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Furtwängler, Adolf; Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 4): Die Bronzen und die übrigen kleineren Funde von Olympia — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.1786#0013
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D

er Stoff diefes Bandes find die in überaus grofser
Zahl in Olympia gefundenen Altertümer von
Bronze und im Anfchlulfe an diele die übrigen verhältnis-
ma'fsig wenig zahlreichen kleineren Funde, nämlich die
Terrakotten, foweit diefelben nicht in das Gebiet der
Architektur (Bd. 1, II i oder der grofsen Plaltik (Bd. III)
gehören, und die Objekte von Glas, Stein, Hörn, Gold,
Silber, Eilen, Blei u. dgl.

Bevor wir zur Betrachtung der Funde im Einzelnen
fchreiten, fuchen wir die Frage zu beantworten, wie
und wo, unter welchen Umitänden und an welchen
Stellen diele grofse Malle von Gegenftänden zu Tage
getreten ift.

Die ungeheure Sandfchicht, welche ganz Olympia
bedeckte, fchlofs gar keine Fundftüeke ein; aber auch :
in den oberen, zum Teil fehr mächtigen Schutt- \
fchichten, welche in den Jahrhunderten der byzan-
tinifchen und der fpätrömifchen Epoche abgelagert lind,
waren die uns angehenden Funde nur verhältnismäfsig
gering. Diele Schichten waren von Bautrümmern aller
Art durchfetzt; in ihnen fanden lieh auch fait alle die
gröfseren Skulpturwerke, welche Bd. III enthält: und
aus ihnen itammen die geringen Relle von grofsen
Bronzeftatuen, welche uns die Metallgier der Spätzeit
übrig gelallen hat. Sonü enthielten lie nur die ver-
fchiedenften Gebrauchsgeräte jener fpäten Epochen und
Münzen. Vereinzelt nur fanden lieh auch Gegenltände
der alten Zeit, die aber offenbar aus den tieferen Schichten j
emporgewühlt waren (so z. B. einzelne primitive Votiv-
tiere, vergl. unten; Dreifufshenkel und Fragmente alter
Bronzeurkunden in bvzantinifcher Schicht, f. Tagebuch
VI, S. .4). _

Die bei weitem gröfste Menge der hier zu be-
handelnden Funde flammt aber aus den tieferen [
Schichten, welche die Ablagerung der klaffifchen und
zu unterlt die der ältelten Periode enthalten; und zwar
waren die Funde an vielen Stellen um fo zahlreicher,
je tiefer man kam. Die Bautrümmer, auch die Ziegel-
fcherben hörten überall nach unten hin ganz auf, dagegen
wurde die Erde vielfach immer dunkler und, befonders
in der Gegend der Altäre, immer ergiebiger an alten
Bronzen. Weitaus die Mehrzahl unlerer Bronzefunde
lind Weihgefehenke oder Relle von Weihgefchenken
alter Zeit, welche fchon im Laufe der klaffifchen
Epoche unter den Boden geraten waren. Dafs gerade

die unterften Schichten die an Bronzen reiehften zu fein
pflegten, erklärt lieh dadurch, dafs die einfachen und zum
Teil rohen Weihgefehenke der älteften Zeiten fpäterhin
gewifs als ganz wertlos erfchienen und daher, um
anderen Platz zu machen, fchon frühzeitig unter den
fchützenden Boden kamen; während dagegen die Weih-
gefehenke der klaffifchen Periode in der Spätzeit, wenn
auch zuletzt nur des Metallwertes wegen, hoch ge-
fchätzt und geraubt oder eingefchmolzen wurden.

Wenn nun auch der allgemeine Charakter der
Schichten, wie wir ihn angegeben haben, überall deut-
lich zu erkennen war, fo find diefelben doch im Ein-
zelnen nur an wenigen Stellen fo fcharf gefchieden,
dafs fich beftimmtere ehronologifehe Beftimmungen
daran knüpfen lallen. Meiftens gehen die Schichten
ganz allmählich in einander über. Und vielfach ift ihre
regelmäfsige Folge geftört, was bei der allmählichen
Anlage der zahlreichen grofsen und kleinen Bauten und
Basen, der Wasserleitungen und zuletzt noch der chrift-
lichen Gräber nicht anders als natürlich ift; denn mit
all diefem war ja ein Aufwühlen tieferer Schichten
verbunden. So konnte es immer gefchehen, dafs ältere
Gegenltände aus der Tiefe in höhere Schichten kamen,
und umgekehrt, dafs fpätere Dinge in die Tiefe ge-
rieten. Vereinzelte Fälle des Vorkommens von Gegen-
ltänden in diefer oder jener Schicht dürfen alfo nur
mit Vorlicht zu chronologifchen Schlülfen benutzt
werden. Letztere find meilt erft dann zuläflig, wenn
aus vielen Fällen eine Regel konftatiert werden kann.
Und weiter als zur Feltltellung folcher Regeln kommen
wir leider nur ausnahmsweife; für gewöhnlich muffen
wir uns begnügen anzugeben, dafs diefe oder jene Fund-
ltücke regelmäfsig den tieferen oder den höheren Fund-
fchichten angehören. Denn nur in verhältnismäfsig
wenigen Fällen liegen genaue Einzelbeobachtungen vor.
Um folche bei der Ausdehnung der Ausgrabung
konsequent und überall auszuführen, wäre ein grofses
und dafür eigens gefchultes Perfonal und ein iangfames,
vorlichtiges Abheben aller einzelnen Schichten nötig
gewefen, was die Verhältniffe nicht geftattet haben.

Nur von den an den Altarplätzen gefundenen kleinen
Weihgefchenken der ältelten Zeiten darf man mit Sicher-
heit annehmen, dafs lie von ihrem urfprünglichen
Aufbewahrungsorte lieh nicht wefentlich entfernt haben.
Bei den übrigen Fundftücken ilt immer die Möglichkeit



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