Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr 23
eingebauten im Turme bis zur Höhe der Plattform verständlich das Haupterfordernis, dass sie nötigen-
und zu beiden Seiten des Langschiffs bis zur Dach- falls so schnell wie möglich angewendet werden,
höhe geführten Steigrohrleitungen. Durch Einschal- Aus dem Gesagten dürfte erhellen, dass nach
tung der Motorspritze und Ankuppelung der Schlauche menschlicher Voraussicht alles getan und nichts außer
an den Auslaufen können genü-
gende Massen Wasser mit bestän-
digem starken Druck auf die er-
forderliche Höhe gefördert wer-
den. Während die erstere Ein-
richtung von den Werkleuten der
Hütte, die nach ihrer Instruktion
bei Ausbruch eines Brandes am
Münster sofort zur Stelle sein
müssen, bedient werden kann, hat
diese in Fällen der Gefahr die
Alarmierung der Feuerwehr zur
Voraussetzung. In dem Streben,
dieVorkehrungen zurFeuersicher-
heit des Münsters so vollkommen
als nur immer möglich zu treffen,
wurde ferner eine stabile, aus
galvanisierten Eisenrohren be-
stehende Leitung mit Hydranten
vom Turm über die Dachräume
des Langhauses und Chors gelegt.
Dieselbe wird gespeist von dem
Wasserbehälter über den Glocken
im Turm und ist der Druck des
Wassers ausreichend genug, um
ein im Entstehen begriffenes Scha-
denfeuer im Keim zu ersticken,
nötigenfalls so lange zu unter-
drücken, bis die Motorspritze der
Feuerwehr zur Stelle ist.
Mit den besprochenen Feuer-
lösch - Einrichtungen erschöpfen
sich indes die Mittel zur Be-
kämpfung der Feuersgefahr nicht.
Es kommen zu ihrer Verringerung
noch weitere sich als nützlich und
zweckdienlich erweisende Maß-
nahmen in Betracht. So sei er-
wähnt, dass an mehreren Stellen
im Glockenstuhlgeschoss und in
den Dachstühlen eine Anzahl
Minimax-Feuerlöschapparate an-
gebracht sind, die es ermöglichen,
ein eben entstandenes Feuer sofort
Abbild. 7. Die Helmspitze in ihrem
gegenwärtigen Zustand.
acht gelassen ist, um Feuer-
schäden am Münster zu verhüten
und um die Ausbreitung eines
ausgebrochenen Brandes zu ver-
hindern. Manche Gefahrquelle,
welche leicht zu einem Brande
hätte Anlass bieten können, wovon
im Verlaufe unserer Ausführungen
bereits die Rede war, wurde in
den letzten zwei Jahrzehnten be-
seitigt. Das Kommando der Frei-
willigen Feuerwehr, welches die
getroffenen Maßnahmen schon
mehrmals geprüft hat, bezeichnete
sie „als durchaus zweckdienlich
undauch aisausreichend". Sollten
sich auf Grund von Erfahrungen
auf dem Gebiete des Feuerlösch-
wesens Verbesserungen der be-
stehenden oder die Schaffung
weiterer Einrichtungen als not-
wendig erweisen, so wird selbst-
redend nach dieser Richtung hin
nichts verabsäumt werden.
Einer anderen Gefahr, die das
Münster in der gegenwärtigen
Kriegszeit ausgesetzt ist, haben
wir bereits in der Einleitung un-
seres ersten Aufsatzes' gedacht.
Wir meinen die Bomben abwürfe
feindlicher Flieger, die sich
nicht auf militärische Ziele be-
schränken, sondern es vielmehr mit
ihren Angriffen auf offene und
wehrlose deutsche Städte abge-
sehen haben. Allerdings ist in-
folge dieser Einwirkung viel eher
die Zerstörung des Steinwerks2
> Münsterblätter 12 (1916) S. t.
