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ARES. — MELEAGER. — ATHENA

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und Skopas ist ihm nur gefolgt; er hat den Mut gehabt, das Motiv in
einem kolossalen statuarischen Werke auszuführen.

Der Meleager hält sich zwar im Kreise der üblichen Statuenmotive,
ist aber doch von echt skopasischer Art, voll Feuer und energischem
Schwung. Die schräge Schulterlinie, den lebhaft nach der Spielbeinseite
gewendeten Kopf und den eingestützten Arm haben wir schon mehrmals
bei Skopas gefunden. Doch ist die unruhige Lebendigkeit hier noch ge-
steigert; der Herakles Lansdowne und der palatinische Hermes erscheinen
still und einfach dagegen.

Wegen des Motivs möchte ich hier an einen merkwürdigen Typus
der Athena erinnern, der mir dem originellen feurigen Geiste des Skopas
entsprungen zu sein scheint.* Die Göttin ist da als ein ganz unentwickeltes
junges Mädchen gefasst, eine Art Jeanne d Are, die den Mantel nach Männer-
art umgeworfen hat, den einen Arm in die Seite stemmt, ihre Lanze mit
der Rechten fasst und enthusiastisch, voll Kampf- und Wagemut, den Kopf
nach der Seite und etwas nach oben wendend, hinausblickt. Das tief-
liegende und kräftig umrahmte Auge und der geöffnete Mund und der ganze
Ausdruck deuten auf skopasische Kunstart. Ein äusserer Umstand kommt
bestätigend hinzu. Neben der Göttin, zu ihrer Rechten, ist ein Triton ge-
bildet, der keineswegs etwa als Stütze dient und schon der Absonderlich-
keit wegen gewiss nicht Kopistenzuthat ist, sondern vom Originale stammt.
Bei dem alten Athenaheiligtum von Alalkomenai befand sich ein Giess-
bach namens Triton; an diesem sollte nach böotischer Sage Athena ge-
boren und erzogen worden sein.2 Die Statue bezieht sich offenbar auf
diese Sage,3 und drum ist Athena noch ein so unerwachsenes Mädchen,
okopas hat eine Athenastatue in Marmor für Theben vor das ismenische
Heiligtum gearbeitet.4 In der Zeit, wo Theben so energisch den Anspruch
erhob, das Centrum Böotiens zu sein, würde es wohl verständlich sein,
wenn man die Göttin mit Bezug auf die Sage des benachbarten Alalkomenai
als das auf dem heimischen böotischen, von Theben zu beherrschenden

Statue im Casino Rospigliosi, Matz-Duhn 621. Müller -Wieseler II, 233. Arndt-Bruck-
mann, Einzelverkauf No. m. Repliken: Florenz, Offizien, Dütschkelll, No. 152, von sehr
guter Arbeit; der Kopf ist zugehörig, doch sind Hals und oberster Teil der Brust ergänzt.
RUte Phot°graphie ed. Alinari 1265. — Berlin, Beschr. d. Skulpt. 73. — Bull, commun. di
rp0"13. .7, P- l69- Monum. dell Inst., suppl. 27, 1. — Der Kopf allein in Glienecke
^nedenchs-Wolters Gipsabg. 1438), im Museo Chiaramonti 558 (Heibig, Führer 108) und Berlin
0.0. _ DIe übliche Datierung des Originals in hellenistische Zeit ist ebenso willkürlich
e kunstgeschichtlich unmöglich.

, £aus- IX. 33, 7- Strabo p. 413.
auf d der Trit°n neben einer Aphroditestatuette neuer Erwerbung in Dresden sich

eren Geburt aus dem Okeanos bezieht.
Statu /r*" K' IO' 2' Gegenuber befand sich ein Hermes von Phidias. Dass die beiden
Willkür h maU ihrer StelIunS wegen Pronaoi nannte, gleichzeitig gewesen wären,' ist eine
'r iche Annahme Klein's, die Brunn, bayr. Sitzungsber. 1880, S. 459 zurückgewiesen hat.
 
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