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Griechische Kunst unter Barbaren. 417

neben den Skeletten gefunden, n. 699 neben dem der Köni-
gin, und das andre neben dem des Königs und zwar an der
Handwurzel.

Das an erster Stelle erwähnte Armband ist mit Reliefs
von getriebener Arbeit bedeckt, welche abwechselnd den Raub
des Cephalus durch Aurora und die Bezwingung der Thetis
durch Peleus darstellen. Der Löwe in der letzteren Gruppe
deutet eine der Verwandlungen an, durch welche Thetis sich
dem sterblichen Mann zu entziehen suchte. Die beiden Lie-
besscenen entsprechen sich dem Gedanken nach und sind
passend für ein Schmuckgeräth, aber die Ungleichheit ihrer
räumlichen Ausdehnung ist nicht schön. Ausserdem fällt
auf, dass die Rosettenpaare welche die Scenen trennen, ein-
zelne Theile der Figuren verdecken, besonders aber dies,
dass von der Figur des Peleus nur die obere Hälfte sichtbar
ist. Offenbar sind diese Gruppen, die sich auch auf andern
Denkmälern ähnlich wiederholen, nicht für das Armband com-
ponirt, sondern nur anderswoher genommen und für die neue
Verwendung nicht gerade sehr hübsch zugerichtet. Der Stil
der Figuren ist noch alterthümlich und dem fünften Jahrhun-
dert angehörig, aber diese Zeitbestimmung bezieht sich nur
auf das Original der Reliefs, das ja später copirt werden
konnte. Für die Datirung des Grabes besitzen wir keinen
andern Anhaltspunkt, als eine darin gefundene Inschrift die
nicht jünger sein kann als das dritte Jahrhundert v. Chr.

Das Armband der Königin ist doppelt so breit als das
eben betrachtete. Jede Hälfte desselben ist mit ganz über-
einstimmenden Reliefs verziert, in denen beliebte Thiergruppen,
Hirsche von Greifen angefallen, dargestellt sind. Die Aus-
führung ist wie bei dem vorhergehenden Stück sauber, aber
doch ist ein gewisser Zusatz von Ungeschicklichkeit nicht zu
verkennen, der uns freilich an andern Denkmälern noch stärker
auffallen wird. Hauptsächlich zeugt die Breite des Bandes
von barbarischem Geschmack. Es ist für jeden ungebildeten
oder verbildeten Geschmack charakteristisch, dass er am
Schmuck vornehmlich Masse und Gewicht schätzt, die der ed-
lere Geschmack gerade zurücktreten lässt.

Das dritte Armband, strickartig gewunden, macht den
reinsten Eindruck griechischer Kunst. Die Sphinxe haben
schwerlich irgend eine Bedeutung, sondern sind rein ornamen-
tal; in ihren Händen halten sie einen Knoten von Golddraht,
womit das Schloss, die Verbindung der beiden Arme ange-

Friedericlts, griech. Plastik. 27
 
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