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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — 20.1912(1913)

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Römische Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.43336#0057
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abgeteilt vom Schutte. So lag er in zwei Ecken im NW. und N. des
Hauses zwischen den alten Mauern. Der Kies ist allem nach da hin-
eingeschwenimt worden. Der Platz war bis zu der Zeit, ehe das Haus
hier in den 8oiger Jahren des vorigen Jahrhunderts erstellt wurde, ein
Garten, und Frauen sollen früher im Advent hier ein „Lichtle“ gesehen
haben. Mir wurde von einem verstorbenen Maurer erzählt, daß beim
Bau dieses Hauses No. 33 (das ein Doppelhaus ist) in der W.-Hälfte
desselben Pferdeskelette mit Hufeisen ausgegraben worden seien. Und
in der Nähe dieses Fundortes, vis-ä-vis von Haus No. 33 in der Garten-
straße (Noll) über dem Neckar rechts und ebenfalls unweit von diesem
wurden in der Tübingerstraße bei Haus No. 20 die Fundamente eines
kleineren Gebäudes mit schönen großen Hohlziegeln mit Nasen gefunden.
Sehr auffallend war ein dabei liegendes menschliches Skelett mit einer
leider verloren gegangenen Münze mit gotischer Schrift. Es wurde
hier keine Leiche begraben; denn sonst hätte ein Grab mit gelockerter
Erde im satten Lehm, in dem das Skelett lag, nachgewiesen werden
müssen. Das war aber nicht der Fall. Der Lehm, der das Skelett um-
gab, war so satt wie in der weiteren Umgebung. Hier wurde eine Leiche,
nach der gotischen Münze und der Hohlziegel mit Wulsten, die dabei
lagen, zu schließen, in mittelalterlicher Zeit angeschwemmt.
Die genannten Befunde von verschütteten Straßenpflastern, von
zerstörten Häusern mit angeschwemmten Kieslagern, Skeletten von
Menschen und Tieren mit unverkennbaren Beigaben aus dem Mittel-
alter sind wohl geeignet, in Beziehung gebracht zu werden zu der In-
schrift jener aus dem Jahre 1603 stammenden Gedenktafel (früher „Marmel-
tafel) “ auf der Altstadt, die von einem „Ertbidem und Gewesser“ berichtet,
durch das Landskron am 3. Januar 1112 bezw. 1012 (1013) zugrunde
ging. Über diese „alte Stadt“ wichtige Befunde das nächstemal.
Dr. Paradeis.
Rottweil. In einer Baugrube der Lindenstraße (Haus No. 11 auf
Parz. 484, 1, nahe ihres Zusammenstoßes mit der Heerstraße) zeigte sich
im April deutlich ein Grabenprofil. Nachgrabungen ergaben mit un-
bedingter Deutlichkeit einen römischen Spitzgraben, der von der Bau-
grube angeschnitten war; ferner in der Seitenwand der Grube zwei Pfosten-
löcher. Der Graben selbst ragt noch etwa 20 cm in die Baugrube herein
und bricht plötzlich in gerader Linie ab, so daß entweder an der an-
geschnittenen Stelle ein Umbiegen des Grabens oder eine Erdbrücke
anzunehmen ist. Letzteres ist wahrscheinlicher, denn durch die ganze
Länge der Baugrube zieht sich eine Kiesschüttung gerade so breit, wie
der Abstand der Pfostenlöcher. Jenseits (d. h. östlich) der Erdbrücke
ließen sich noch ganz geringe Spuren des Grabens verfolgen, der jedoch
durch den Aushub der Baugrube zerstört war. Ein westlich der Bau-
grube angelegter 5 m langer Probeschlitz bis in die Tiefe von 3 111 ergab
nicht die Fortsetzung des Grabens. Der Graben selbst ist zweifellos
römisch. Breite von Bernie zum jenseitigen Rand etwas über 3 m,
Tiefe bis zu der sich deutlich abhebenden Sohle 2,4. Spuren eines
Walls zeigten sich nirgends, dagegen an den Rändern zu beiden Seiten
eine leichte Kiesschotterung. Der untere Teil der Grabenfüllung ist
fest zusammengebackener Lehm mit kleinen Holzteilchen, im Lehm
befanden sich zwei Ziegelbrocken, ohne daß sich ihr Profil feststellen
ließ. Es läßt sich deutlich erkennen, daß der Lehm eingeschwemmt ist.
Die weiter oben liegende Schicht, durch hereingerutschte Steine deut-
lich sich abhebend, ist viel lockerer und künstlich aufgeschüttet, wohl
bei Anlage des über dem Graben liegenden Sträßchens aus dem Mittel-
alter. Bemerkenswert ist, daß die rechte Grabenseite einen leichten
Knick zeigt, offenbar, um den beim Aushub Beschäftigten eine Stand-
fläche zu bieten.
Daß es sich um einen Abwassergraben handelt, ist wahrscheinlich.
Werkmeister MERKT berichtet mir, daß besonders auch im Ester-
inannschen Anwesen solche Gräben geschnitten worden seien; da aber
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