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Furtwängler, Adolf; Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 4): Die Bronzen und die übrigen kleineren Funde von Olympia — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.1786#0021
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Elfter Abfchnitt.

Die Reite ltatuarilcher Kunft.

I. Refte gröfserer Statuen.

l. ia (Taf. I). Altertümlicher Kopf, von 0,17 Höhe,
gefunden den 23. Oktober 1877 bei den Grabungen
im Südweifen des Zeustempels, 15 —16 m in welt-füd-
weitlicher Richtung von der Südweltecke des Tempels,
2,85 m unter dem Niveau des Stylobats an jener Ecke.
Er gehörte zu den erlten Funden in diefer Gegend
und lag in der oberlten Fundfchicht, in derfelben,
in welcher die Fragmente der Weltgiebellkulpturen
zu Tage kamen. Es geht daraus hervor, dafs der Kopf
errt in der letzten Zeit vor der Verfandung an die
Fundltelle kam.

Er itt abgebrochen von einer Statue; der Reit eines
quadratifchen ehernen Dübels, der zur Verbindung diente,
lteckt im Hälfe. Die einfüge befondere Füllung der
Augenhöhlen fehlt. Die Dicke der Bronze an der
Bruchltelle des Halles beträgt 7 mm, an den Augen
beträchtlich weniger. Der Gufskern, eine graubraune
erdige Malle, füllt noch das Innere des Kopfes; in ihm
ist der Dübel befertigt. Nicht nur der Kopf der Statue
war befonders gegoffen, sondern am Kopfe lind auch
mehrere Teile getrennt gearbeitet und angeletzt; näm-
lich die beiden Lockenreihen um die Stirne, die drei
Locken, die jederfeits auf die Schultern fielen und der
Schopf im Nacken; und an letzterem lind wieder die
fünf Lockenenden, die hinten über das Band herab-
fallen , einzeln gearbeitet. In der Mitte des Schädels auf
Scheitelhöhe iit ein kreistörmiges Stückchen von 2 cm
Durchmeiler eingefetzt; dallelbe iit anders patiniert und
icheint von weniger feiner Bronze; auch iit die Cifelie-
rung des Haares hier nicht fo fein wie ringsherum. —
Zu der Technik vergleiche man den dem olympischen
auch in der Gröfse ganz entsprechenden Bronzekopf
von Kvthera im Berliner Muieum (Arch. Ztg. 1876,
Taf. III, IV, S. 20 ff. Brunn). Auch an diefem lind die
beiden Lockenreihen über' der Stirne, und iit der Schopf
im Nacken befonders gegoffen und angefetzt; auch an
diefem iit das Innere des Kopfes gefüllt mit dem braunen
erdigen Gufskerne.l)

1 Letztere Eigentümlichkeit, Jas Stehenlaffen des Guis-
kernes, findet fich auch fonft an fehr alten Bronzen: fo an
der Figur mykenil'chen Stiles in Berlin, Arch. Anzeiger 1880,

Abgefehen von den in die Stirne fallenden zwei
Reihen von Löckchen, iit die gefamte Malle von
Haar und Bart ganz leicht gewellt in horizontaler
Richtung. Die weitere Gliederung der Malle durch in
vertikalen Reihen cifelierte feine parallele Linien ge-
fchah erit nach vollendetem Gulfe. Im Haare liegt lofe,
ohne irgend einen Einfchnitt hervorzurufen, ein glatter
runder Reif (auch hierin ftimmt jener Kopf von Kvthera
überein). Die hinten herabfallenden Haare werden
gleich unterhalb der Ohren von einer Binde lofe um-
fchlungen, die unterhalb der Haare geknüpft gedacht
werden mufs. Unter der Binde löfen fich zunächlt an
beiden Seiten je drei einzelne Locken los, die bis auf
die Anfätze abgebrochen lind; lie lind lang auf die
Brult herabfallend zu denken. Einige im Werten des
Zeustempels gefundene Lockenfragmente der Art wie
24 ff. wurden bei der Auffindung für zu dem Kopfe
gehörig gehalten (f. Inv. 1955, 1999!; doch iit dies
nicht zu erweifen. Die Malle der in den Nacken
fallenden Haare erfcheint emporgebunden mit einer
Binde gleicher Art wie die fchon erwähnte. Das
über die Binde fallende letzte Ende der Haare ist
in fünf getrennte Locken gegliedert. Dieser Nacken-
schopf befindet lieh indefs nicht ganz in der Mitte
der Rückfeite, fondern iit etwas nach feiner linken
Seite verfchoben.

Die Verhältnille des Gelichtes lind folgende: die
Länge der Nafe bis zur Wurzel gemeffen entfpricht der
Stirnhöhe von der Nafenwurzel bis zur Haargrenze, und
dallelbe Mafs zeigt auch das öntergeficht vom unteren
Rande des Nafenflügels bis zu der Stelle, wo unter dem
Barte das Kinnende fich belinden mufs. Das Mafs diefer
Diitanzen iit 34 mm. Dallelbe Mafs beitimmt auch die
Mundbreite. Es entfprechen lieh ferner die Diitanzen
von Bartfpitze bis unterem Nafenflügelrand, von da bis
zur höehften Stelle des Brauenbogens und von da zum
Scheitel, mit je 48 mm. Die Länge der Augen beträgt
26, die der Ohren 44 mm. — Da oben die vielfache
Verwandtschaft des Kopfes mit dem von Kythera in

S. 93, 7; an einigen Ochlenftatuetten aus Cypern, ebenda
S. 88; in Olympia felblt an dem Filch 978 und dem Greifen-
kopf 803. Bei den kleinen ägypüfehen Bronzen ill jene
Eigentümlichkeit die Regel.
 
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