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Schattiren. 37

hat, vollkommen vertraut sein müsse. Eins aber möchte ich hier-
bei noch bemerken.

Im Allgemeinen zeichnet man, selbst wenn mit dem Wischer
schattirt werden soll, die mit Kohle entworfenen Umrisse mit dem
Kreidestift aus. Ich halte dies Verfahren in mehrfacher Be-
ziehung für schädlich. Je mehr man sich nämlich beim Schat-
tiren in den Gegenstand vertieft, je deutlicher und klarer wird
einem derselbe, und man nimmt sehr häufig erst in Folge dieses
tieferen Eingehens den Umriß betreffende Fehler oder bis dahin
unberücksichtigt gebliebene Feinheiten wahr. Ist nun der Umriß
durch den Kreidestift festgestellt, so ist eine Aenderung in vielen
Fällen sehr unbequem, und man sträubt sich deshalb häufig, trotz
der gewonnenen besseren Einsicht zu einer Aenderung überzugehen,
während man auf die mit Kohle entworfenen Linien nur wenig
Werth legt und zu jeder Zeit bereit ist, wenn es nöthig erscheint, Aen-
derungen darin vorzunehmen. Ferner ist es bei Weitem leichter,
in der von mir bezeichneten Art die Zeichnungen weich und auch
in dieser Beziehung naturgetreu zu bekommen. Und zuletzt führt
das Auszeichnen der Umrisse mit dem Stift noch den Nachtheil
mit sich, daß nicht selten in den ausgeführtestcn Zeichnungen sich
die Flächen nicht bloß durch die verschiedenen Grade der Dunkel-
heit, wie dies in der Natur der Fall ist, von einander trennen,
sondern noch außerdem durch eine schwarze Linie, welche zu bei-
den Seiten eine Gränze hat. Und dies sollte doch, weil es un-
wahr, nur bei weniger ausgeführtcn Zeichnungen Vorkommen.

Nun zum Schluß noch die Bemerkung, daß beim Zeichnen
nach den in Rede stehenden Modellen der hellere Hintergrund,
von dem schon oben gesprochen wurde, zur Anwendung kommt,
damit die Modelle mit ihrer Lichtseite sich hell und mit ihrer
Schattenseite dunkel vom Hintergründe absetzen.
 
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