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DIE ATHENATEMPEL DER AKROPOLIS

Das volle Verständnis der Bildwerke an den Tempeln der Akropolis
und allein schon der Darstellungen an der Ostseite des Parthenon-Frieses,
den wir, wie die vorige Untersuchung gezeigt hat, mit gutem Gewissen
Phidias zuschreiben dürfen, ist nur zu gewinnen, wenn wir über die Be-
deutung der Tempel und ihr Verhältnis zu einander Klarheit erlangt haben.
An der Lösung dieser Aufgabe ist im letzten Jahrzehnt, das uns die Ent-
deckung des ältesten jener Tempel durch Dörpfeld geschenkt hat, be-
sonders rege gearbeitet worden. Dennoch bleiben noch genug der dunkeln
Punkte und Rätsel übrig, zu deren Aufhellung ich im folgenden beizutragen
versuchen will.

Wir müssen uns die Geschichte der Tempel von Anfang an zu ver-
gegenwärtigen suchen.

I.

Auch nach der Auffindung des Dörpfeld'schen alten Tempels ist die
herrschende Anschauung die, dass das Erechtheion die Stelle eines Tempels
ältester Zeit einnimmt. Dörpfeld selbst schloss zunächst aus seinem Funde
nur, dass dieses angenommene „ältere Erechtheion" etwas kleiner war als
das erhaltene, weil die Korenhalle auf den Unterbau des neu entdeckten
Tempels übergriff.1 Später modifizierte er dies dahin, dass er nur einen
kleinen Tempel des Erechtheus an der Stelle des Erechtheion unmittelbar
nördlich von dem alten Athenatempel annahm.2 Wachsmuth vermutet,
dass das Erechtheion und sein vorausgesetzter älterer Vorgänger genau die
Stelle des Megaron im alten Königspalaste der Burg einnehme.3 Michaelis
nimmt ein altes Doppelheiligtum an der Stelle des Erechtheions an.4

will

1 Athen. Mitth. XI, 350.
a Ebenda XII, 199.

3 Berichte der sächsischen Gesellsch. 1887, S. 399 ff.

* Altattische Kunst, Rede 1893, S. 16. — E. Szanto, arch. ep. Mitth. a. Oesterr. XIV, 116
sogar, von dieser unbewiesenen Voraussetzung eines älteren Erechtheions neben dem
 
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