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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Editor]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 13.1917

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Albert, Peter P.: Felizian Geißinger und seine Inschriftensammlung vom Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2399#0044
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Albert, Felizian Geissinger und seine Inschriftensammlung vom Freiburger Münster

Verrichtungen verwendetl. Zu Beginn des Jahres
1783 erhielt er das Beneficium Helblingianum zu
Buchholz. Er war der letzte Inhaber dieser Pfründe,
die unterm 13. November 1784 in eine Lokalkaplanei
umgewandelt und am 24. September 1788 vom Bi-
schof von Konstanz zur selbständigen Pfarrei er-
hoben wurde, wodurch Geissinger zunächst Lokal-
kaplan und dann erster Pfarrer von Buchholz wurde2.
„Gleichzeitig mit Errichtung der Lokalkaplaneien", sagt
der Ortschronist von Buchholz:;, „fiel auch die Ein-
führung der josephinischen Normalschulen in den Vor-
landen zusammen, und so war es auch dem ersten
Pfarrer von Buchholz vorbehalten, die erste Normal-
schule am 11. November 1784 in Buchholz in Gegen-
wart des Michel Bruder, Schulaufsehers, und des Mat-
thäus Rieh, Stabhalters, mit 69 Schülern zu eröffnen,
welche einen so gedeihlichen Fortgang nahm, dass die
Gemeinde sich schon 1797 zum Bau eines neuen
Schulhauses entschließen mußte, weil unterdessen das
alte für die Schülerzahl zu klein geworden war. Die
vielfachen Bemühungen des Pfarrers Geissinger
in Kirche und Schule in Buchholz fanden auch
von der Gutsherrschaft ehrende Anerkennung; als eine
solche muß die Vergabung einer Monstranz an die
Kirche durch Franz Anton von Beyer angesehen werden,

1 Hierüber macht er selbst unterm 1. Juni 1785 folgende
Angaben, die sich auf die Zeit von 1777 bis 1783 erstrecken:
.,6 Wochen im Elsaß bei meiner ehemaligen Herrschaft, wo ich
Hofmeister wäre; zu Wihl die Pfarrei versehen, zu Saspach,
Kenzingen und in dem Unterland gewesen, 42 Tage; zu Holz-
hausen 5 Wochen die Pfarrei versehen ...; zu Ettenheimmünster,
Schuttern, Heimbach wegen einer Predig; in der Retur bin ich
zu Emmendingen und Waldkirch 6 Tag auch wegen dem Wasser
aufgehalten worden, zusammen 28 Tage; zu Tennenbach und
Kirnhalten, 8 Tage; zu Tottnau 14 Tage; zu St. Ulrich in festo
levitirt, 2 Tage; bei denen hochwürdigen Frauen Ursulineren
wegen Predigten, Amten, Vesperen und Levitiren, 60 Tage; in
der Karthaus zu Freyburg in festo Brunonis, 1 Tag; weiters
habe ich die Wettermessen zu Littenweiler von einem Heilig-
kreuztag bis zum andren nebst vilen andren Messen beibehalten
als ihr gewester Vicarius, ... 80 Tage; zu Stauffen und Kirch-
hoffen, 4 Tage; zu Pfaffenweiler gepredigt, 5 Tage; zu Zehringen
gepredigt, 1 Tag; zu Wassenweiler gepredigt, mich dort aufge-
halten 5 Tage; zu Rothweil in Anhaltung meines Beneficii,
3 Tage; bei Herren Franziscanern gepredigt zu Freyburg, 1 Tag;
bei denen PP. Augustineren levitiert, 6 Tage; in festo coenae
domini ... bei Herrn Excellenz (?) Stadtpfarr Sturm, 1 Tag;
bei Excellenz Herrn Reichsgraf Kageneck zu Munzingen, wie
auch zu Umbkirch, 6 Tage; bei Herrn von Bayer, 3 Tage; bei
Herrn Kageneckischen Verwalter zu Umbkirch, 2 Tage; bei
Herrn Comissario zu Endingen, 2 Tage; bei Herrn Decan zu
Lehen, 5 Tage; bei dem verstorbnen Pfarr zu Riegel, 3 Ta»e;
bei Herrn Kleyle Praesentiar, 30 Tage; bei Herrn Präsentiar
Hegner, bei 8 Tagen; zu Kirchzarten bei Herrn Pfarr, Herrn
Kaplan und Talvogten, 5 Tage; bei den beeden Vögten zu
Littenweiler, auch zu Kappel, 16 Tage; bei Herrn Schnur, Pfarr
in Kappel, 10 Tage; auch bei etwelchen Herren Burgeren in
Freyburg, 10 Tage; Summ der Tagen: 888." Teilungsakten.

