Johann Melchior Joſeph Wuͤrſch. 103
alles auf einmal zur Reife: Das, was er hernach
ſammelte, waren nur Nachbildungeu: Er betrat eine
eigne Bahn auf dem Wege der Natur, und kam
mit ſeinen Kunſtſchaͤtzen beladen aus Italien zuruͤck
Er eroͤffnete ſich die Reichthuͤmer der Natur ſelbſt,
und ward davon voͤllig Meiſter.
Doch erfordert dieſes einige Einſchraͤnkung. Zu
der Bearbeitung mancher Gegenſtaͤnde gehoͤrt viel Er-
fahrung und eine langwierige Kenntniß der Welt, der
Regeln, und eine vielfaltige Uebung. Die Genies
alſo, welche ſich in dieſes Feld wagen, muͤſſen oft
eine lange Reihe von Jahren zubringen, ehe ſie zu
ihrer Vollkommenheit gelangen. Da es in der Na-
tur eigentlich keinen Sprung giebt, ſo entſteht auch
eigentlich kein Genie durch einen Sprung: Weil es
aber nicht nach den gewoͤhnlichen Regeln denket, und
von der gemeinen Bahn ausweicht, ſo ſcheint es uns
ſolche zu machen.
Dieſer ſchnelle Fortgang entſteht aus der Leichtig.
keit, womit ein Genie arbeitet. Ein gemeiner Kopf
ſindet allenthalben Schwierigkeiten, die jenes bald
niederreist, und ſich Bahn macht. Die Hinderniße
dienen ihm bisweilen zur Triebfeder, deſto ſchneller
fortzueilen. Der beruͤhmte Mahler Hals, der zu
ſeiner Zeit Portraite am geſchwindeſten und geſchick-
geſehen hatte, erkannte ihn augenblicklich an der Ge-
ſchwindigkeit und Leichtigkeit ſeines Pinſels, als er
unter dem Charakter einer unbekannten Perſon ſein
eigen Portrait mahlte, und ſagte: Entweder ſind Sie
der Teufel oder Van Dyk. Dieſe Leichtigkeit verur-
alles auf einmal zur Reife: Das, was er hernach
ſammelte, waren nur Nachbildungeu: Er betrat eine
eigne Bahn auf dem Wege der Natur, und kam
mit ſeinen Kunſtſchaͤtzen beladen aus Italien zuruͤck
Er eroͤffnete ſich die Reichthuͤmer der Natur ſelbſt,
und ward davon voͤllig Meiſter.
Doch erfordert dieſes einige Einſchraͤnkung. Zu
der Bearbeitung mancher Gegenſtaͤnde gehoͤrt viel Er-
fahrung und eine langwierige Kenntniß der Welt, der
Regeln, und eine vielfaltige Uebung. Die Genies
alſo, welche ſich in dieſes Feld wagen, muͤſſen oft
eine lange Reihe von Jahren zubringen, ehe ſie zu
ihrer Vollkommenheit gelangen. Da es in der Na-
tur eigentlich keinen Sprung giebt, ſo entſteht auch
eigentlich kein Genie durch einen Sprung: Weil es
aber nicht nach den gewoͤhnlichen Regeln denket, und
von der gemeinen Bahn ausweicht, ſo ſcheint es uns
ſolche zu machen.
Dieſer ſchnelle Fortgang entſteht aus der Leichtig.
keit, womit ein Genie arbeitet. Ein gemeiner Kopf
ſindet allenthalben Schwierigkeiten, die jenes bald
niederreist, und ſich Bahn macht. Die Hinderniße
dienen ihm bisweilen zur Triebfeder, deſto ſchneller
fortzueilen. Der beruͤhmte Mahler Hals, der zu
ſeiner Zeit Portraite am geſchwindeſten und geſchick-
geſehen hatte, erkannte ihn augenblicklich an der Ge-
ſchwindigkeit und Leichtigkeit ſeines Pinſels, als er
unter dem Charakter einer unbekannten Perſon ſein
eigen Portrait mahlte, und ſagte: Entweder ſind Sie
der Teufel oder Van Dyk. Dieſe Leichtigkeit verur-