Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr 25
in hohem Maße den vertikalen Charakter der bemalt und vergoldet waren, mit schwarzer Ölfarbe
Pfeilerarkaden, dem das Auge folgen will; außer- überstrichen. Es geschah dies im Jahre 1794 („die
dem verhindern sie den Blick in den malerischen Gatter mit schwarzer Ölfarbe gestrichen") in völliger
Kapellenkranz mit seinen farbigen Fenstern, Altären Verkennung der Eigenart der alten, farbenfreudigen
und Epitaphien1. Früher waren zwischen den Pfei- Behandlungsweise. Unter dem schwarzen Anstrich
lern nur etwa 90 cm hohe Maßwerkgalerien einge- konnten die noch leicht erkennbaren Reste der ur-
spannt, wie solche hinter den Schränken der ersten sprünglichen malerischen Behandlung festgestellt
Arkade auf der Nordseite und hinter dem Hochaltar werden, die völlig ausreichende Anhaltspunkte für
noch erhalten sind. die stilgemäße farbige Wiederherstellung der Gitter-
Abbild. 13 Fenster der Schmiedezunft im nördlichen
Seitenschiff mit davorstehender Maßwerkgalerie.
Abbild 14. Fenster der Schmiedezunft im nördlichen
Seitenschiff ohne Maßwerkgalerie.
Mit erschreckender Geschmacklosigkeit hat man
die schönen schmiedeisernen Abschlußgitter der
Chorkapellen, die einst alle in wirksamer Weise
1 32 Jahre später, nach Erhebung des Münsters zur Metro-
politankirche, ergab sich dieser Zustand allerdings von selbst
durch den Einbau des in seiner Formgebung unbedeutenden
Chorgestühls zwischen die Pfeiler, deren Rückwände sich jetzt
an die Steinwände anlehnen. Jedenfalls ließ die hölzerne Tren-
nungswand für sich eine zweckmäßigere und künstlerisch ge-
diegenere Ausbildung zu als die steinerne, wobei auf die An-
lage des Chorgestühls im Konstanzer Münster hingewiesen sei.
Freiburgcr Münsterblätter XIII.
werke ergaben. Besonders interessant und liebevoll
ist die Art, wie die Blattmotive behandelt sind. Das
neue Abschlußgitter der Heimenhofer-Kapelle wurde
im Jahre 1910 im Sinne der aufgedeckten Farbreste
bemalt. Seither sind auch einige alte Gitterwerke
von dem schwarzen Anstrich befreit und in ihrer
ursprünglichen farbigen Erscheinungwiederhergestellt
worden, was auch bei den übrigen nach und nach
geschehen soll. Dadurch wird der frühere heitere,
wohltuende Eindruck der Kapellengitter wieder
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in hohem Maße den vertikalen Charakter der bemalt und vergoldet waren, mit schwarzer Ölfarbe
Pfeilerarkaden, dem das Auge folgen will; außer- überstrichen. Es geschah dies im Jahre 1794 („die
dem verhindern sie den Blick in den malerischen Gatter mit schwarzer Ölfarbe gestrichen") in völliger
Kapellenkranz mit seinen farbigen Fenstern, Altären Verkennung der Eigenart der alten, farbenfreudigen
und Epitaphien1. Früher waren zwischen den Pfei- Behandlungsweise. Unter dem schwarzen Anstrich
lern nur etwa 90 cm hohe Maßwerkgalerien einge- konnten die noch leicht erkennbaren Reste der ur-
spannt, wie solche hinter den Schränken der ersten sprünglichen malerischen Behandlung festgestellt
Arkade auf der Nordseite und hinter dem Hochaltar werden, die völlig ausreichende Anhaltspunkte für
noch erhalten sind. die stilgemäße farbige Wiederherstellung der Gitter-
Abbild. 13 Fenster der Schmiedezunft im nördlichen
Seitenschiff mit davorstehender Maßwerkgalerie.
Abbild 14. Fenster der Schmiedezunft im nördlichen
Seitenschiff ohne Maßwerkgalerie.
Mit erschreckender Geschmacklosigkeit hat man
die schönen schmiedeisernen Abschlußgitter der
Chorkapellen, die einst alle in wirksamer Weise
1 32 Jahre später, nach Erhebung des Münsters zur Metro-
politankirche, ergab sich dieser Zustand allerdings von selbst
durch den Einbau des in seiner Formgebung unbedeutenden
Chorgestühls zwischen die Pfeiler, deren Rückwände sich jetzt
an die Steinwände anlehnen. Jedenfalls ließ die hölzerne Tren-
nungswand für sich eine zweckmäßigere und künstlerisch ge-
diegenere Ausbildung zu als die steinerne, wobei auf die An-
lage des Chorgestühls im Konstanzer Münster hingewiesen sei.
Freiburgcr Münsterblätter XIII.
werke ergaben. Besonders interessant und liebevoll
ist die Art, wie die Blattmotive behandelt sind. Das
neue Abschlußgitter der Heimenhofer-Kapelle wurde
im Jahre 1910 im Sinne der aufgedeckten Farbreste
bemalt. Seither sind auch einige alte Gitterwerke
von dem schwarzen Anstrich befreit und in ihrer
ursprünglichen farbigen Erscheinungwiederhergestellt
worden, was auch bei den übrigen nach und nach
geschehen soll. Dadurch wird der frühere heitere,
wohltuende Eindruck der Kapellengitter wieder
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