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Friederichs, Karl
Berlins antike Bildwerke (Band 1): Die Gypsabgüsse im Neuen Museum — Düsseldorf, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.1132#0235
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Mythologische Darstellungen.

a) Mythologische Darstellungen.

Schon in der Einleitung zum vorigen Abschnitt ist be-
merkt worden, dass die Götterbilder dieser Periode weniger
religiösen Gehalt haben als diejenigen des fünften Jahrhun-
derts. Finden wir doch unter ihnen bereits eine badende
Venus und einen mit einer Eidechse spielenden Apollo, Sta-
tuen, die zwar schwerlich für den Cultus bestimmt waren, aber
doch unter allen Umständen ein Zeugniss dafür sind, dass
man die Götter mehr wie liebliche Menschenkinder und in
Motiven und Situationen des täglichen Lebens darzustellen
anfing. Aber nur anfing, denn im Allgemeinen ist der re-
ligiöse Gehalt noch nicht völlig geschwunden und es giebt
einzelne Werke, wie Juno Ludovisi, bei denen sich zweifeln
'-ässt, ob das Göttliche oder Menschliche, die Würde oder die
Anmuth stärker in ihnen ausgeprägt ist. Das ist freilich ge-
wiss, dass der religiöse Gehalt nirgends mehr so rein und
ungemischt und darum so ergreifend hervortritt, wie in der
früheren Zeit, aber sogar in religiöser Hinsicht ist die Zu-
that milder Anmuth nicht in allen Fällen eine Einbusse-
Denn wenn es überhaupt erlaubt ist, zu den Eigenschaften
der oder einiger griechischer Gottheiten auch die Liebe, frei-
lich in ganz anderm Sinn als wir von der Liebe Gottes reden,
zu rechnen, so findet diese Eigenschaft unläugbar erst jetzt
ihren Ausdruck in der Plastik. In Vesta Giustiniani, in Hera
Farnese, in der Parthenos des Phidias, auch in dem grossen
eleusinischen Relief, kann von einem Ausdruck der Liebe
nicht gesprochen werden, der in der Leukothea der Glypto-
thek unverkennbar ist.

411. Sogenannte Leucothea*. Marmorstatue, früher
m Villa Albani, durch Napoleon nach Paris entführt, und bei
der Zurückgabe der geraubten Schätze durch König Ludwig
von Baiern gekauft, in dessen Glyptothek sie sich jetzt be-
findet. Ergänzt sind der rechte Arm der Frau, die Finger
ihrer linken Hand und beide Arme des Knaben mit dem
Krug, der Kopf des Kindes ist antik, aber nicht zugehörig.

In der Richtung der fehlenden Arme konnte der Er-

* Im Niobidensaal n. T04. /

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