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Furtwängler, Adolf; Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 4): Die Bronzen und die übrigen kleineren Funde von Olympia — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.1786#0039
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Jtf

Geräte wahrfcheinlich durch die Chalkidier eingeführt
(vergl. auch meinen Goldfund v. Vettersfelde S. 30). Sie
wurden dann hier vielfach nachgeahmt; manche der
erhaltenen Exemplare find ficher italifche Arbeit. Ja
fogar in Thon ahmte man fie nach, als einem billigen
Erfatze der Bronze für die Gräber (Campanien).

Die in beiftehen-
der Abbildung mit-
geteilte hübfche Spie-
gelftützfigur flammt
nicht aus den Aus-
grabungen in der
Altis, fondern aus
einem Grabe im
Kladeosthale in
der Nähe Olym-
pias. Sie befindet
lieh im Olvmpia-
Mufeum. (Abgufs
in Berlin, 1". Friede-
richs-Wolters 357.)
Aphrodite lieht, das
linke Bein etwas ent-
ladend, ltützt die
Rechte in die Seite
und ftreckt die Lin-
ke vor; gewifs be-
fand lieh einft auf
der Hand ein Attri-
but, wahrfcheinlich
die Taube. Die
Haare find wie ge-
wöhnlich in einen
Wullt aufgenom-
men. Auf dem
Kopfe erhebt fich
der übliche, mit
gravierten Palmet-
ten gezierte Auffatz,
an welchem der
Bronzefpiegel durch
Lötung beteiligt war.
— Die Spiegel die-
fes Typus wurden
wahrfcheinlich in
Korinth fabriziert; fie fanden lieh an verfchiedenen Orten
in Griechenland (vergl. oben zu 56; und Sammlung
Sabouroff zu Taf. 147, S. 2).

12 : 31

An die Befprechung der tektonifchen Statuetten
lügen wir die einiger Köpfe, die ebenfalls dekorativen
Zwecken gedient haben.

87 (Taf. IX). Kleiner menfehlicher Kopf, in der-
felben Gegend und an demfelben Tage gefunden wie 82,
im nördlichen Teile der Echohalle. Das Stück ift ganz
volliländig. Ein Kundftab wird bekrönt von einem lehr
roh, aber lehr altertümlich gebildeten plumpen unbärti^en
Kopfe. Unten ein dicker Dorn, mit dem das Stück
wohl irgendwo eingeletzt war.

88 jTaf. VII). Gips-Ausgufs aus einer in Bronze
gegollenen Hohlform von 0,093 Höhe, die vor der Süd-
front des Prytaneions gefunden ward. Weiblicher Kopf
mit Hals. Sehr altertümlicher Stil. Halsband von langen
tropfenartigen Gliedern. Hinter den ganz konventionell
gebildeten Ohren fallen je drei Locken herab. Vorne
um die Stirne einzelne fymmetrifch aufgerollte Löckehen;
dahinter ein Band. Mit Recht erkannte Brunn, dafs
die auffallende Ungleichheit, welche in der Schärfe der
Stirnlöckchen und der Rundlichkeit der Seitenlocken
fich kundgiebt, durch die Technik erklärt wird, indem
der Künftler bei dem Cifelieren des Guffes in der Hohl-
form die Wirkung beim Abdrucke nicht vor Augen hatte.
Das Haarband hat er jedenfalls zu tief cifeliert, fo dafs
es im Abdruck zu hoch erfcheint. Das Untergeficht
ilt überaus lang, es ilt allein fo hoch wie das Ober-
gelicht bis zur Haargrenze.

Die Form diente wahrfcheinlich dazu, um Metall-
blech darin zu hämmern und die fo gewonnenen weib-
lichen Masken an Geräten zur Dekoration zu verwenden.

Vergl. Ausgr. IV, Taf. 26a, S. 19. Br.- Funde S. 71 f.
Mitt. d. Infi., Athen, VII, S. 117 (Brunn). Flafch, Olympia
S. 69 (Sep. aus Baumeillers Denkmälern). Blümner, Ge-
werbe u. Künlte IV, S. 237. Abgufs in Berlin Friederichs-
Wolters No. 374.

89 (Taf. IX). Menfchliches Gefleht aus Mergel-
kalkitein, den 19. Dezember 1878 in dem früher von
den Thefauren nach dem Oktogon gekarrten Schutte
nachträglich gefunden. An der rechten und hinteren
Seite Bruch, unten, oben und an der linken Seite Schnitt-
fläche. Aus einem im Übrigen rohgelaffenen Brocken
Mergelkalk, demfelben Materiale, aus welchem der Giebel
des Megarerthefauros und andere archaifehe Skulpturen
beliehen, ill hier ein menfchliches Gefleht in altertüm-
lichem Stile ausgehauen. Wahrfcheinlich ilt es ein un-
fertig verworfenes Stück; der Hals ilt ganz unausgeführt
flehen gelallen. Es fcheint ein weibliches Gefleht ge-
meint. Abgufs in Berlin (Friederichs -Wolters, No. 376).


 
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