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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 19.1911(1912)

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Paret, Oskar: Ein römischer Gutshof mit Ziegelei bei Hoheneck OA. Ludwigsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.43335#0095
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Ein römischer Gutshof mit Ziegelei bei Hoheneck OA. Ludwigsburg.
Von cand. arch. Oskar Paret-Heutingsheim.
Mit i Tafel (XI) und 17 Textabbildungen.
Zur Zeit der Geburt Christi war das Neckarland wenig besiedelt.
Die Helvetier, die nach Tacitus hier gewohnt hatten, waren von den
Germanen nach der heutigen Schweiz gedrängt worden und gallisches
Gesindel hatte, wie derselbe Schriftsteller berichtet, das Land zwischen
Rhein und Donau eingenommen. Den Römern, die um diese Zeit
schon ganz Gallien bis zum Rhein ihr eigen nannten und die weiter
im Osten die Donau zur Nordgrenze ihres Imperiums gemacht hatten,
war ihr Vorstoß nach Mitteldeutschland unter Varus teuer zu stehen
gekommen. Sie mußten sich zunächst auf die Rhein- und Donau-
linie beschränken, die sie durch Vermehrung der Besatzung verstärkten.
Die Hauptstandlager am Rhein waren Köln, Mainz, Straßburg und
Windisch; Mainz gegenüber der Einmündung des Maintales, der Haupt-
einbruchspforte nach Mitteldeutschland; Windisch am Zusammenfluß
von Aare, Reuß und Limmat gegenüber der Wutachmündung, dem
strategischen Zugang zum oberen Donau- und Neckargebiet. Diese
Grenzführung mit dem tief in ihr Land eindringenden Winkel der
Rheinecke bei Basel wurde von den Römern bald als Übelstand em-
pfunden, besonders wenn die politischen Ereignisse eine Verlegung
der rheinischen Truppen nach den Donauländern oder umgekehrt
erforderten. Unter Vespasian wurde Abhilfe geschaffen durch die
Anlage der Militärstraße Straßburg—Kinzigtal—Rottweil—Tuttlingen.
Damit war zugleich die Grundlage gegeben für die Inbesitznahme und
Besiedlung des fruchtbaren Neckarlandes. Als dann unter Domitian
die Straße Straßburg—Cannstatt und unter Trajan die strategisch
noch wichtigere Straße Mainz—Cannstatt mit ihrer Fortsetzung durchs
Filstal zur Donau gebaut wurden, war — ums Jahr 100 n. Chr. —
die Reichsgrenze schon bis zum Neckar vorgeschoben und durch eine
Reihe von durch Straßen verbundenen Kastellen, so Cannstatt,
Benningen, Walheim u. a., gesichert worden. In Menge ließen sich
jetzt Kolonisten auf dem ergiebigen Boden nieder, zunächst da wo
sie schon einigermaßen kultiviertes Land antrafen. Um die Mitte des
2. Jahrhunderts wurde die Reichsgrenze, die bisher der Neckar gebildet
hatte, vorgeschoben und als die Germanen heftiger vordrängten, zu
Beginn des 3. Jahrhunderts der mächtige Grenzwall aufgeworfen,
der von Kelheim an der Donau nach Lorch und weiter in schnurgerader
Linie bis Osterburken verläuft, um nordwärts über den Taunus hin-
ziehend den Rhein bei Rheinbrohl zu erreichen. Aber schon um 260
war es mit der Herrschaft der Römer in unserem Lande vorüber.
 
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