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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 14.1918

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Kempf, Friedrich: Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr: III. Durch Feuersgefahr
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https://doi.org/10.11588/diglit.2400#0009
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Maßwerkfüllung eines, Chorpfeilers über der Plattform.

Heimsuchungen und Schicksale

des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch

Menschenhand und Feuersgefahr.

Von

Münsterbaumeister Friedrich Kempf.

III. Durch Feuersgefahr.

W(&3\n diesem dritten Teil unserer Aufgabe
^■(vv 'st davon zu reden, welche Heimsuch-
i B [fn un§en das Münster durch die Einflüsse
^■^o{ der Naturkräfte, besonders durch
Feuersgefahr im Laufe der Jahrhun-
derte erfahren hat. Wie jedes aus Menschen-
hand hervorgegangene Werk der Vergänglichkeit
unterliegt, so hat auch der Bau des Münsters seinen
Zoll an die Zeit zu entrichten, mechanische und
chemische Kräfte üben unaufhaltsam ihre zerstörende
und auflösende Wirkung an dem Bau aus. Je nach
Wetterbeständigkeit und Alter des Steinmaterials be-
findet er sich in verschiedenem Zustand der Ver-
witterung. Durch Feuchtigkeit und Mangel an Luft
und Licht verfault und verstockt das Holzwerk und
wird von Würmern durchfressen. Alle diese Er-
scheinungen verlangen deshalb, dass wir dem Bau-
werk ununterbrochen unsere aufmerksame Fürsorge
zuwenden. Geschieht dies nicht, so stellen sich
bald seinen Bestand ernstlich bedrohende Zeichen
des Verfalles ein. Wir konnten in unserem ersten
Aufsatze bezeichnende Beispiele dafür vorführen, in
welche Lage der Zerrüttung der Bau geriet, nach-
dem in den Zeiten der unseligen Kriege aus Mangel
an Mitteln lange Jahre die bauliche Unterhaltung

Freiburger Munsterblätier XIV.

vernachlässigt worden war. Die Fälle sind nicht
selten, dass Denkmäler von hohem Kunstwert in
Trümmer gesunken sind, weil man es unterließ,
rechtzeitig die notwendigsten Schutzmaßregeln zu
ergreifen. Wer kennt nicht den Kölner Dom vom
Bilde her aus der Zeit seiner Verlassenheit und
seines ärgsten Verfalles? Er wäre seiner völligen
Vernichtung entgegen gegangen, wenn nicht König
Friedrich Wilhelm IV. in seiner aufrichtigen Liebe
zur Kunst unter Mitwirkung aller Kreise und Stände
des deutschen Volkes dem verwahrlosten Zustand
mit sicherem Ziele ein Ende gemacht hätte.

Oft sind Denkmäler zu Ruinen geworden, weil
man es nicht der Mühe wert erachtete, sie wieder
mit dem schützenden Dach, dessen sie durch Blitz-
schlag oder andere Ursachen beraubt wurden, zu
versehen. Man denke, um nur ein Beispiel anzu-
führen, an die Klostergebäulichkeiten von Aller-
heiligen im Schwarzwald, die bald nach der Auf-
hebung des Klosters ein Blitzstrahl in Brand setzte.
Von der Kirche war nur die Bedachung völlig zer-
stört, so dass es ein leichtes gewesen wäre, das
schöne, für die deutsche Kunstgeschichte hochbedeut-
same frühgotische Architekturdenkmal zu erhalten.
Allein man hat es dem Verfall preisgegeben und im

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