LEBENSDATEN
Was wir von den Lebensumständen des Leideners Lucas wissen, haben wir von
van Mander erfahren, dessen Bericht zuverlässig klingt und Vertrauen erweckt.
Die Angaben scheinen aus reinen Quellen geschöpft zu sein. Der Biograph erfreute
sich einer ungewöhnlich glücklichen Lage, als er es unternahm, seine wortreiche
„vita" zu verfassen, da er die Kupferstiche, die signierten, dabei viele datierte,
vor Augen hatte, die ihn, wie in keinem anderen Falle, so bestimmt und deutlich
belehrten. Er lebte zu Haarlem in freundschaftlichem Umgange mit Hendrick
Goltzius, dem kaum jemand um 1600 gleichkam an Verständnis für die Kunst des
Leidener Meisters. Goltzius hatte, wie van Mander erzählt, den Flügelaltar mit
der Blindenheilung, der sich jetzt in Leningrad befindet, „zu seiner großen Freude,
um einen hohen Preis" erworben und besaß auch eine Glasmalerei von Lucas.
Von den drei Vorgängern, den hohen Ahnen, die er verehrte und studierte, Dürer,
Marcanton und Lucas, mag der Landsmann seine Teilnahme besonders gefesselt
haben. Anzunehmen ist, daß er das „Werk", die Kupferstiche, einigermaßen voll-
ständig besaß, so daß van Mander sie im Hause des Freundes bewundern konnte,
wenn anders er sich nicht selbst diesen Schatz gesichert hatte.
Kopfschmerzen und Kopfschütteln hat das Geburtsdatum verursacht. Van
Mander berichtet: Lucas ist gegen den letzten Mai oder Anfang Juni 1494 zur Welt
gekommen. Da es nun einen Kupferstich mit der Jahreszahl 1508 gibt, „Mahomet 1
und der ermordete Mönch" (B. 126), dies wäre die Leistung eines 14- oder 15-Jäh-
rigen und als solche erstaunlich, ist die Angabe des Geburtsdatums in Zweifel
gezogen worden. Manches spricht dafür, daß sie, wie unwahrscheinlich immer,
richtig sei. Van Mander war sich der Anstößigkeit seiner Mitteilung wohl bewußt
und hat sie nicht ohne Bedenken niedergeschrieben. Er sagt: wir haben an so
wunderhafte Frühreife zu glauben, da mir das Datum übermittelt worden ist von
denjenigen, die darüber Bescheid wissen müssen. Seine Gewährsmänner waren
ohne Zweifel Nachkommen des Meisters. Zwei Enkelsöhne lebten um 1600 als Ma-
ler, nämlich Lucas Dammesz, — gest. 1604, 71 Jahre alt, in Utrecht — und Jan
de Hoey, — gest. 1615. — Übrigens besaß die einzige Tochter, die Lucas hinter-
lassen hatte, noch zwei Söhne. Van Mander konnte sich bei Familienmitgliedern
seines Helden um zuverlässige Kunde bemühen: Und so pflegte er zu verfahren.
In einem anderen Falle beschwert er sich bitter darüber, daß Nachkommen ihm
Auskunft über ihren Ahnherrn verweigert hätten, nämlich als er von A. Mors
Kindern abgewiesen wurde. Würde van Mander den Geburtstag genau angeben,
so wäre daraus etwa zu schließen, daß er eine Urkunde, eine schriftliche Aufzeich-
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Was wir von den Lebensumständen des Leideners Lucas wissen, haben wir von
van Mander erfahren, dessen Bericht zuverlässig klingt und Vertrauen erweckt.
Die Angaben scheinen aus reinen Quellen geschöpft zu sein. Der Biograph erfreute
sich einer ungewöhnlich glücklichen Lage, als er es unternahm, seine wortreiche
„vita" zu verfassen, da er die Kupferstiche, die signierten, dabei viele datierte,
vor Augen hatte, die ihn, wie in keinem anderen Falle, so bestimmt und deutlich
belehrten. Er lebte zu Haarlem in freundschaftlichem Umgange mit Hendrick
Goltzius, dem kaum jemand um 1600 gleichkam an Verständnis für die Kunst des
Leidener Meisters. Goltzius hatte, wie van Mander erzählt, den Flügelaltar mit
der Blindenheilung, der sich jetzt in Leningrad befindet, „zu seiner großen Freude,
um einen hohen Preis" erworben und besaß auch eine Glasmalerei von Lucas.
Von den drei Vorgängern, den hohen Ahnen, die er verehrte und studierte, Dürer,
Marcanton und Lucas, mag der Landsmann seine Teilnahme besonders gefesselt
haben. Anzunehmen ist, daß er das „Werk", die Kupferstiche, einigermaßen voll-
ständig besaß, so daß van Mander sie im Hause des Freundes bewundern konnte,
wenn anders er sich nicht selbst diesen Schatz gesichert hatte.
Kopfschmerzen und Kopfschütteln hat das Geburtsdatum verursacht. Van
Mander berichtet: Lucas ist gegen den letzten Mai oder Anfang Juni 1494 zur Welt
gekommen. Da es nun einen Kupferstich mit der Jahreszahl 1508 gibt, „Mahomet 1
und der ermordete Mönch" (B. 126), dies wäre die Leistung eines 14- oder 15-Jäh-
rigen und als solche erstaunlich, ist die Angabe des Geburtsdatums in Zweifel
gezogen worden. Manches spricht dafür, daß sie, wie unwahrscheinlich immer,
richtig sei. Van Mander war sich der Anstößigkeit seiner Mitteilung wohl bewußt
und hat sie nicht ohne Bedenken niedergeschrieben. Er sagt: wir haben an so
wunderhafte Frühreife zu glauben, da mir das Datum übermittelt worden ist von
denjenigen, die darüber Bescheid wissen müssen. Seine Gewährsmänner waren
ohne Zweifel Nachkommen des Meisters. Zwei Enkelsöhne lebten um 1600 als Ma-
ler, nämlich Lucas Dammesz, — gest. 1604, 71 Jahre alt, in Utrecht — und Jan
de Hoey, — gest. 1615. — Übrigens besaß die einzige Tochter, die Lucas hinter-
lassen hatte, noch zwei Söhne. Van Mander konnte sich bei Familienmitgliedern
seines Helden um zuverlässige Kunde bemühen: Und so pflegte er zu verfahren.
In einem anderen Falle beschwert er sich bitter darüber, daß Nachkommen ihm
Auskunft über ihren Ahnherrn verweigert hätten, nämlich als er von A. Mors
Kindern abgewiesen wurde. Würde van Mander den Geburtstag genau angeben,
so wäre daraus etwa zu schließen, daß er eine Urkunde, eine schriftliche Aufzeich-
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