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Furtwängler, Adolf; Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 4): Die Bronzen und die übrigen kleineren Funde von Olympia — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.1786#0188
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geht ein Knick. Auf drei Seiten der Spitze ift die
Weihinfchrift der Tarentiner verteilt, welche das Stück
von den Thuriern erbeutet hatten: ry.S>.u ano ©ot/fitw
T«[j«i'7i'r|oi avt&nxai' Sit 0?.u[wnw] btxuTuv (Röhl, inscr.
ant. 548a). — Es lind noch zwei Lanzenfpitzen mit
derfelben Infchrift gefunden, welche aber etwas ver-
fchieden lind; liehe 1058.

Möglicherweife auch aus Olympia flammt eine wohl-
erhaltene Lanzenfpitze diefes Typus, welche in den
Kunrthandel kam mit der Angabe »aus der Peloponnes« ;
diefelbe trägt die Infchrift 9«o&i^e« «vsSmite ßarikei in
altertümlichen Zügen (Journal of hellenic fludies II,
1881, pl. XI; p. 77 fr.; Röhl, inscr. antiqu. 564).

Kleine mehr oder weniger vereinzelte Varianten des
Schaftanfatzes find folgende:

1053 (Taf. LXIV). An beiden Enden gebrochen.
Die Ringe unter dem Blätterkelch find verdoppelt.

1054 (Taf. LXIV). Weftlich Buleuterion (Inv. 12916).
Länge 0,21. Unten gebrochen. Der obere Teil des
Schaftes unterhalb des Ringes war flatt vertikal kan-
neliert, mit horizontalen Riefeln verfehen (vergl. den
Rundftab von einem Stabdreifufs 814 a).

Ebenfo ein Exemplar mit der Infchrift 'OXvumVj Aioc
(Röhl, inscr. ant. 565 a), das in dem grofsen KelTel 809
gefunden ward (Inv. 13561); 0,21 lang. — Ferner Inv.
12690 (nördlich Prytaneion), fragmentiert; 0,16 lang.

1055 (Taf. LXIV). Prytaneion (Inv. 4912). Länge 0,22.
Unten gebrochen. Hier ift der obere Teil des Schaftes
mit gewundener Kannelierung verfehen. — Dafs ge-
wundene Kannelur felbft in der grofsen Architektur
fchon fehr früher Zeit angehört, haben bekanntlich
die neuen Ausgrabungen auf der Akropolis zu Athen
gelehrt.

Eine Variante am Anfatze der Spitze zeigt

1056 (Taf. LXIV). Nördlich Leonidaion (Inv. 11893).
Länge 0,12. Nach unten und oben gebrochen. Über
dem Blattkelch find am Anfatze der Spitze gravierte
Linien angebracht; es ift eine Umränderung der Blätter
und ein Füllmotiv zwifehen denfelben.

Zahlreich find die Stücke, wo nur die pyramidale
Spitze ohne den Schaft, oder nur ein kleines Stückchen
deffelben erhalten ift; der letztere zeigt dann die ge-
wöhnliche Form wie an 1050. So Inv. 12775. 12623.
4802. 7279. 13842. 5346. 12624. 12690. 12538. 5347.
5668. 11718. 6590 (Berlin, Dubl.). 12857 (Berlin, Dubl.;
mit der Infchrift Röhl, inscr. ant. 565b). Nur ein Teil
der Spitze ift erhalten bei Inv. 3511. 12539. 12772.
13915. 11893. 11996. 12811.

Die wenigen eifernen vierkantigen Lanzenfpitzen
gehören ebenfalls hierher. Bei ihnen ift der Ring
unterhalb des Blattkelches von Bronze (ein gutes
Exemplar ift inventariiiert, Met. 272, Länge 0,30); vergl.
den goldenen Ring an der Bronze-Lanzenfpitze des
Hektor in der Ilias 6, 319.

Bei der zweiten, ungleich felteneren Art der vier-
kantigen Lanzenfpitzen lind die vier Seiten der Spitze
konkav, die Kanten allb fchärfer, da lie nicht einen
rechten, fondern einen fpitzen Winkel bilden.