- Die Glasgemälde in den Seiten-
schiffen und im Querschiff sind gegen
Fliegergefahr dadurch geschützt, dass sie
in derHauptsache aus denFenstern heraus-
genommenen sichere Schutzverwahrung
gebracht und durch Notverglasungen
ersetzt wurden. Vorher wurden sämtliche Fenster an Ort und Stelle
in der Größe 0,40 : 0,40 m photographisch aufgenommen. Auch
unschädlich zu machen. Sodann ist darauf hinzu-
weisen, dass besondere Anordnungen getroffen und sind von Professor Geiges, der zurzeit mit ihrer wiederinstand-
geeignete Vorschriften für die Stammwerkleute er- Setzung betraut ist, in seiner Werkstätte von allen Einzelheiten
lassen wurden, die darauf gerichtet sind, tunlichst Photographische Aufnahmen gemacht worden. Derselbe besitzt
auch Pausen von allen alten Originalen mit genauer Angabe
rasch etner Feuersgefahr entgegenzutreten. Denn es der Farben Von der Herausnahme der schwer zugänglichen
ist bei all den vorhandenen Einrichtungen selbst- Hochchorfenster musste angesichts der außerordentlich schwie-
eingebauten im Turme bis zur Höhe der Plattform verständlich das Haupterfordernis, dass sie nötigen-
und zu beiden Seiten des Langschiffs bis zur Dach- falls so schnell wie möglich angewendet werden,
höhe geführten Steigrohrleitungen. Durch Einschal- Aus dem Gesagten dürfte erhellen, dass nach
tung der Motorspritze und Ankuppelung der Schlauche menschlicher Voraussicht alles getan und nichts außer
an den Auslaufen können genü-
gende Massen Wasser mit bestän-
digem starken Druck auf die er-
forderliche Höhe gefördert wer-
den. Während die erstere Ein-
richtung von den Werkleuten der
Hütte, die nach ihrer Instruktion
bei Ausbruch eines Brandes am
Münster sofort zur Stelle sein
müssen, bedient werden kann, hat
diese in Fällen der Gefahr die
Alarmierung der Feuerwehr zur
Voraussetzung. In dem Streben,
dieVorkehrungen zurFeuersicher-
heit des Münsters so vollkommen
als nur immer möglich zu treffen,
wurde ferner eine stabile, aus
galvanisierten Eisenrohren be-
stehende Leitung mit Hydranten
vom Turm über die Dachräume
des Langhauses und Chors gelegt.
Dieselbe wird gespeist von dem
Wasserbehälter über den Glocken
im Turm und ist der Druck des
Wassers ausreichend genug, um
ein im Entstehen begriffenes Scha-
denfeuer im Keim zu ersticken,
nötigenfalls so lange zu unter-
drücken, bis die Motorspritze der
Feuerwehr zur Stelle ist.
Mit den besprochenen Feuer-
lösch - Einrichtungen erschöpfen
sich indes die Mittel zur Be-
kämpfung der Feuersgefahr nicht.
Es kommen zu ihrer Verringerung
noch weitere sich als nützlich und
zweckdienlich erweisende Maß-
nahmen in Betracht. So sei er-
wähnt, dass an mehreren Stellen
im Glockenstuhlgeschoss und in
den Dachstühlen eine Anzahl
Minimax-Feuerlöschapparate an-
gebracht sind, die es ermöglichen,
ein eben entstandenes Feuer sofort
Abbild. 7. Die Helmspitze in ihrem
gegenwärtigen Zustand.
acht gelassen ist, um Feuer-
schäden am Münster zu verhüten
und um die Ausbreitung eines
ausgebrochenen Brandes zu ver-
hindern. Manche Gefahrquelle,
welche leicht zu einem Brande
hätte Anlass bieten können, wovon
im Verlaufe unserer Ausführungen
bereits die Rede war, wurde in
den letzten zwei Jahrzehnten be-
seitigt. Das Kommando der Frei-
willigen Feuerwehr, welches die
getroffenen Maßnahmen schon
mehrmals geprüft hat, bezeichnete
sie „als durchaus zweckdienlich
undauch aisausreichend". Sollten
sich auf Grund von Erfahrungen
auf dem Gebiete des Feuerlösch-
wesens Verbesserungen der be-
stehenden oder die Schaffung
weiterer Einrichtungen als not-
wendig erweisen, so wird selbst-
redend nach dieser Richtung hin
nichts verabsäumt werden.
Einer anderen Gefahr, die das
Münster in der gegenwärtigen
Kriegszeit ausgesetzt ist, haben
wir bereits in der Einleitung un-
seres ersten Aufsatzes' gedacht.
Wir meinen die Bomben abwürfe
feindlicher Flieger, die sich
nicht auf militärische Ziele be-
schränken, sondern es vielmehr mit
ihren Angriffen auf offene und
wehrlose deutsche Städte abge-
sehen haben. Allerdings ist in-
folge dieser Einwirkung viel eher
die Zerstörung des Steinwerks2
> Münsterblätter 12 (1916) S. t.
- Die Glasgemälde in den Seiten-
schiffen und im Querschiff sind gegen
Fliegergefahr dadurch geschützt, dass sie
in derHauptsache aus denFenstern heraus-
genommenen sichere Schutzverwahrung
gebracht und durch Notverglasungen
ersetzt wurden. Vorher wurden sämtliche Fenster an Ort und Stelle
in der Größe 0,40 : 0,40 m photographisch aufgenommen. Auch
unschädlich zu machen. Sodann ist darauf hinzu-
weisen, dass besondere Anordnungen getroffen und sind von Professor Geiges, der zurzeit mit ihrer wiederinstand-
geeignete Vorschriften für die Stammwerkleute er- Setzung betraut ist, in seiner Werkstätte von allen Einzelheiten
lassen wurden, die darauf gerichtet sind, tunlichst Photographische Aufnahmen gemacht worden. Derselbe besitzt
auch Pausen von allen alten Originalen mit genauer Angabe
rasch etner Feuersgefahr entgegenzutreten. Denn es der Farben Von der Herausnahme der schwer zugänglichen
ist bei all den vorhandenen Einrichtungen selbst- Hochchorfenster musste angesichts der außerordentlich schwie-