Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
92

Scherben in Ton und Sigillata (darunter das Randstück eines Tellers Hofheim 4 A), sehr brüchige
Bronzereste, zahlreiche Holzkohlenstücke, aber nur wenige kalzinierte Knochen.
Streufunde (Taf. 48, A, 1—7).
Beim Abdecken kamen zum Vorschein, ohne daß Zugehörigkeit zu einem bestimmten Grabe
nachgewiesen werden konnte: ein eisernes Beil (Abb. 1); eine kleine blaugrüne Glasflasche (Abb. 2);
Reste von mindestens drei prismatischen Flaschen aus blaugrünem Glase, davon zwei mit aus der
Form gegossenen konzentrischen Kreismustern und Buchstabengruppen (einmal P und C, einmal
Cund C, beide wahrscheinlich zu CC/PC zu ergänzen1, Abb. 3 und 5); ein durch Leichenbrandfeuer
deformiertes Salbfläschchen mit langem Halse und verbreiterter Standfläche (Abb. 7); zwei Bronze-
fibeln mit verdickter Bügelmitte (Abb. 4 u. 6); ein unkenntliches M. E. und ein M. E. des Domitian.
Oberflächlich über Grab 1 kam ein K. E. von Constantius II. zutage.

B. Beobachtungen und Ergebnisse.
Es mag auffallen, daß die Brandgräber nicht sämtlich an einer Stelle zusammenliegen. Es sind
vor allem vier, die sich weit abseits befinden: Nr. 48 und 49 (nördlich von Bau IX) und Nr. 60 und 61
(vor der Umfassungsmauer, nördlich der Sarkophage). Betrachtet man den Inhalt dieser Gräber,
so kann kein Zweifel darüber bestehen, daß sie die ältesten von allen sind; zu dieser frühesten Gruppe
läßt sich wohl auch noch Grab 20 rechnen. Sie entstammen der Mitte des 1. Jahrh., gehören also
zur ältesten Anlage des Herrenhauses. Die übrigen Brandgräber reichen etwa von der flavischen
Zeit bis zum Ende des 2. Jahrhunderts. Über die Zeit von etwa 200 n. Chr. gehen sie aber nicht hinab,
während wir doch gerade auf dem platten Lande mindestens bis in das dritte Viertel des 3. Jahrh.
Brandgräber voraussetzen müssen 2). Diese späteren Brandgräber fehlen uns ebenso wie die frühen
Skelettgräber des späten 3. Jahrhunderts. Wir kennen sonst nur die Sarkophaggräber aus dem
4. Jahrhundert (Kap. XII).
Es liegt jedoch deshalb keinerlei Grund zu der Annahme vor, daß der Gutshof zeitweilig nicht
bewohnt gewesen sei. Wir müssen wohl annehmen, daß die Gräber dieser Zeit irgendwo außerhalb
des Gutshofes liegen, woselbst sie unser Spaten zufällig nicht erreicht hat.
Wir haben also kein einheitliches Grabfeld von der ältesten bis zur jüngsten Zeit, sondern
Gräber an verschiedenen Stellen des Gutshofes. Ich möchte glauben, daß der Grund dafür darin
zu suchen ist, daß mehrere Male im Laufe der Zeit ein Wechsel des Besitzers des Hofes eingetreten
ist. Darauf weisen vielleicht auch einige der Veränderungen des Herrenhauses hin, wie beispiels-
weise die Beseitigung der Wandmalereien des Speisesaales. Dieser Wechsel in der Dekoration
bedeutet ja schließlich etwas mehr, als wenn wir heutigentages eine nicht mehr passende Tapete
durch eine andere ersetzen.
Schließlich sei noch einmal kurz auf einige Beobachtungen hingewiesen, die in der Fund-
beschreibung mehrfach erwähnt wurden. Nur in wenigen Fällen war die Knochenasche in einer
Urne geborgen, in 50 von 61 Fällen lag sie frei im Boden. Bei den Gefäßen, die Leichenreste bargen,
konnte wiederholt festgestellt werden, daß sich in ihrem Boden ein Loch befand, das schon in alter
Zeit eingebohrt worden war3). Dieselbe Beobachtung habe ich schon vor vielen Jahren gelegentlich
eigner Ausgrabungen auf dem römischen Friedhof in Weisenau bei Mainz öfter machen können.
*) Derartiger Stempel in der Sammlung Nießen 2, 1911 Taf. 55 Nr. 357—358, vgl. 355—356.
2) Noch spätere Brandgräber sind wiederholt sogar in Köln selbst nachgewiesen worden, so besonders zwei
neue Funde: aus der Friesenstraße, mit silbernem Löffel (Inschrift VTERE FELIX) und Münzen der Zeit um 270
n. Chr.; aus der Rochusstraße in Köln-Bickendorf: Gläser, Silberbeigaben (kleiner Teller und Löffel mit Inschrift
ADELFI) und Münzen der Zeit um 280 n. Chr.
3) Von den 11 Gräbern mit Aschenurnen (Nr. 8, 14, 22, 26, 28, 29, 30, 33, 39, 40, 55) weisen sechs diese Vor-
richtung auf (Nr. 14, 22, 28, 33, 39, 40). Bei dreien (Nr. 8, 26, 55) war es bestimmt nicht vorhanden; bei Nr. 29 und
 
Annotationen