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JUGENDWERKE

523

(vgl. S. 432). Gerade in diesen können wir ihn gar nicht konstatieren.
Nur im Haare fanden wir zum Teil polykletischen Einfluss, in Kopf- und
Gesichtsbildung nirgend. Diese ist immer von ganz unpolykletischer Art
und hängt, wie wir besonders beim Herakles Lansdowne bemerkten, eng
mit den sichersten attischen Typen zusammen.

Von formalen Elementen hat sich der junge Skopas eine ganze Menge
aus der polykletischen Schule angeeignet; im geistigen Wesen, wie es
sich in Haltung und Auftreten der Figur und in den Formen des Kopfes
ausspricht, steht er, wie es von dem Parier zu erwarten ist, ganz auf der
attisch-ionischen Seite. Es spielt sich hier ein Vorgang ab, zu dem wir
ein Gegenstück im fünften Jahrhundert beobachten können: die Parier,
denen wir die olympischen Skulpturen verdanken, waren in formalen Dingen
ebenfalls von der argivischen Schule beeinflusst, und im geistigen Wesen
ihrer Kunst doch echte Ionier.1 Was damals noch ionisch genannt werden
muss, ist später aber im attischen ganz aufgegangen. Und so ist auch
Skopas uns ein Attiker.

Das frischeste und kühnste unter den Werken, die wir seiner Jugend-
zeit zuteilten, ist der palatinische Hermes, der einen bis dahin ganz
unerhörten neuen statuarischen Rhythmus voll unruhiger Beweglichkeit
einführt und unmittelbar Lysippos vorbereite't. In ihm bricht Skopas
Eigenart am entschiedensten durch;2 doch, wie um seiner Kühnheit einen
Dämpfer aufzusetzen, ist er im Formalen hier besonders konservativ.
Feuer und Grazie vereinigen sich in diesem Werke in ganz einziger Weise;
durch nervösere heftigere Unruhe hat Lysipp ihn überboten, aber die
innere Wärme und Anmut des Vorgängers blieben jenem fremd.

Noch in einem anderen Motiv ist Skopas dem Lysipp vorangegangen3
wieder eine Bewegung von lebhafter unruhiger Art und stark

1 Vgl. den Nachweis, den ich in Archäol. Studien H. v. Brunn dargebracht 1893, S. 69 fr.
zu liefern gesucht habe.

Wie ein schüchterner älterer Versuch in der Richtung nach dem palatinischen Hermes
erscheint eine mir nur in zwei Torsen bekannte statuarische Komposition: ein Knabe von
zarten, doch noch etwas polykletischen Einfluss bekundenden Formen, der, auf dem linken Beine
stehend, die Linke in die Hüfte stutzt, den Kopf nach seiner Rechten wendet, also ganz wie
der Hermes, aber das rechte Bein nicht zurück-, sondern nur lose zur Seite setzt und den
rechten Arm gerade am Körper herabhängen Hess (Tors im Vatikan, gall. lapidaria 87 und ein
weniger gut erhaltener im Museo Torlonia No. 38, Taf. 10). Eine flüchtige verkleinerte Replik
(Torso im Vatikan, gall. dei candel. 24) giebt dem Knaben ein Satyrschwänzchen. Sehr ver-
wandt ist einer der kleinen Athleten im Braccio Nuovo (No. 97, Photographie beim röm.
nstitut), ein Knabensieger; nur der Torso ist alt, der Kopf von Gips.

s Lysipp's Thätigkeit fällt nach den vorhandenen Daten etwa um 350—300 (König

" eIeuk°s nach 306, Löwy 487), so dass die Alexanderzeit die Mitte derselben bezeichnet. Sehr

mit Unrecht hat Winter neuerdings Jahrb. d. Inst. 1892, 169 Lysipp's Thätigkeit bis in den

"fang der siebziger Jahre zurückgeführt. Ich habe bei Herausgabe der Inschrift des Troilos,

rch. Ztg. 1879, 146 vermutet, der zweite Sieg des Mannes sei in die auf ol. 102 folgende I

ympiade gefallen; er kann aber auch erst wesentlich später gefallen sein; und vor allem macht

Fassung der Inschrift, wie Löwy richtig bemerkt (Inschr. S. 76), es" sehr möglich, dass
 
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