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Friederichs, Karl
Berlins antike Bildwerke (Band 1): Die Gypsabgüsse im Neuen Museum — Düsseldorf, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.1132#0448
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440 Mythologische Darstellungen.

danken wir auch die durch viele erhaltene Monumente bestä-
tigte Nachricht, dass man nicht bloss am untersten Gliede
des Fingers, sondern auch an den oberen dünneren kleinere
Ringe getragen habe, wie wir es ebenfalls an dieser Statue
sehen.

Wenn demnach der Deutung auf Minerva Ergane nichts
im Wege steht — die Aegis fehlt auch an andern Darstel-
lungen und gerade in dieser Bedeutung als Ergane ist ihr
Fehlen am leichtesten begreiflich —, so kann andrerseits doch
auch die Möglichkeit nicht bestritten werden, dass eine Porträtfigur
unter dem Bilde der Ergane dargestellt sei. Die Voraus-
setzung des Restaurators, welcher der Figur einen Junokopf
aufgesetzt hat, entbehrt jedenfalls aller Begründung.

Die Statue ist römischen Ursprungs, wie schon die er-
wähnte Sitte des Ringtragens beweist, die kein griechisches
Monument bezeugt. Auch der Stil weist auf die Zeit der
römischen Kaiser. Denn bei aller Schönheit im Einzelnen ist
doch in dem mehr verhüllenden als bedeckenden Gewände
der römische Geschmack, wie er an so vielen römischen
Porträtstatuen hervortritt, unverkennbar.

Fundnotiz Bullet, d. i. 1835 p. 11. 120 cf. bullet. 1836 p. 170.
1837 p. 5 u. 153. Die Erklärung als Minerva Ergane ist von Capranesi
aufgestellt bullet. 1836 p. 145 ff. Abg. und als Livia erklärt im mus.
Chiaramonti II, tav. A. Vgl. E. Braun im Kunstblatt 1838 n. 86.

725. Pallas Giustiniani*, Marmorstatue, bei der
Kirche S. Maria sopra Minerva in Rom gefunden, die wie
der Name sagt, über einem Minerventempel erbaut ist. Die
Statue war schon im Anfang des 17. Jahrhunderts im Besitz
der Familie Giustiniani, sie gelangte später in den Besitz
Lucian's Bonaparte, von welchem sie Pius VII. für das vati-
kanische Museum kaufte, wo sie sich noch jetzt befindet.
Ergänzt sind nur die rechte Hand mit dem Theil des Speeres
den sie hält, dessen unterstes Stück aber auf dem Boden zu-
rückgeblieben, und Einiges an den Fingern der linken. Auch
die Sphinx auf der Helmspitze ist bis auf die Vorderfüsse
ergänzt. Das Gewand hat an einigen Stellen durch Ueberar-
beitung gelitten.

Es ist wahrscheinlich, dass wir in dieser Statue das
Götterbild jenes oben erwähnten Tempels, bei dem sie gefun-

* Im Römischen Saal n. 6.
 
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