Heinrich Pfenninger. 175
Die Erfahrung unſrer Tage beſtaͤtigt dieſes.
Claude Lorrain iſt in ſeinen Landſchaften unverbeſſer-
lich, und in ſeinen Figuren laͤcherlich: Geßner iſt
nicht ſo vortreflich im Tode Abels, als in den Idyllen:
Raphael war im Colorit nicht ſo ſtark als in ſeiner
herrlichen Zeichnung: Klopſtok iſt im Tod Adams
nicht ſo groß und gluͤcklich als im Meßias: Rubens
iſt in der Zeichnung viel geringer als im Colorit: uz
_ |' Dat keine ſo groſſe Staͤrke im Lehrgedicht als in der
Ode So unterſchieden theilt die Natur ihre Gaben
aus, welche weder Erziehung noch Himmelsſtrich
entwickeln, wenn nicht die Anlage dazu vorhanden iſt.
Ob aber gleich dieſe Erfahrung die nackte Wahr-
heit iſt, ſo giebt es doch viele Menſchen die, durch
Vorurtheile eingenommen, es nicht dulden koͤnnen,
wenn man ihren Lieblings⸗Mahler oder Dichter der
Menſchlichkeit beſchuldigt. Sie bemuͤhen ſich die
Fehler dieſer groſſen Maͤnner durch ſophiſtiſche Gruͤnde
ter Kuͤnſtler und Schriftſteller an dem Fiſchfang des
Apoſtel Petrus in den Cartons des Raphaels gethan
Der Mefias und die Gelehrten⸗Republick von Klop-
ſtock waͤren ſo verſchieden, daß ſie mir nicht von ei-
nem Mann geſchrieben zu ſeyn ſchienen. Aber ich
ward zurechtgewieſen: „Sie verſtehen es nicht mein
»Herr!„
Bey mir als einem aͤchten Schweizer, iſt es ein
unveraͤnderlicher Grundſatz/ daß die Freyheit zu den-
ken und zu reden eines der wichtigſten Stuͤcke der
menſchlichen Gluͤckſeligkeit ſey. Ich ſage alſo/ ich
Die Erfahrung unſrer Tage beſtaͤtigt dieſes.
Claude Lorrain iſt in ſeinen Landſchaften unverbeſſer-
lich, und in ſeinen Figuren laͤcherlich: Geßner iſt
nicht ſo vortreflich im Tode Abels, als in den Idyllen:
Raphael war im Colorit nicht ſo ſtark als in ſeiner
herrlichen Zeichnung: Klopſtok iſt im Tod Adams
nicht ſo groß und gluͤcklich als im Meßias: Rubens
iſt in der Zeichnung viel geringer als im Colorit: uz
_ |' Dat keine ſo groſſe Staͤrke im Lehrgedicht als in der
Ode So unterſchieden theilt die Natur ihre Gaben
aus, welche weder Erziehung noch Himmelsſtrich
entwickeln, wenn nicht die Anlage dazu vorhanden iſt.
Ob aber gleich dieſe Erfahrung die nackte Wahr-
heit iſt, ſo giebt es doch viele Menſchen die, durch
Vorurtheile eingenommen, es nicht dulden koͤnnen,
wenn man ihren Lieblings⸗Mahler oder Dichter der
Menſchlichkeit beſchuldigt. Sie bemuͤhen ſich die
Fehler dieſer groſſen Maͤnner durch ſophiſtiſche Gruͤnde
ter Kuͤnſtler und Schriftſteller an dem Fiſchfang des
Apoſtel Petrus in den Cartons des Raphaels gethan
Der Mefias und die Gelehrten⸗Republick von Klop-
ſtock waͤren ſo verſchieden, daß ſie mir nicht von ei-
nem Mann geſchrieben zu ſeyn ſchienen. Aber ich
ward zurechtgewieſen: „Sie verſtehen es nicht mein
»Herr!„
Bey mir als einem aͤchten Schweizer, iſt es ein
unveraͤnderlicher Grundſatz/ daß die Freyheit zu den-
ken und zu reden eines der wichtigſten Stuͤcke der
menſchlichen Gluͤckſeligkeit ſey. Ich ſage alſo/ ich