1057 (Taf. LXIV). Nordöftlich gegen das Stadion hin
(Inv. 1743). Länge 0,24. Volliländig bis auf die äufserfte

Spitze. Der Schaft ftimmt ganz mit dem gewöhnlichen
Typus 1050 überein.

1058 (Taf. LXIVi. Südoftbau (Inv. 14064). Länge
0,22. Lanzenfpitze der Thurier, von den Tarantinern
geweiht, zufammen mit 1052, mit derfelben Infchrift
wie jene (Röhl, inscr. ant. 548b). — Ganz gleich, alfo
ebenfalls mit konkaven Seiten verfehen, ilt die dritte der
in Olympia gefundenen Lanzenfpitzen der Thurier (Inv.
7452; nördlich Prytaneion, Berlin, Dubl.; Länge 0,20).

Aufserdem ift nur noch ein anderes Exemplar mit
konkaven Seiten gefunden (Inv. 12617, nördlich Pry-
taneion, Länge 0,17; Spitze abgebrochen).

Ganz vereinzelt ift ein Stück, das nur dreifeitig ift,
doch auch den Blattkelch am Anfatze, ganz wie der ge-
wöhnliche vierkantige Typus, zeigt:

1059 (Taf. LXIV). Länge circa 15; Durchfchnitt
daneben. Die Seiten find flach, nicht konkav.

Endlich ift noch ein von dem befprochenen Typus
ganz abweichendes vereinzeltes Stück anzuführen, das
einen maffiven Schaft zeigt und wahrfcheinlieh nicht zum
Gebrauche beftimmt war, fondern von einer Statue
flammt. Es ift viel roher und geringer als das bisherige:

1060 (Taf. LXIV). Ganz mafiiv. Unten gebrochen.
Über dem Ende des abgebrochenen runden Schaftes
war ein Ring aus anderem Materiale herumgelegt, wie
man an der Oberfläche des Metalles noch lieht. Darüber
ift der Schaft flach abgefchrägt; ebenfo die Spitze.

Wir gehen zu den Lanzenfchuhen über.

Die zu den alten blattförmigen und die zu den
vierfeitigen Spitzen gehörigen Schuhe laffen lieh durch
ihren ganzen Charakter noch fehr deutlich trennen.
Wie die blattförmigen Spitzen, fo entbehren auch die
zugehörigen Schuhe aller fogenannten Profilierungen,
aller Übergänge durch fvmbolifche Kunftmotive. Der
runde Schaft läuft hier ganz einfach in eine Spitze aus.
Da, wo die Spitze anfängt und der Schaft aufhört,
pflegt ein flacher Einfchnitt zu fein, aber nie wird es
verflicht, dielen Übergang künftlerifch zu geftalten. Das
einzige fchmückende Element, das zur Anwendung
kommt, lind die Kanneluren oder Abfchrägungen, welche
dem Schafte öfter gegeben find.

1061 (Taf. LXIV). Länge circa 0,40. Die untere
Spitze ift maffiv, der Schaft ift hohl. Derfelbe ift
hier ganz einfach glatt; er verjüngt lieh nach unten, bis
er in die Spitze übergeht.

Inv. 12897 'ft em 0Den und unten gebrochenes
Stück diefer Art von 45 cm Länge.

1062 (Taf. LXIV). Südlich Prytaneion (Inv. 5223);
in zwei anpafl'enden Stücken erhalten, von denen das
obere hier weggelall'en ilt. Länge 0,41; oberer Durch-
meffer 22 mm. Der Schaft ift hier kanneliert.

Inv. 5737 (Pelopion) wie 1062; Länge 0,225. Inv.
3503 (Berlin, Dubl). Länge 0,21; der Übergang des
kannelierten Schaftes in die Spitze ift ganz flach, nicht
fcharf abgefetzt.

Bei einem Exemplar, an dem die Spitze fehlt, ift
der flach cannelierte Schaft nicht gegolten, fondern ge-
hämmert und zufammengebogen; er wird oben durch
 
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