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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 5.1897

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Schumacher, Karl: Römische Ansiedlung bei Duttenberg an der Jagst
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https://doi.org/10.11588/diglit.27823#0037
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stellt ein Quadrat von rund 3 m (bezw. 2 m im lichten) dar und
ist noch in einer Höhe von 0,80—1,40 m erhalten. Das saubere
Schichtenmauerwerk besteht, aus Kalkbruchsteinen, der Yerputz ist
verschwunden. Nischen und Lichtluken, wie sie die grösseren Keller
zeigen, fehlen. Da auch kein seitlicher Zugang vorhanden ist, war
der Raum nur von oben durch eine Fallthüre und Holztreppe zu-
gänglich, ähnlich wie das Kellerchen bei dem benachbarten Bachenau
(vergl. Westd. Zeitschr. XY. S. 13 f.). Das über dem Keller ge-
legene Zimmer, sowie die anschliessenden Räume bestunden aus
leichtem Fachwerk, dessen Spuren der Ackerbau beseitigt hat. Ab-
gedeckt war das Häuschen mit Leisten- und Hohlziegeln.

Etwa 18 m nordöstlich des Kellers fand sich eine recliteckige
Barackengrube (5,10 X 2,75 m), deren Wände senkrecht in den ge-
wachsenen Lehm eingeschnitten sind (Tiefe unter der jetzigen Ober-
fläche 0,75 m). Der Boden war durch einen Lehmschlag gebildet,
teilweise aber auch mit rohen Steinplatten belegt. Die aus Lehm-
fachwerk bestehenden Wände trugen sorgfältigen Yerputz, welcher
breite rote Bänder und roten Fugenstrich zeigte. Die Bedachung
bildeten gleichfalls Ziegel. Wie der Keller war die Grube mit zahl-
reichen Kulturabfällen, Knochen und Scherben angefüllt. Während
aber der Keller parallel zur römischen Strasse liegt, sind die Lang-
seiten der Baracken nach der Limesrichtung orientiert.

Zwischen Keller und Baracke liegt ein ausgemauerter Brunnen
von 2 bezw. 1,37 m Durchmesser. Er wurde bis in 2 m Tiefe aus-
geschachtet und ergab viele römische Scherben.

Ferner fanden sich noch 2 runde, 0,80 bezw. 1,75 m tiefe
Gruben von 0,80 bezw. 1,30 m Durchmesser, welche wohl als Feuer-
stelle und Abfallgrube betrachtet werden können.

Weitere Baureste oder eine das Ganze umgebende Umfassung
konnten trotz eifrigen Suchens nicht nachgewiesen werden.

An Fundstücken ergaben sich: ein grauer Napf, ein gelbrotes
Krügchen, ein kleines Terra sigillata-Näpfchen, ein flacher Teller
aus T. sigillata mit dem Stempel Venustus, Bruchstücke anderer Ge-
fässe, sowie 2 Stücke eines Mahlsteins von Niedermendiger Lava.
Die Gefässformen beginnen mit dem Anfang des zweiten Jahr-
hunderts.

Frägt man nach dem Zweck dieser Anlage, so erscheint die
Annahme eines Meierhofes oder von Kastellinnenbauten nach dem
ganzen Befunde ausgeschlossen. Zwar könnte inan wegen der Ent-
fernung des Kastells Wimpfen und wegen der Wichtigkeit des Brücken-
übergangs hier ein kleineres Kastell vermuten, indessen ist die Stelle
vom Wimpfener Kastell aus ganz wohl sichtbar und zudem fehlen
alle weiteren Anhaltspunkte. Nicht unmöglich wäre allerdings, dass
das Kastellchen etwas weiter zurück am Abhange des Altenbergs
lag, wo eine Quelle entspringt und gelegentlich auch ein Topf aus-
gegraben worden sein soll, doch ist von früher gefundenem oder noch
vorhandenem Mauerwerk nichts bekannt und weiteren Untersuchungen
sind die Weinberge im Wege.
 
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