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Furtwängler, Adolf; Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 4): Die Bronzen und die übrigen kleineren Funde von Olympia — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.1786#0014
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I

der Verfchleppung im Auge zu behalten. Die Zer-
störung der alteren Bronzeweihgefchenke und die Zer-
splitterung der Fragmente hat fchon in recht früher
Zeit begonnen. Dafür lind namentlich die Hefte ge-
wiffer fehr ftatllicher Dreifllfse ein Beweis, deren Blech-
platten fchon im 6. oder gar 7. Jahrhundert v. Chr. zu
Infchriflen verwendet und zurecht gefchnitten wurden
(f. unten). Auch hat man öfter urfpünglich zu-
fammengehörige Stücke (wie die Lanzenfpitzen der
Thurier 1052,1058, die Schlangenköpfe 816a u. a. dgl.)
an den entgegengefetzten Enden der Altis gefunden.
Diele • Thatfache frühzeitiger Zerfplitterung und Ver-
fchleppung einzelner Stücke hindert aber nicht alle
aus dem Fundorte auf die ursprüngliche Aufstellung zu
machenden Schlüffe. Denn letztere werden durchaus
zuläflig fein in den Fällen, wo lieh zahlreiche Gegenstände
derfelben Art an einem Orte fanden und zwifehen ihnen
und letzterem lieh ein Zufammenhang noch deutlich
erkennen la'fst.

In der folgenden Befchreibung haben wir bei den
einzelnen Stücken den Fundort, wie er in den Inventaren
und Tagebüchern fich verzeichnet findet, angemerkt.
Hier fchicken wir einen Überblick über die einzelnen
Fundplätze und eine Charakterisierung derfelben voraus.

Wir beginnen mit den älteften Ablagerungen, den
grofsen Altarfunden.

Bei weitem die erfte Stelle unter diefen nehmen
die im Süden des Heraions gemachten Funde ein.
Schon im zweiten Jahre der Ausgrabung traf ein auf das
Heraion zu geführter Verfuchsgraben füdlich vor diefem
Bau auf eine tieffchwarze Schicht mit primitiven Terra-
kottafiguren (Inv. Tc. 383 Mann, 384 fr. Tiere). Im
dritten Jahre wurden bei den Grabungen um das
Heraion, befonders an deffen Südfeite, überaus zahl-
reiche primitive Bronze- und Terrakotta-Tiere, dazu
kleine Dreifüfschen und auch Waffenfragmente gefunden
(vergl. das Tagebuch vom 27. Dezember 1877 a'3 bis zur
Mitte Januar 1878; Inv. 2242 ff., 2291fr.). Die Haupt-
maffen fanden lieh jedoch erft im fünften Jahre, als
die ganze Gegend im Süden des Heraions bis auf den
gewachfenen Boden unterfucht wurde. Nun erft zeigte
fich der Reft des aus Mergelkalk und Feldfteinen be-
stehenden Fundamentes des grofsen Altares, welchen
der Situationsplan zwifehen Heraion und Pelopion in
unmittelbarer Nähe des letzteren giebt. In dem Funda-
mente befand (ich der uralte handgemachte Topf 1283.
Rings um den Altar wurden die primitiven Votivtiere
maffenweis gefunden. Jeder Hackenfchlag förderte
welche zu Tage; in einer Woche wurden hier an 700
Stück Tiere allein von Bronze gefammelt, aufserdem
noch eine Menge folcher von Terrakotta. Es waren
hier zwei tieffchwarze Afchenfchichten zu unterfcheiden.
Die unterfte, welche ca. 20 cm Stärke hatte, lag beim
Pelopion etwa 1 m unter der Wafferrinne, welche
aufsen an der Umfaffungsmauer des Pelopionhügels
entlang läuft. Sie enthielt befonders maffenhaft Terra-
kottavotive. Etwa 30 — 45 cm höher, durch eine Lage
von gelbem Sande geSchieden, lag die zweite tief-
fchwarze Afchenfchicht, auch diefe voll von alten
Votiven. Die beiden Schichten näherten Sich indefs

