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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 3.1895

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Hölder, Hermann Friedrich: Die Skelettfunde aus dem Boden der alten Kirche in Burgfelden OA. Balingen
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.27199#0077
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den Rändern sämtlicher Nähte lauft ein schmaler Saum durch
Krankheit der Kopfhaut (wahrscheinlich Impetigo, Pustelflechte) be-
dingter sandförmiger Knochenausschwitzungen (Osteophyten). Die
Länge des Schädels beträgt 144, sein Längenbreitenindex 76,3, seine
Form entspricht gleichfalls G 3.

Auf dem Boden in der nördlichen Ecke der Grube lag in einem
fast ganz vermoderten Holzsarge ein weibliches Skelett, dessen Röhren-
knochen einer Körpergrösse von 1,50 m entsprechen. Der Winkel
des Halses des Oberschenkelknochens beträgt nahezu einen rechten.
Das Becken hatte gleichfalls weibliche Form, wie der, ausser dem
Gesicht, gut erhaltene Schädel. Die Epiphysenlinie an den Röhren-
knochen bildet seichte schmale Furchen, die Epiphysen selbst waren
aber fest verwachsen. Die Länge des Schädels betrug 175, der
Längenbreitenindex 72,5, seine Form entsprach G 2. — Im Unter-
kiefer waren die Weisheitszähne noch nicht ganz durchgebrochen,
dies, wie das Verhalten der Epiphysen, spricht für ein Lebensalter
von 16-—18 Jahren.

Alle 4 Schädel aus der tiefsten Schichte der, den Wandgemälden
nach, aus dem 11. oder 12. Jahrhundert stammenden Kirche haben
also ganz unvermischte germanisch-dolichocephale Formen, wie sie
in den Reihengräbern aus der Völkerwanderungszeit liegen. Da aber
im 11. Jahrhundert die Vermischung der Germanen mit dem kurz-
köpfigen Elemente der Hörigen noch wenig Fortschritte gemacht
hatte, so muss man, im Verein mit ihrer tiefen Lage auf dem Grunde
des Kirchenbodens, sowie ihrer Bestattungsweise, annehmen, dass sie
einem freien Geschlechte angehörten, also wohl dem der Herren der
Schalksburg.

Litteratur.

Der obergermanisch-rätische Limes des Römerreiches von 0. v. Sakwey
und F.Hettner. Lieferung II, Kastell Osterburken mit 7 Tafeln. Heidelberg,
O. Petters, 1895. — Der im April erschienenen I. Lieferung des Limeswerkes
ist im Sommer rasch die II. gefolgt. Während jene die Beschreibung dreier
Kastelle enthielt, ist die vorliegende allein dem Kastell Osterburken gewidmet.
In der Einleitung wird zunächst die Lage des Kastells gewürdigt, welche in
taktischer Beziehung manche Mängel aufweist, die aber im Hinblick auf die
günstige Gesamtposition als Thalsperre wie auf die günstigen sanitären Vorteile
in Kauf genommen wurden. Sodann wird in kurzem die Geschichte der Aus-
grabungen, welche das Kastell früher erfuhr, vorgeführt. Die zu verschiedenen
Zeiten und von verschiedenen Seiten erfolgten Grabungen haben veranlasst, dass
die Funde an die verschiedensten Orte gelangt sind; durch Raubbau ist dort
vieles verschleudert worden und für die Wissenschaft auf immer verloren ge-
gangen. Das Kastell besteht aus zwei zu verschiedenen Zeiten entstandenen
Anlagen. Die ältere ist ein langgestrecktes, ziemlich regelmässiges Rechteck,
dessen Langseiten 185,50 bezw. 187,75, dessen Schmalseiten 114,50 bezw. 115,10 m
betragen. Nicht weniger als 16 Türme scheinen die Umfassungsmauer verstärkt
zu haben. Von den 4 anzunehmenden Thoren liegen 2 genau in der Mitte der
Schmalseiten, 2, dem meist bei den Limeskastellen angewandten Schema folgend,
in der vorderen Hälfte der Flankenseiten. Um die Widerstandsfähigkeit der
 
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