anderen Holzschnitt Burgkmairs benutzt hat — in dem Gemälde bei Frau v. Pann-
witz (s. S. 56) — auch sonst gibt es Beispiele dieser Beziehung, schwerlich für die
umgekehrte. Eine dritte Erklärung wäre zu erwägen: gemeinsame italienische
Quelle. Burgkmairs Blick war eher nach Venedig als nach Leiden gerichtet, und
für Lucas erscheint das drastisch dramatische Motiv ungewöhnlich. Für so schlag-
kräftige Aktion ist fremdes Vorbild zu erwarten.
Die hiebartig senkrechten, gleichsam regnenden Züge sind charakteristisch für
die Zeitstufe um 1512.
7. Die Beschneidung Christi, London, British Museum, Popham Nr. 5, Pinsel-
zeichnung in dunkelbrauner Farbe (198X 139), Anscheinend echt signiert. Viel-
leicht Entwurf für einen Kupferstich, routiniert, in monotonem Duktus gezeichnet;
aus der Zeit um 1511.
8. Allegorie, zwei auf einer Kugel sitzenden Männer, London, British Museum,
Popham Nr. 6, Silberstift, (276 X 203), echt signiert.
Diese inhaltlich noch nicht gedeutete Zeichnung ragt hervor durch angespannte
Bemühung, durch scharfe Beobachtung der Oberfläche. Der Eifer, alle Bewegungen
der Kontur, jede Überschneidung der Hautfalten festzuhalten, führt bei geringer
Kenntnis des Knochengerüstes zu einer naturhaft fleischigen, aber der Straffheit
entbehrenden Erscheinung. Der Kopf des vorn sitzenden Mannes mit dem wehen-
den Haar, mit weit voneinander abstehenden Augen, wild erregtem Ausdrucke,
verrät die Absicht, ein bedeutsames Symbol aufzurichten. Im Einklange mit Pop-
ham stelle ich diese einzigartige Zeichnung in die Zeit um 1516.
9. Kopf eines älteren Mannes, fragmentarisch erhalten, London, British Mu-
seum, Popham Nr. 7, Silberstift, (94x81).
Typischer Charakterkopf, mit vorspringendem Kinn und großer, gebogener
Nase. Solche Männer mit dem Ausdruck harter Energie sind aus Stichen, die Lucas
um 1516 schuf, wohl bekannt.
10. Kopf eines alten Mannes mit juwelenbesetztem Turban, London, British
Museum, nicht bei Popham. Schwarze Kreide (260 X 195). Um 1516.
II. Fahnenträger, Pfeifer und Trommler, Berlin, Kupferstichkabinett Nr. 4021, 65
Feder in schwarzer Farbe, (140X125), auf der Rückseite die Halbfigur eines
schreibenden Mannes.
Die flüchtig und lebendig entworfene Gruppe auf der Vorderseite, erinnert
ein wenig an die Musikanten im Stiche des Magdalenentanzes (1519), die kurso-
risch skizzierte Figur des Schreibenden an die Stiche der Evangelisten (1518).
An der Entstehung der Zeichnung um diese Zeit kann nicht gezweifelt werden.
12. Halbfigur eines schreibenden, von vorn gesehenen Mannes, London, British
Museum, Popham Nr. 8, Schwarze Kreide (272 X272). Wohl im Zusammenhänge
mit den Stichen der Evangelisten, also um 1518 entstanden.
13. Esau und Jacob, Paris, Louvre, Inv. 22679; 66
Auf die bisher kaum beachtete Zeichnung hat Frits Lugt meine Aufmerksam-
keit gelenkt. Anscheinend einen Kupferstich vorbereitend, ist der Zeichner hier
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witz (s. S. 56) — auch sonst gibt es Beispiele dieser Beziehung, schwerlich für die
umgekehrte. Eine dritte Erklärung wäre zu erwägen: gemeinsame italienische
Quelle. Burgkmairs Blick war eher nach Venedig als nach Leiden gerichtet, und
für Lucas erscheint das drastisch dramatische Motiv ungewöhnlich. Für so schlag-
kräftige Aktion ist fremdes Vorbild zu erwarten.
Die hiebartig senkrechten, gleichsam regnenden Züge sind charakteristisch für
die Zeitstufe um 1512.
7. Die Beschneidung Christi, London, British Museum, Popham Nr. 5, Pinsel-
zeichnung in dunkelbrauner Farbe (198X 139), Anscheinend echt signiert. Viel-
leicht Entwurf für einen Kupferstich, routiniert, in monotonem Duktus gezeichnet;
aus der Zeit um 1511.
8. Allegorie, zwei auf einer Kugel sitzenden Männer, London, British Museum,
Popham Nr. 6, Silberstift, (276 X 203), echt signiert.
Diese inhaltlich noch nicht gedeutete Zeichnung ragt hervor durch angespannte
Bemühung, durch scharfe Beobachtung der Oberfläche. Der Eifer, alle Bewegungen
der Kontur, jede Überschneidung der Hautfalten festzuhalten, führt bei geringer
Kenntnis des Knochengerüstes zu einer naturhaft fleischigen, aber der Straffheit
entbehrenden Erscheinung. Der Kopf des vorn sitzenden Mannes mit dem wehen-
den Haar, mit weit voneinander abstehenden Augen, wild erregtem Ausdrucke,
verrät die Absicht, ein bedeutsames Symbol aufzurichten. Im Einklange mit Pop-
ham stelle ich diese einzigartige Zeichnung in die Zeit um 1516.
9. Kopf eines älteren Mannes, fragmentarisch erhalten, London, British Mu-
seum, Popham Nr. 7, Silberstift, (94x81).
Typischer Charakterkopf, mit vorspringendem Kinn und großer, gebogener
Nase. Solche Männer mit dem Ausdruck harter Energie sind aus Stichen, die Lucas
um 1516 schuf, wohl bekannt.
10. Kopf eines alten Mannes mit juwelenbesetztem Turban, London, British
Museum, nicht bei Popham. Schwarze Kreide (260 X 195). Um 1516.
II. Fahnenträger, Pfeifer und Trommler, Berlin, Kupferstichkabinett Nr. 4021, 65
Feder in schwarzer Farbe, (140X125), auf der Rückseite die Halbfigur eines
schreibenden Mannes.
Die flüchtig und lebendig entworfene Gruppe auf der Vorderseite, erinnert
ein wenig an die Musikanten im Stiche des Magdalenentanzes (1519), die kurso-
risch skizzierte Figur des Schreibenden an die Stiche der Evangelisten (1518).
An der Entstehung der Zeichnung um diese Zeit kann nicht gezweifelt werden.
12. Halbfigur eines schreibenden, von vorn gesehenen Mannes, London, British
Museum, Popham Nr. 8, Schwarze Kreide (272 X272). Wohl im Zusammenhänge
mit den Stichen der Evangelisten, also um 1518 entstanden.
13. Esau und Jacob, Paris, Louvre, Inv. 22679; 66
Auf die bisher kaum beachtete Zeichnung hat Frits Lugt meine Aufmerksam-
keit gelenkt. Anscheinend einen Kupferstich vorbereitend, ist der Zeichner hier
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