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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 17.1909

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Neolithische Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.43784#0008
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Neolithische Zeit.
Böblingen. Im Schlamm einer Güllengrube fand man in der
Gasse „hinter dem Oberamt“ i doppelseitig gewölbtes Serpentinbeilchen
mit senkrecht dazu stehender Schneide; noch 6 cm lang, Schneide
4,3 cm breit. Altert.-S. A 62 (durch Vermittlung von Oberlehrer
WACKER-Böblingen).
Heilbronn. Die große, sich von Frankenbach bis Schlüchtern
hinziehende steinzeitliche Niederlassung, welche sich auf den Hügeln
zu beiden Seiten des durch den Querriegel des Frankenbacher Hipp-
bergs gestauten Sees der Großgartacher Talniederung hinzieht und
sich bei Großgartach selbst zu einem volkreichen, Gehöft an Ge-
höft schließenden Wohnplatz verdichtet, bot auch dieses Jahr inter-
essante Ausbeute. Fs wurden zum Vergleich eine Wohnstätte im Dorf-
verband selbst, am „M ü h 1 p f a d“, und ein mehr isoliertes Gehöft
in den Außenteilen gegen Frankenbach, auf dem „M usterplat z“,
in Angriff genommen. Die erste Grabung ergab das Untergeschoß
und die Reste des Oberbaus eines wohleingerichteten Wohnhauses
mit erhöhtem Wohnraum und vertieftem Küchenraum. Letzterer bot
eine Abweichung von den früheren Grundrissen dadurch, daß die
Kochgrube in einem kleinen quadratischen Ausbau der Hüttenwand
angelegt war, wie wir es sonst nur bei den Hallstattwohnungen finden.
Die Küche enthielt außerdem eine breite, an der der Kochgrube gegen-
überstehenden Wand angebaute Lehmbank. Zum erhöhten Wohn-
raum führten von der Küche einige Stufen aufwärts. Der Raum war
einheitlich eben, ohne Lehmbänke. Hier fand sich aber eine weitere
Abweichung der sonstigen Einrichtung: ein aus großen, starke Feuer-
einwirkung zeigenden Sandsteinen gebauter flacher Feuerherd auf
ebener Erde, oval von 1,0 : 0,80 m Größe. Es ist dies zum erstenmal
ein besonderer Wärmeherd für den Wohnraum, offenbar dadurch be-
dingt, daß die in einem Ausbau angelegte Kochgrube nicht in der Lage
war, dem Wohnraum Wärme zu spenden. Die Wände bestanden
wie stets aus Flechtwerk mit Lehmbewurf und Glattstrich im Innern,
der einen sehr schönen gelbweißen Anstrich aus Wasserfarbe erhalten
hatte. Die Ausbeute an Resten der Keramik war sehr reich: vor-
wiegend reiner Großgartacher Typus ohne Rössener Übergangsstil.
Von großem Interesse war ein mit Farbstreifen in weiten Winkeln
bemaltes Gefäßstück. Charakteristisch für ein Außengehöft war eine
aus 2 Gebäuden bestehende Anlage auf dem „M usterplat z“
gegen Frankenbach zu, unweit des Hippbergs, isoliert am Seeufer ge-
legen. Das langgestreckte Wohngebäude, 6,0 : 3,50 m messend, zeigte
die Wdhnräume durch einen Gang in 2 Kammern getrennt, welcher
in den Küchenraum führte. Der letztere enthielt neben der Koch-
grube einen runden etwas vertieften Speiseplatz mit Lehmbank. Da-
neben lag ein dritter erhöhter Wohnraum, in dessen Ecke zusammen-
gekauert als „liegender Hocker“ ein Kinder skelett auf dem Fuß-
 
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