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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 11.1915

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Albert, Peter P.: Papst Sixtus' des vierten Ablassbriefe für das Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2547#0052
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Albert, Papst Sixtus' des vierten Ablassbriefe für das Freiburger Münster

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sehen hat, versagte er bei dem schwierigen Teil der eine Pastoralschrift,und eine Abhandlung über den
Wölbung. Es bedurfte anderer neuer Kräfte und Ablass, den „Tractatus de materiis diversis indul-
weiterer zwei Jahrzehnte, um das bewundernswerte gentiarum"3. In einer noch ganz scholastischen Weise
Werk zu vollenden. nahm er darin mit zum ersten Male4 im Wege der
Indes hatte der Ablass Sixtus' IV. für die Jahre Presse einen Gegenstand zur Behandlung, „welcher
1480—83 auch eine unmittelbar unangenehme Folge von nun an unzähligemal zurSprache gebracht und die
für die Beteiligten in einer Schrift des hiesigen Univer- nächste Veranlassung zur Reformation wird". Die Be-
sitätsprofessors Johannes Pfeffer aus Weidenberg im weggründe seines Vorgehens nennt er selbst ohne Um-
Bistum Bamberg, die vor allem die Kehrseite solcher schweife mit den Worten: „Anno domini 1480. indul-
Gnadenbewilligungen beleuchtete und zum Teil in gencie fuerunt Friburgensis parochiali ecclesie pro erec-
derselben Richtung sich bewegte, wie alle später tione novi chori et aliis necessariis ecclesie ornamentis
in der Zeit der Kirchentrennung gegen das Ablass- a summo et sanctissimo sedis apostolice papa Sixto IV.
wesen gerichteten Angriffe. Pfeffer hatte seine Studien per triennium misericorditer concesse ac alias per dei
in Heidelberg gemacht und war, 1460 bei Eröffnung ecclesiam diversis ex causis habundanter sint multipli-



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Abbild. 6, Verkleinerte Nachbildung der Handschrift und des Notariatssignets Johann Zellers.

der hiesigen Universität hierher berufen, der erste
sowie länger als ein Jahrzehnt der einzige ordentliche
Lehrer der Theologie zu Freiburg. Alle Nachrichten
bezeichnen ihn nach Schreiber1 als sanften und men-
schenfreundlichen Gelehrten, als kenntnisreichen, sit-
tenreinen und uneigennützigen Priester, dem am Gelde
wenig gelegen und der lange Zeit eine Zierde der
aufblühenden Hochschule gewesen, an der er das
größte Ansehen genoss. Entgegen dem allgemeinen
Brauch hat er sich zeit seines Hierseins allein mit
der kleinen Johann Waldner-Pfründe auf dem St.
Katharinen-Altar im Münster begnügt, 1486 auch auf
alle Ehrenstellen an der Universität verzichtet und ist
1493 gestorben2.

Pfeffer hat zwei Abhandlungen im Druck heraus-
gegeben: das „Directorium sacerdotale" (1482),

1 Geschichte der Albert Ludwigs-Universität 1 (1857), 109 ff.

3 Vgl. J. A. Riegger, Amoenitates literariae Friburgenses I
(Ulmae 1775) pag. 35—53 (mit Bildnis); H. Schreiber a. a. O. 1,
109—112; Allgemeine deutsche Biographie 45 (Leipzig 1888)
S. 618 f; Freiburger Diözesan-Archiv 27 (1899) S. 13 f.; H. Hurter,
Nomenciator literarius theologiae catholicae II3 (Oenip. 1906)
pag. 1080 sq. Hurter sagt von ihm: „Erat academiae [Fribur-
gensisl decus atque ornatnentum virtute et eruditione insigne."

cate. Et quid quamplurimi proprie existimacionis fan-
tasia ducti circa eas frequenter decipiuntur et incaute
alios loquendo aut docendo deeipiunt, utile iudicavi aliqua
de hac materia divina assistente gracia, sed maiorum
meorum sententias annotare et in novem questionis prin-
cipales illam materiam restringere."

Die 9 Fragen sind : I. Utrum indulgencie sint po-
nende. II. Utrum diffinicio indulgencie sit bona, qua
dicitur: Indulgencia est remissio pene temporalis debite
pro peccatis actualibus etc. III. Utrum papa universalem
habens potestatem dandi indulgenciam possit cuilibet
homini conmunicare eam. IV. Utrum indulgencie tan-
tum valeant, quantum sonant, id est: Tantum annun-

3 Beide Schriften sind, abgesehen von der kurzen Erwäh-
nung bei Riegger (1. c. pag. 45 sqq. und darnach bei Schreiber
a. a. O. S. 110 ff.), weder für sich allein noch im Zusammen-
hang mit den einschlägigen Fachfragen bisher nach Gebühr
behandelt und gewürdigt.

1 Die allererste gedruckte Schrift über das Ablasswesen
ist wohl Nikolaus Weigels (gest. 1444) Clavicula indulgentialis
(„Summa de indulgentiis") von 1480. — Pfeffers Tractatus de
indulgentia, 92 Seiten stark in Folio, zweispaltig, ohne Ku-
stoden, mit Signaturen und kleinen, roten vorgedruckten Initialen,
anscheinend 1482 von dem Basler Bernhard Richel gedruckt,
besitzt für die Geschichte der Wiegendrucke Freiburgs eine
bisher noch nicht erkannte besondere Bedeutung.
 
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