'" Die kaiserliche Bestätigung erfolgte erst 1792. Damit
erklärt sich die Angabe des Catalogus Conctantiensis ad annum
MDCCXCIV, der (p. 42) Geissinger noch als „Kaplan" zu Buch-
holz verzeichnet.

3 A. Münzer, Buchholz, in „Schau-ins-Land" 10 (1883) S. 63
bis 75.

welche, der Kapelle des obern Schlosses in Freiburg
angehörend, nach dessen Zerstörung von einem Feld-
prediger Schott der Kirche in Buchholz zum Kauf an-
getragen wurde, ebenso die Erbauung eines neuen
Kaplaneihauses durch die Herrschaft, da das frühere
der Würde eines Pfarrherrn nicht mehr zu entsprechen
schien."

Seiner Liebhaberei folgend, begann Geissinger
mit dem Antritt seiner Stelle als Helblingscher Be-
nefiziat eine Art Ortschronik von Buchholz anzu-
legen und bis zu seinem Tode (1806) fortzuführen4.
Die ziemlich buntzusammengestellten und treuherzigen
Aufzeichnungen nannte er (auf dem Einband) „Jahrs
Buch der Kapplaney Buch holz von Bayerischer Herr-
schafft" de anno 1783" oder, wie im Haupttitel, der
zugleich den Inhalt angibt: „Jahrs Buch der Kap-
planey zu Buchholz Helblingischer Fundation in betreff
geistlicher Verrichtungen, auch der Kapitalien, Zinsen,
Jahrs Tagen, Klag Puncten, auch resolvirte Puncten,
auch deren Häusren, Burger, Kindren, andre (zu wissen)
nothwendige Stückhe, Damit mann gleich in so Vihl
des beneficii Ertrags gewinn, Verlursts ersehen mag,
weil Vor mir Kein Buchstaben Vorhanden, So habe ich
es mit müehe zusammen getragen. Buchholz den 9,e5
Februarij 1783. Joseph Felicianus Geißinger SS. Theol.,
SS: CC. Candidatus". Zwischen die zusammenhangs-
losen Einträge mischte er allerlei mit Farben an-
gelegte Bilder und zeichnerisches Beiwerk". Der
später von des Verfassers Nachfolgern in der Seel-
sorge zu Buchholz teilweis fortgesetzte Inhalt hat
von der an der Spitze stehenden „Copia des Funda-
tions Brieff der Kaplaney in Buchholz -. Episcopalis
Confirmatio super Beneficium Buocholzense" vom 22.
Mai 1722 angefangen bis zu dem letzten, von Geis-

1 Im Auszug veröffentlicht von Münzer a. a. O. S. 71—74.
— Seinen ersten historischen Versuch scheint die Handschrift
VIII Ha 46a des Stadtarchivs darzustellen, ein 1782 gemachter
„Zusamen Trag Von den Herzogen von Zahringen", 30 Blätter
in Folio, mit einer zeichnerischen Skizze der Burg Zähringen
(Bl. li): „Aussicht gegen Auffgang" nach der damals allgemein
gangbaren Vorstellung vom ursprünglichen Aussehen der Burg
in ihrer „Herrlichkeit"; vgl. Wochen oder Monatschrift für das
Land Breißgaa 3. H. 6. St. 1781 S. 3.

5 Buchholz war nach dem Tode des Dr. Helbling am
5. September 1719 an seinen Schwestersohn, den kaiserlichen
Rat und Bürgermeister zu Freiburg Franz Anton von Bayer,
übergegangen.

•■ Die ganze Handschrift hat 92 Blätter in Folio und ist
vom Verfasser mit S. 1 — 178 paginiert. Die kolorierten Feder-
zeichnungen verteilen sich folgendermaßen: Titelbild „Kaplaney
Hauß", S. 4 Brustbild Jakob Christoph Helblings von Hirzfeld,
S.5 „dessen Grabschrifft in stein gehauen ist zu sehen in dem
lieben Frauen Münster zu Freyburg in dem universitär Köhrle
oben am Fenster", S. 6 Wappen der „Helbling von Hirzfeldten",
S 7 „Bischöfflich Kostanzisches Wappen", S. 52 „Die Kirche
zur Heiligen Anna in dem Suckenthai", S. 53 „Die Kirche zu
Buchholz ad Sanctum Pancratium", S. 116, 117 und 155 Sitten-
bilder, S. 154 der (Binden-) Schild von Österre-ch; die für
„Das Herrschaftliche von Bayerische Schloß der Pflug genannt"
(1760 erbaut), für „Das orth Buchholz v. Bay: Herrschafft" und
,Der Hannen Hooff in Buchholz" S. 1, 3 und 9 vorgesehenen
sind leer geblieben.
 
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