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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 5.1897

DOI Artikel:
Bürger, Ludwig: Neuer römischer Fund in Langenau, II
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https://doi.org/10.11588/diglit.27823#0046
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hört haben, dürfte fraglich sein, dagegen spricht schon die Länge
und Breite des Fundamentsteins. Der Inschriftenstein könnte allein
auf demselben gestanden haben, da er 0,78 auf 0,66 m misst, aber
dann ist die Länge des Fundaments mit 1,65 m immer noch sehr
auffallend. Der andere Stein mit 1,0 auf 1,0 m kann nicht auf
einer nur 0,8 m breiten Unterlage gesessen haben. Der Fundament-
stein gehört also mit grösster Wahrscheinlichkeit zu keinem der
beiden Denksteine. Unmittelbar aufeinander können die letzteren
auch nicht gestanden haben, da in dem Inschriftenstein das ent-
sprechende Dübelloch fehlt. Die Möglichkeit halte ich nicht für
ausgeschlossen, dass auf dem Steine mit 1 qm Grundfläche eine
Gesimsplatte mit einem Dübel befestigt war und oben auf diesem
der Inschriftenstein sass. Das Denkmal wird auf diese Weise aller-
dings über 3 m hoch, aber wir hätten dann alle drei Personen,
welche in der Grabschrift genannt, sind, beieinander, wenn wir an-
nehmen, dass auf der vierten Seite des Steins mit drei Reliefs sich
das Bild der anderen genannten Person befunden habe. Für ge-
zwungen halte ich diese Erklärung nicht, gebe aber zu, dass beide
Steine Teile von verschiedenen Grabmälern sein können. Dass über-
haupt nur ein oder zwei derartige Denkmäler hier gewesen sein
sollten, ist kaum anzunehmen, da die Römer doch einige Jahr-
hunderte die hiesige Gegend besetzt hatten.

Wenn die Relieffigur des zuerst gefundenen Steins einen römi-
schen Krieger darstellt — und daran ist wohl kaum zu zweifeln —
so muss auch eine militärische Station in der Nähe gewesen sein.
Um die bisher noch nie untersuchte Stelle des alten Kirchhofs u. s. w.
(s. Fundber. IV. 1896. S. 55) etwas näher zu durchforschen, stellte
der Limesstreckenkommissar Prof. Dr. Dkück in Ulm, jetzt in Stutt-
gart, die Mittel zur Verfügung. Bei der Grabung hinter dem „Frei-
häuschen“ konnte nur wenig unter dem Boden eine 82 cm starke
Mauer mit beiderseits 10 cm Fundamentvorsprung festgestellt werden.
Sie ist aus Ramminger Sandstein ohne Kalkmörtel hergestellt und
zieht sich unter der Scheuer hindurch gegen das Thorhaus hin fort.
Ausserhalb des Thorhauses konnte sie bis in 1,50 m Tiefe nicht
mehr gefunden werden. Von römischer Art der Mauerung zeigt sie
keine Spur, auch fanden sich seitlich im Schutte nirgends die sonst
nie fehlenden Ziegelsteinreste. Es scheint die alte Umfassungsmauer
des Anhäuser Hofes —• Pfleghof — zu sein, welche wir gefunden
haben. Auch Reste der noch kein halbes Jahrhundert abgebrochenen
Zehntscheuer wurden angeschnitten. Auch sonstige Nachgrabungen
an der südlichen Mauer, auf der Westseite und im Innern des Gartens
ergaben kein günstigeres Resultat. Und so werde ich denn immer
mehr in der Ansicht bestärkt, dass die villa Steinhäusle in castrum
Steinhäusle umzutaufen ist. Das Hauptgebäude dort ähnelt sehr
anderen Prätorien, die schmalen Gebäude in der Mitte der Nord-
und der Westmauer finde ich gleichfalls als Stallungen in anderen
Lagern; die abgerundeten Ecken der Umfassungsmauer und die Be-
festigung des siidlichen Eingangsthores durch einen Turm weisen so
 
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