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Furtwängler, Adolf; Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 4): Die Bronzen und die übrigen kleineren Funde von Olympia — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.1786#0041
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20

als eine in lieh völlig abgel'chloflcnc einheitliche Gattung
dar, innerhalb welcher alle Elemente aufs engfte zu-
fammenhängen und Geh gegenfeitig bedingen, und wo
durchaus nichts Fremdartiges Geh einmifcht. Diefe
Einheitlichkeit des Charakters führt uns zu demfelhen
Schlufle wie die Fundumllände, d. h., dafs die ganze
Malle diefer kleinen Weihgefchcnke einer einzigen grofsen
Periode angehören, und zwar der ültelten Zeit Olympias.

Die chemifche Unterfuchung') eines der Tiere, wie
Ge unter dem Heraion vorkamen und wie lie die Malle
bilden, ergab, dafs daffelbe nicht aus Bronze, lbndern
aus Kupfer belteht. Es ilt darnach wahrfcheinlich, dafs
ein grofser Teil der Tiere, wenigitens der alteren Arten,
von Kupfer ift.

Die Mannigfaltigkeit in den Typen diefer Tierfiguren
ift eine ganz aufserordentliche. Die Auswahl, welche
unfere Tafeln darltellen, umfafst bei weitem nicht
alle Varianten, fondern befchränkt Geh nur auf die
wichtiglten. Wahrfcheinlich wurden die Figuren in
verlorenen Formen oder doch in fo fchleehten Formen
gegollen, dafs ihre Erneuerung immer wieder nötig war.
Nur ganz ausnahmsweife lallen Geh zwei Stücke nach-
weifen, die aus einer Form Gammen (vergl. unten S. 37).

Dafs diele einfachen Votive an Ort und Stelle her-
geltellt wurden, darauf weifen die im Gull'e verunglück-
ten Exemplare und die mit den Itehengelallenen Gufs-
zapfen, über welche vergl. unten 226 ff.

Die Malle der Tiere läfst Geh nur entweder als
Rinder oder als Pferde beltimmen; andere Geher er-
kennbare Tiere kommen in der Malle nicht vor; die
undeutlichen Tiere mülfen alfo als fehlecht charakteri-
Gerte Exemplare jener beiden Gattungen angefehen
werden und dürfen nicht dazu verleiten, andere Tiere,
wie Maulelel, Hunde u. dergl., mit denen Ge eine ober-
flächliche Ähnlichkeit haben, zu erkennen. Das nume-
rifche Verhältnis von Pferden und Rindern ilt ein ziem-
lich gleiches, doch wiegen bei den ältelten Gattungen
die Rinder, in dem entwickelten geometrifchen Stile die
Pferde vor. — Die wenigen primitiven Tiere anderer
Art lind ganz vereinzelt.

Wir beginnen die Überlieht über die Haupttypen
mit einer kleinen Serie primitivller Art, den aus Blech
gefehnittenen und gebogenen Tieren.

a> Tiere aus Blech.

Die gröfsere und wichtigere Gruppe innerhalb diefer
Gattung ilt diejenige, welche davon ausgeht, das Tier
von oben gefeiten in flachem Bleche darzultellen.

90 (Taf. X). Ein rechteckiges Stück Blech hat
einige Einfchnitte erhalten, um fo ein von oben ge-
fehenes Rind anzudeuten; links lind Hinterbeine und
Schwanz, rechts die Vorderbeine und dazwifehen zwei
die Hörner bedeutende Zacken zu fehen. (Aus dem Mag.)

91 (Taf. X). Ähnliches Rind, doch lind die ein-
zelnen Ausfehnitte ein wenig nach unten gebogen, wo-
durch ihre Ablieht deutlicher wird; dies ilt namentlich
an Schwanz und Hinterbeinen der Fall. Ferner lind

1 Gemacht im Laboratorium des Herrn Geheimrat
von Hofmann.

hier nicht nur die Hörner, fondern auch der Kopf aus-
gefchnitten. (Aus dem Mag.)

Ebenfo Inv. 598, Oltfront des Zeustempels; Berlin,
Dubl. Nur der Schwanzltreif ilt nach unten gebogen
und dadurch gerundet. Am Kopfe nur kleine Zacken,
welche die Hörner bedeuten.

Von diefer Art lind ferner die im Folgenden auf-
gezählten Stücke, die Geh aber alle untereinander wieder
etwas unterfcheiden; Ge lind alle nur 5—7 cm lang; die
meilten lind durch Andeutung von Hörnern als Rinder
eharakteriliert. Zuweilen lind die Beine abliebend gebildet
und waren dann wohl zum Herunterbiegen beltimmt,
wodurch das Tier fchon viel natürlicher wird; meift
lind die Beine jetzt verbogen oder plattgedrückt. Es lind:
Inv. 8337, Pelopion. — 6338, füdlich Metroon. —
1749, nordwefllich Zeustempel. — 9587, Pelopion. —
1247, weltlich Zeustempel. — 205, südweltlich vom
Zeustempel, ohne Hörner. — 7098, füdöltlieh Heraion,
ohne Hörner. — 8207, Pelopion; die zum Herunter-
biegen beltimmten Beine lind fall ganz platt gedrückt. —
Fortgefchrittener ilt

92 (Taf. X). FaG 1 m tief unter dem Fufsboden
der Metrooneella gefunden (Inv. 13571). Es lind hier
die Beine aus befonders abwärts gebogenen Blechltreifen
angefügt und aufser den Hörnern auch die Ohren aus-
gefchnitten.

Einen weiteren Fortfehritt bezeichnet

93 (Taf. X), indem das den Körper bedeutende
Stück nach unten zufammengerollt ift und fo eine
Rundung erhält; den nach unten zufammengebogenen
Schwanz kannten wir fchon. Der Kopf ift noch ganz
platt; Hörner und Ohren lind verletzt. (Aus dem Mag.)

Ähnlich Inv. 8219, Südoften des Pelopions, Berlin,
Dubl.; langgeltreekt (10 cm lang;; kurze Hörner an-
gedeutet. Nur der Körper aufgerollt, das andere alles
flach gelaffen.

94 (Taf. X). In der tieflten Afchenfchicht des alten
Altarplatzes weltlich vom Metroon gefunden (Inv. 6727).
Hier lind Körper, Beine, Kopf und Schwanz nach unten
aufgerollt. Doch der Kopf entbehrt jeglichen Details;
er ift vom Schwänze kaum unterfchieden.

Inv. 8417, Pelopion; ähnlich, lehr lang geltreekt
(9 cm lang); Kopf ohne alle Charakteriüerung, nur als
gebogener Streif gebildet.

95 (Taf. X!. Pelopion (Inv. 8336). Viel beller als
die vorigen, der Hals gehoben, die Hörner deutlich.

Eine andere Gruppe lueht nicht durch Aufrollen
des Blechs körperliche Rundung zu erzeugen, lbndern
macht in der Längsaehfe des flachen ausgefchnittenen
Bleches einen Knick und biegt die beiden gleichen
Hälften nach unten. Hierdurch entliehen zwei ver-
bundene Silhouetten-Anflehten des Tieres.

96 (Taf. X). Durch das Eoch im Kopfe waren
wohl die Hörner gelteckt.

97 (Taf. X). In tieffter Schicht unter der Exedra
gefunden (Inv. 8765, Berlin, Dublette). Ein durch den
Kopf gedeckter Draht vertritt die Hörner. Da das Blech
für den Kopf nicht mehr ausreichte, ilt hier ein kleines
Stückchen Blech herumgewickelt und feitgehämmert.
 
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