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152

PHIDIAS

wenigstens für Apulien. Die Fabriken von Herakleia sanken; ihre Produkte
(die später lukanischen Vasen) werden geringer und nehmen einen mehr
und mehr lokalen Charakter an.1

Der eigene Export Athens wurde natürlich durch diese neue Heimat
der Vasenmalerei in Süditalien bedeutend geschädigt. In Apulien werden
gar keine attischen Vasen des späteren Stiles um und nach 400 gefunden,
während diese nach Kampanien z. B. noch recht zahlreich importiert wurden.
So erwies sich auch in dieser Richtung jener Versuch Athens, eine selb-
ständige Kolonie — Thurii — zu gründen, als der Mutterstadt schädlich.
Athen hat von seiner Kraft abgegeben, ohne etwas zurückzuerhalten.

Für die Würdigung der Bedeutung und Macht der attischen Kunst,
wie sie durch Phidias ihr Gepräge erhielt, ist aber die Geschichte von
ihrem siegreichen Einzüge in Grossgriechenland immer von besonderer
Wichtigkeit. Wir haben nur einige Hauptzüge derselben hervorgehoben;
. sie Hesse sich ungleich weiter ausspinnen. Um nur eines noch anzuführen:
auch die berühmte, in Rom von einem pränestinischen Meister gefertigte
ficoronische Ciste ist ein echtes Kind polygnotisch-phidiasischer Kunst; sie
schöpft aus der gleichen Quelle wie jene Argonautenbilder der frühunter-
italischen Vasen, aus der Malerei des polygnotischen Kreises, wie dies bis
ins einzelne der Motive sich nachweisen lässt, wenn diese auch manche
latinische Umgestaltung erfuhren. Sie kann zeitlich von jenen Vasen nicht
wesentlich entfernt sein.2

Wir sind weit über unsern Ausgangspunkt, die Lemnia des Phidias,
hinausgeführt worden. Allein das ist wohl die Eigenschaft aller grossen
Schöpfungen der attischen Glanzzeit, dass sie sich bei eindringender Be-
trachtung gleichsam als Sonnen erweisen, umkreist von anderen Sternen,
denen sie Licht und Leben spenden. Die weithinreichende Macht des
attischen Reiches im fünften Jahrhundert musste ja auch seiner Kunst die
weiteste Verbreitung verleihen. Und gerade die Kunstart, die wir als die
persönliche des Phidias nachzuweisen gesucht haben, gerade diese hatte
den enormen Erfolg und schuf die mächtige Anregung, von der wir einige
Zeugnisse näher kennen gelernt haben.

1 Sizilien hat während dieser ganzen Epoche, merkwürdigerweise, keine eigenen Vasen-
fabriken besessen; es hat seinen Bedarf seit dem Zusammenbruch der attischen Macht aus
verschiedenen Fabriken Unteritaliens bezogen. Dies das Resultat meiner Beobachtungen in
sizilischen Sammlungen.

2 Die Datierung nach der Inschrift giebt bekanntlich nur einen terminus ante quem. —
Auch die Ornamente sowie das Deckelbild weisen auf die ältere Zeit; nicht minder die Füsse
der Ciste, die von einem Relief phidiasischen Stils wie das mit Theseus Peirithoos und Hera-
kles (Heibig, Führer 819) abhängen. Die Gleichzeitigkeit von Ciste Füssen und Griff ist
ebenso wenig zu bezweifeln, wie die Verfertigung des Ganzen in Rom.
 
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