vielfach und gingen ftellenweife in einander über.
Sie lind in der regelmäfsigen Lagerung durch die An-
lage der Umfallung des Pelopions lichtlich geltört
worden. Das relative Alter diefer beiden Schichten
wird nämlich durch die umgebenden Bauten beftimmt.
Beide lind älter als die Einladung des Pelopions; denn
das Fundament derfelben beginnt erft über der zweiten
höheren Schicht. Anders ift das Verhältnis zum Heraion:
die zweite Schicht bildete lieh erft nach Erbauung des
Heraions, die unterlte aber ift älter als diefer Tempel;
denn Sie tritt im Inneren des Baues wieder auf und
wird von den Fundamenten delfelben durchfehnitten.1)
Bei den Tiefgrabungen, welche im Heraion zur Unter-
suchung feiner Fundamente gemacht wurden, fand lieh
diefe unterlte Schicht im Südlichen und weltlichen Pteron
und im Opisthodom; je weiter nach Welten delto tiefer
lag Sie, da der alte Boden, der im Often des Tempels
hoch anfleht, nach Welten Stark abfällt. Im Südoften
des Pterons traf man jene Schwarze Altarfchicht fchon
60 cm unter dem Stylobat; Sie fiel allmählich nach Werten
zu; im Südpteron lag Sie meift 1 — 1,20 m unter dem
Stylobat; im weltlichen Pteron 1,50—1.70, ja unter
der Höhe des Weltftylobats ward die unterlte Schwarze
Schicht erft in der Tiefe von 2,20 gefunden. Hier beim
Opisthodom und im weltlichen Pteron war diefer vor
die Erbauung des Heraions fallende Altarfchutt wieder
in zwei dünne fchwarze Schichten gelpalten, welche
durch Sand getrennt waren. Weftlich vom Weft-
ltylobat verlor lieh jene tiefe Afchenfchicht. Auch
wird berichtet (Tageb. V, S. 189), dafs weftlich vor der
Südweftecke des Heraions die ASchenSchicht bräunlich
und die Funde geringer wurden. Dagegen haben die
Grabungen Südlich vor der Südweftecke des Tempels
und von hier füdlich herab in der Gegend weftlich
vom Pelopion und ferner innerhalb des Pelopions in
feinem weltlichen und nordwestlichen Teile eine mäch-
tige Afchenfchicht mit einer Maffe älteSter Votive zu
Tage gefördert, welche offenbar zu dem grofsen Altare
gehörte und älter ift als die UmfafSung des Pelopions.
Nach Süden zu war die urfprüngliche Grenze der alten
Altarablagerungen durch den natürlichen Hügel des
Pelopions gegeben. Diefer hatte ursprünglich wahr-
Scheinlich eine viel kleinere EinfalTung, vielleicht von
einer Lehmmauer; die erhaltene UmfalTungsmauer
flammt wahrscheinlich aus derfelben Zeit wie. der
Thorbau, alSo ungeSähr aus dem 5. Jahrhundert. In
diefer Zeit war die hohe Bedeutung jenes alten grofsen
Altares offenbar fchon vorüber und die ganze Maffe
der alten Votive war fchon abgelagert. Nach Welten
und Norden war die Ausdehnung des alten Altar-
fchuttes, wie die oben erwähnten Funde lehren, eine
vor Anlegung des Heraions unbehinderte. Nach Ollen
zu fcheint Sie lieh ungefähr ebenfo weit erftreckt zu
haben wie nach Welten. Wahrscheinlich lind die zahl-

x) Wir nennen diefe Schicht in der Folge der Kürze wegen
die Schicht unter dem Heraion, heben aber hervor, dafs Sie
nicht unter den Fundamenten des Baues liegt, welche viel-
mehr noch tiefer herabgehen, fondern nur tief unter dem
Fufsboden des Tempels.

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