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S24

SKOPAS

gebrochenen Umrisslinien: das Aufstellen eines Beines auf eine Erhöhung.
In Malerei und Relief seit der polygnotischen Epoche häufig, ward es in
der statuarischen Plastik doch kaum vor Skopas heimisch.1 Den Apollon
Smintheus stellte er so dar;2 der jugendliche Gott stellte das rechte Bein
auf eine Erhöhung und beugte sich vor, den Lorberzweig in der Rechten;
es mochte scheinen, dass er spiele mit der unten befindlichen Maus; die
Linke stemmte er in die Seite, wie wir es bei Skopas nun schon mehrmals
gefunden haben. In demselben Typus, nur dass der Kopf gehoben ist
und frei heraus blickt, war der jugendliche Pan in einer Statue dargestellt,
die sich, wie es scheint, in Heräa in Arkadien befand; ein Miinztypus
dieser Stadt8 und eine Bronzestatuette aus der Gegend4 bezeugen sie; wir
dürfen vermuten, dass sie zu den Jugendwerken des Skopas gehörte, viel-
leicht auch noch von seinem Vater herrührte, da sie am Anfang des vierten
Jahrhunderts entstanden sein muss.5 In zwei Marmorkopieen6 ist uns

die Statue längere Zeit nach jenem zweiten Siege errichtet ward. Die Statue des Pulydamas
von Lysipp ist zweifellos erst lange nach dem Sieg von 408 v. Chr. errichtet worden (vgl.
Urlichs, Kunstschriftsteller S. 26).

1 Vgl. Samml. SabourofT, zu Taf. 114; 50. Berl. Winckelmannsprogr. S. 161. K. Lange,
das Motiv des aufgestützten Fusses, wollte es erst von Lysipp eingeführt werden lassen. Kopp,
Bildnis Alexanders des Grossen S. 18 sagt mit Recht, es sei der Kunst längst vor Lysipp ge-
läufig gewesen, scheidet aber nicht statuarische und zeichnende Kunst. Viele Motive existierten
in der letzteren längst, ehe sie in die nicht dekorative freie Rundplastik eingeführt wurden;
so sind z. B. liegend schlafende Figuren in letzterer sicher nicht vor der Alexanderzeit aus-
geführt worden.

2 Dass die auf den Münzen von Alexandria-Troas seit dem zweiten Jahrhundert v. Chr.
bis in die späte Kaiserzeit kopierte Statue des Apollon Smintheus nicht das von Strabon er-
wähnte Werk des Skopas sein kann, sondern ein Werk strengeren älteren Stiles gewesen sein
muss, das auch im Motive von dem durch Strabo für Skopas überlieferten völlig verschieden
war, habe ich bereits in Roscher's Lexikon I, 457, Z. 53 ff. gezeigt und ebenda S. 466,
Z. 60 ff. vermutet, dass ein nur unter Commodus und Caracalla erscheinender Miinztypus der
Stadt den Smintheus des Skopas wiedergebe. Weil in Baumeister's Denkm. S. 1669 hat diese
meine Vermutung gebilligt und weiter gestützt. Overbeck (Apollon S. 92 ff.; vgl. Münztaf.
5, 25. 27—33, sowie 5, 10 und S. 314) verteidigt dagegen in seiner üblichen Breite die alte
falsche Annahme, ohne den Nachweis von Weil und mir zu kennen. Strabon zufolge ist
unter dem auf eine Rundbasis gesetzten rechten Fusse, wohl aus einem Loche in derselben
schauend, die Maus zu denken. Neuerdings ist derselbe Typus auf einer Münze, wiederum des
Commodus, von Apollonia ad Rhyndacum bekannt geworden (Imhoof, gr. Münzen, Abh. bayr.
Akad. 1. Cl., XVIII, 3, Taf. 6, 20; S. 609, No. 156); er bedeutet hier natürlich auch den
berühmten Smintheus; hier ist nun vor der Rundbasis etwas Undeutliches gebildet, das sehr
wohl eine Maus vorstellen kann.

3 Kleine Silbermünze, um 417—370 datiert, British Museum, Catalogue Peloponnes
pl. 34, 12.

4 Berlin, Inv. 7486 aus Andritsena (erwähnt Arch. Ztg. 1881, S. 251), von einfachen
knappen Formen des Körpers, gewiss noch aus der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts.

5 Wegen der Münze und des Stils der Bronzestatuette.

6 Im Louvre, in der Rotonde d'Apollon No. 3065. 3066. Schlechte Abbildungen bei
Clarac pl. 271, 2193. 2194. Lebensgross. Der Kopf von No. 3065 ist antik, doch Hals,
Kinn und Unterkiefer sind ergänzt; es ist ein interessanter Typus mit vorn aufstrebendem
kurzem Haar und Binde. Leider ist die Zugehörigkeit zu der Statue unsicher. Der Kopf 'les
andern Exemplars ist modern. Das worauf der linke Fuss gesetzt ist, ist beidemale ergänzt
(als Fels).
 
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