Taufstein in
St. Peter2. Die Analyse zeigt unverkennbar die
gleiche Hand bei bei-
den Taufsteinen, zu-
gleich bietet sie auch
ein willkommenes
Mittel, um ein Bild
von dem künstleri-
schen Entwicklungs-
gang Wenzingers zu
gewinnen. In dieser
doppelten Bedeutung
sei die Analyse hier
durchgeführt (vergi.
Abb. 1 und 2). Beide
Werke, die auch aus
gleichem Material her-
- Über den Taufstein in
St.Petervgl.K.J.yWaWjGe-
schichte der Benediktiner-
abtei St. Peter. Freib. 1893
S. 139 nach Baumeisters
„Synopsis annalium";
Kunstdenkmäler Badens
Bd. 6, 1 S. 333 und 340.
Die Kunstdenkmälersagen
darüber: „Die genaue sty-
listisch e Übereinstimmung
mit dem Taufstein im
Münster zu Freiburg i. B.
lässt auch diesen als Werk
Wenzingers erkennen."
Dort wird also umgekehrt
aus der Stilverwandtschaft
beider Werke geschlos-
sen, dass auch der Tauf-
stein in St. Peter ein Werk
von Wenzinger sei, ob-
wohl die Kunstdenkmäler
den Namen des Meisters
schon kennen. Der Tauf-
stein in St. Peter von 1733
ist die früheste bekannte
Arbeit Wenzingers. Daher
passt diese Bezeichnung
weder auf den Staufener
Ölberg {Münzel, Chr. Wen-
zingers Ölberg ausStaufen
im Münchener Jahrb. der
bildenden Kunst 1908, I.
S. 48), noch auf den Hoch-
altar der Oberrieder Kirche
(F.Gießler, Die Geschichte
des Wilhelmitenklosters
in Oberried. Riegel 1911
S. 114). Schäfer a.a.O. 27
kennt als Wenzingers erste
Übrigens wird durch den
Der Taufstein im Münster.
Arbeit das Schloß zu Ebnet 1749.
Taufstein in St. Peter von 1733, durch Wenzingers Zeugenschaft
in Freiburg im Jahre 1735 (Totenbuch des Heiliggeistspitals zum
17. März 1735) und durch den Oberrieder Altar von 1737/8 er-
wiesen, dass Wenzinger sich in den dreißiger Jahren mindestens
längere Zeit in Freiburg aufgehalten hat.
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gers Name nicht in den Münsterrechnungen steht,
liegt daran, dass er entweder aus einer besondern
Stiftung bezahlt wurde, oder dass er die Arbeit ohne
Entgeltübernahm. Für
die Vermutung, dass
er umsonst gearbeitet
habe, spräche auch
die Heranziehung von
Hilfskräften zu seiner
Unterstützung und für
die Vorarbeiten. Dass
Wenzinger in den
Münsterrechnungen
für denTaufstein nicht
genannt wird, hat eine
Analogie darin, dass
sich auch über Wen-
zingers Grabdenkmal
des Generals Rodt in
den Münsterrechnun-
gen bis jetzt nichts
gefunden hat1.
Ist die im Mün-
stertaufbuch vom
Pfarrer selbst „hodie"
d. h. noch am Tage
der Aufstellung des
Steins eingetragene
chronikartige Mittei-
lung für die Autor-
schaft Wenzingers
eine geradezu klassi-
sche Stelle, so gibt
es außerdem noch
ein weiteres Mittel,
die Urheberschaft
Wenzingers vollkom-
men sicher zu stellen,
und das ist der stil-
kritische Vergleich
miteinerandern,völlig
Wasserspeier am Freibur-
ger Münster vom Jahre
1781 (Schuster a.a.O. S.D.
— Dieser begabte Bild-
hauer, der auch Universi-
tätsbildhauer war, stand
offenbar unter dem Ein-
fluss des um einundzwan-
zig Jahre älteren Wenzin-
ger. So sind Hörrs Putten
am Sickinger Palais wie an den Epitaphien in St. Peter denen
Wenzingers ähnlich, haben aber doch nicht die gleiche Feinheit
und innere Lebendigkeit. Die Figuren der Grabdenkmäler in
St. Peter sind ungemein schmächtig, maniriert und etwas goti-
sierend.
1 Schuster a. a. O. S. 7.
Abbild.
gesicherten Arbeit Wenzingers. Es ist der unter den
Werken Wenzingers fast unbeachtete Taufstein in
St. Peter2. Die Analyse zeigt unverkennbar die
gleiche Hand bei bei-
den Taufsteinen, zu-
gleich bietet sie auch
ein willkommenes
Mittel, um ein Bild
von dem künstleri-
schen Entwicklungs-
gang Wenzingers zu
gewinnen. In dieser
doppelten Bedeutung
sei die Analyse hier
durchgeführt (vergi.
Abb. 1 und 2). Beide
Werke, die auch aus
gleichem Material her-
- Über den Taufstein in
St.Petervgl.K.J.yWaWjGe-
schichte der Benediktiner-
abtei St. Peter. Freib. 1893
S. 139 nach Baumeisters
„Synopsis annalium";
Kunstdenkmäler Badens
Bd. 6, 1 S. 333 und 340.
Die Kunstdenkmälersagen
darüber: „Die genaue sty-
listisch e Übereinstimmung
mit dem Taufstein im
Münster zu Freiburg i. B.
lässt auch diesen als Werk
Wenzingers erkennen."
Dort wird also umgekehrt
aus der Stilverwandtschaft
beider Werke geschlos-
sen, dass auch der Tauf-
stein in St. Peter ein Werk
von Wenzinger sei, ob-
wohl die Kunstdenkmäler
den Namen des Meisters
schon kennen. Der Tauf-
stein in St. Peter von 1733
ist die früheste bekannte
Arbeit Wenzingers. Daher
passt diese Bezeichnung
weder auf den Staufener
Ölberg {Münzel, Chr. Wen-
zingers Ölberg ausStaufen
im Münchener Jahrb. der
bildenden Kunst 1908, I.
S. 48), noch auf den Hoch-
altar der Oberrieder Kirche
(F.Gießler, Die Geschichte
des Wilhelmitenklosters
in Oberried. Riegel 1911
S. 114). Schäfer a.a.O. 27
kennt als Wenzingers erste
Übrigens wird durch den
Der Taufstein im Münster.
Arbeit das Schloß zu Ebnet 1749.
Taufstein in St. Peter von 1733, durch Wenzingers Zeugenschaft
in Freiburg im Jahre 1735 (Totenbuch des Heiliggeistspitals zum
17. März 1735) und durch den Oberrieder Altar von 1737/8 er-
wiesen, dass Wenzinger sich in den dreißiger Jahren mindestens
längere Zeit in Freiburg aufgehalten hat.