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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 14.1918

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Kempf, Friedrich: Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr: III. Durch Feuersgefahr
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https://doi.org/10.11588/diglit.2400#0029
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Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr 21

Die Notwendigkeit einer Blitzableitung am Mün- und für die Wächter ein sicherer Ausweg vorhanden
sterturm wurde, wie erwähnt, im Jahre 1827 von der wäre. Der Magistrat, der zwar die Anbringung einer
städtischen Bauverwaltung in einem Bericht vom Blitzableitung „für zweckmäßig und ausführbar er-
18.Januar dem Magistrat, der damals noch die Ober- achtete', wollte vor seinem endgültigen Entschluss
Pflegschaft über das Münster hatte, eingehend und die Frage aufs neue mit Sachverständigen besprechen,
mit sachlichen Gründen dargetan. Sie wies, unter Die mittlerweile deswegen befragten Professoren
Berufung auf den Blitzschlag am 11. Januar, auf die Butzengeiger und Seeber hielten nach einem Be-
große Gefahr hin, die für den Turm entstehen könnte, rieht vom 11. Juli 1827 die Planung einer Blitz-

wenn bei einer
Blitzkatastrophe
das in ihm be-
findliche Holz-
werk in Brand
aufginge. Der

Magistrat gab
diese Anregung
sogleich an den
Münsterproku-
rator zur Äuße-
rung. Derselbe
berichtet unterm
15. März zurück,
dass man sich
mit sachverstän-
digen Physikern

bezüglich der
Anbringung
eines Wetterab-
leiters auf dem
Turm beraten,
aber zu keinem
Ergebnisse ge-
kommen sei. Es
wurden techni-
sche und finan-
zielle Bedenken
gegen das Vor-
haben geltend
gemacht. Einige
glaubten näm-
lich, „man
müsste das ganze

Münster mit
einer Wetterab-
leitung überzie-

Abbild. 6. Alte Kreuzblume mit neuer Sternbekrönuno aus dem Jahre 1861.

ableitung für das
ganze Münster

ebenfalls für
wünschenswert,
bemerkten aber,
dass sie nicht

ohne große
Schwierigkeiten

und hohen
Kostenaufwand
ausführbar sei,
weil alle Metall-
vergießungen in
Berührung mit

der Leitung
kommen müss-
ten, um auf eine
zuverlässige Ab-
leitungdes Blitz-
strahles rechnen
zu können. Das
sei wohl auch
der Grund, wes-
halb ähnliche
Bauwerke, in
Straßburg, Köln
und Wien mit
einer Ableitung
noch nicht ver-
sehen seien. Be-
denke man die

ungeheure
Masse Blei und
Eisen am Mün-
ster, so sagt der
Bericht weiter,
die miteinander

hen, was sehr kostspielig und dann noch gefährlicher in Verbindung gesetzt werden müsste, so würde
werden könnte, weil das Metall durch dieselbe seine man leicht die Schwierigkeiten und den Kosten-
Fangkraft verliere". Auch die vom Kreisdirektorium aufwand ermessen können. Sich in Sorglosigkeit
eingesetzte Kommission zur Verschönerung des wiegend schließt der Bericht: „Auch ist die Gefahr
Münsters sei der Meinung, man solle es bei dem für diesen herrlichen Tempel nicht so bedeutend,
bestehenden Zustande belassen und nur die nörd- da bloß in 700 Jahren ein einzigesmal im Jahre 1561
liehe Turmtreppe wieder zugänglich machen, um der Blitzschlag verheerend wirkte." Daraufhin be-
einen sicheren Auf- und Abstieg herzustellen, wo- schloss der Rat, von der Anlage einer Blitzableitung
durch im Falle der Not die Hilfe nicht unmöglich abzusehen und es bei der Zugängigmachung der

Freiburger Miinsterblättcr XW. 4
 
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