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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Editor]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 11.1915

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Albert, Peter P.: Papst Sixtus' des vierten Ablassbriefe für das Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2547#0038
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Albert, Papst Sixtus des vierten Ablassbriefe für das Freiburger Münster

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war der große Plan entworfen, sagt er', „kaum stiegen
die gewaltigen Massen empor, so verpfändete schon
die Einwohnerschaft, welche das Stocken dieses herr-
lichen Unternehmens besorgte, den größten Teil ihrer
Häuser und erbot sich, hiermit noch nicht zufrieden

Stadt in der altern Zeit ebenso unberührt wie in der
spätem der Pfarrsatz der Herrschaft.

Bei der Übergabe an Österreich wurde dann die
schon seit 1322 getroffene Bestimmung, dass „die
stökche und die bette", alle Opfergelder also, „den bur-

durch ein freiwilliges und öffentliches Gelübde zu gern an den pou unserer frouwen münsters" zu folgen
einem immerwährenden Opfer für der Lieben Frauen und zu fallen haben \ zum Gesetz erhoben. Die auf
Bau und zu einem in alle Zeiten dauernden Sterbe- diese und andere Weise zusammengebrachten Mittel

falle", der in der Folge in
eine, dem Charakter und
Vermögen des Verstorbenen
entsprechende Geldabgabe
umgewandelt wurde. „So
erwuchs allmählich ein be-
deutender Fonds, vergrößert
durch Vermächtnisse von
Privatpersonen, durch das
Sammeln während des sonn-
täglichen Gottesdienstes, das
sogenannte ,mit der Bitt
gehen', die Opferstöcke, Be-
gräbnisgebühren, Verwen-
dungen einzelnerBürger und
dergleichen... Durch dieses
ununterbrochene freudige
Zusammenwirken konnte
auch einzig und allein nicht
nur die Möglichkeit herbei-
geführt werden, den Mün-
sterbau fortwährend zu unter-
halten, sondern auch ihn zu
verschönern und infolge der
Zeit zu erweitern."

Mit unermüdlichem Eifer
nahm sich die Bürgerschaft
ihresGotteshauses an. Schon
der Entzug des Pfarrwahl-
rechtes um 1250, meint
Stutz2, habe mehr als alles
andere den Baueifer der
Bürgerschaft entflammt; da-
mals, durchdie Vorgänge von

Abbild. 2. Bildnisstatue Johann Kerers von seinem 1551

aus Augsburg nach Freiburg verbrachten und 1775 im

Chor der Universitätskirche aufgestellten Grabmal.

ermöglichten es der Stadt
1341 „an daz gotzhus unser
frouen münster" eine Stein-
grube nebst Wald in Ten-
nenbach zu erwerben ', zum
Zwecke des offenbar damals
schon geplanten Chorneu-
baus.

Für die gewöhnlichen
Bau- und Unterhaltungs-
arbeiten waren die regel-
mäßigen laufenden Ausgaben
die gewöhnlichen Grund-
stocksmittel, das eigene
Vermögen der Münster-
fabrik, wie es nachweislich
schon im Laufe des U.Jahr-
hunderts durch diestädtische
Münsterpflegschaft beschafft
und verwaltet wurde, mei-
stenteils ausreichend, nicht
aber für außerordentliche
Aufwendungen, wie sie jetzt
der Bau des neuen Chors
erforderte. Um das Unter-
nehmen vorwärts zu bringen,
galt es, besondere Hilfs-
quellen zu erschließen. Die
Zeitläufte waren nicht un-
günstig, denn die Zeiten, die
aus dem Jahrhundert der
großen Reformkonzile in das
der Reformation führen,
kennzeichnen sich unver-

1247/48, seien für den gotischen Münsterbau die ver- kennbar durch eine allgemeine mächtige Steigerung

fassungsrechtlichen Voraussetzungen erst geschaffen des kirchlichen Sinnes und religiösen Lebens. Trotz

worden. In der Tat ergibt sich aus dem Lauf der oder vielmehr infolge vieler Fehden und Kriege in

Dinge bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts und aus den jenen Jahren am Oberrhein, wie des sogenannten

seit dessen Ende erhaltenen urkundlichen Nachrichten Mülhauser und Schaffhauser Kriegs (1466—68), der

mit zweifelloser Sicherheit, dass den Herzogen von Burgunderkriege (1469—77), der fortwährenden

Zähringen und zum Teil auch noch den Grafen von Raubzüge von Adeligen, außerordentlich starker

Freiburg das alte romanische, das gotische Münster Steuern und Schätzungen und vielfachen andern Un-

sererseits aber der Stadt sein Dasein verdankt. Da-
bei blieb die von altersher bestehende Baupflicht der

' Daselbst S 25.
3 A. a. 0. S. 15.

Freiburger Münsterblätler XI.

gemachs, wie Seuchen, Erdbeben, Wassersnöten,
Teurungen und anderem mehr, trat eine erhöhte

8 Münsterblätter 5, 80 (Reg. Nr. 211).
1 Mänsterblätter 4, 36 (Reg. Nr. 124).
 
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