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Friederichs, Karl
Berlins antike Bildwerke (Band 2): Geräthe und Broncen im Alten Museum — Düsseldorf, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.815#0286
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IV. Geräthe für religiöse Zwecke.
A. Cnltusgeräthe.

a. Opferschale.

Dass der Cultos seine besonderen Geräthe hat, die von
denen des profanen Lebens verschieden sind, ist für den ernst
denkenden Mensehen ebenso nothwendig, wie der Unterschied
zwischen Kirche und Privathaus. Auch im Alterthum empfand
man das,, wie die freilich nur spärlichen Beispiele ergeben.
Am deutlichsten sieht man es an der Opferschale, die von der
Trinkschale des gewöhnlichen Lebens erheblich verschieden
ist. Jene ist sehr flach, da sie nicht viel Inhalt zu fassen
brauchte, ohne Fuss und Henkel, und ihre strenge Einfachheit
wird nur durch einen Buckel im Innern, dem eine Höhlung am
Aeusseren correspondirt, unterbrochen '). Die profane Schale
dagegen ist tiefer und hat einen Fuss und zwei Henkel.

Dass jene Schale in der That zu religiösem Gehrauch
diente, ist aus den Denkmälern deutlich ersichtlich. In Opfer-
handlungen sieht man nur sie, ebenso an den Altären, an denen
gewöhnlich die Altargeräthe in Relief angebracht sind2), und
auch die Götter, die so oft mit einer Schale in der Hand vor-
gestellt werden, haben stets diese von den Alten als Piviale
bezeichnete Schale. Auch wenn sie nach Homerischer Weise
zusammen beim Gelage sitzen, haben sie gewöhnlich Phialen,

J) Diese Verzierung ist nicht ohne praktischen Zweck, der Finger
sol! sich in den Buckel hineinlegen und so die Schale fester halten als
sonst möglich wäre.

2) An Altären späterer Zeit ist die patera manchmal mit einem
Henkel versehen, wie z. B. Smith Collect, ant. VI, pl. 7.
 
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