Felix Cajetan Fuchs. 187
juͤnger Schritt vor Schritt; er zeige ihm das Falſche,
das Blendende; er ſondere das Halbwahre von dem
Wahren, und widerlege erſteres durch Gruͤnde; er
warne ihn vor den Werken, wodurch nicht nur der
Geſchmack an dem Guten und Wahren verderbt, ſon-
dern auch die Einbildungskraft gleichſam verunreinigt
wird: Denn es iſt ſehr ſchwer, die Fehler, die man
angenommen wieder zu verbeſſeren. Die Farbe und
das Uebertriebene, welches an vielen Gemaͤhlden die
Hauptſache iſt, vermehret die Gefahr. Wie kann
man in den groſſen Styl eines Raphaels einen Werth
ſetzen, und dieſen durch Anwendung erhalten, wenn
man ſeine Schoͤnheit nicht kennt. Die Erfahrung
lehret uns, daß Juͤnglinge, die gut angefuͤhrt wors
den, ihren Verſtand in der Kunſt befeſtigt haben:
Hingegen verdient ein junger Menſch, der erſt aus
der Schule trittet Mitleid, wenn er durch Abwege ge-
fuͤhrt, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, den richtigen Pfad ohne
Fuͤhrer ſuchen muß: Wie viel Zeit und Gedult wird
erfodert, bis man wieder auf den rechten Wege koͤmmt?
Und wohl dem, der ihn erreichet.
Dieſes iſt der niederdruͤkende Fall, der unſern
Fuchs betraf. Mages uͤberließ ihn dem herrſchenden
fahrne Aug taͤuſchende Färbung , eine verdrehete
widernatuͤrliche Zeichnung, bemeiſterte ſich ſeines ver-
ſtands und ſeiner Sinne. Er hoͤrte zwar beſtaͤndig
von Anticken, von Raphael, Michael Angelo und
andern reden, ohne zu wiſſen ob es Engel oder Teu-
fel waͤren. Er glaubte, ſie zu ſehen und ein geſchik-
ter Mahler zu werden ſey Eins. Er konnte kaum
juͤnger Schritt vor Schritt; er zeige ihm das Falſche,
das Blendende; er ſondere das Halbwahre von dem
Wahren, und widerlege erſteres durch Gruͤnde; er
warne ihn vor den Werken, wodurch nicht nur der
Geſchmack an dem Guten und Wahren verderbt, ſon-
dern auch die Einbildungskraft gleichſam verunreinigt
wird: Denn es iſt ſehr ſchwer, die Fehler, die man
angenommen wieder zu verbeſſeren. Die Farbe und
das Uebertriebene, welches an vielen Gemaͤhlden die
Hauptſache iſt, vermehret die Gefahr. Wie kann
man in den groſſen Styl eines Raphaels einen Werth
ſetzen, und dieſen durch Anwendung erhalten, wenn
man ſeine Schoͤnheit nicht kennt. Die Erfahrung
lehret uns, daß Juͤnglinge, die gut angefuͤhrt wors
den, ihren Verſtand in der Kunſt befeſtigt haben:
Hingegen verdient ein junger Menſch, der erſt aus
der Schule trittet Mitleid, wenn er durch Abwege ge-
fuͤhrt, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, den richtigen Pfad ohne
Fuͤhrer ſuchen muß: Wie viel Zeit und Gedult wird
erfodert, bis man wieder auf den rechten Wege koͤmmt?
Und wohl dem, der ihn erreichet.
Dieſes iſt der niederdruͤkende Fall, der unſern
Fuchs betraf. Mages uͤberließ ihn dem herrſchenden
fahrne Aug taͤuſchende Färbung , eine verdrehete
widernatuͤrliche Zeichnung, bemeiſterte ſich ſeines ver-
ſtands und ſeiner Sinne. Er hoͤrte zwar beſtaͤndig
von Anticken, von Raphael, Michael Angelo und
andern reden, ohne zu wiſſen ob es Engel oder Teu-
fel waͤren. Er glaubte, ſie zu ſehen und ein geſchik-
ter Mahler zu werden ſey Eins. Er konnte kaum