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Furtwängler, Adolf
Beschreibung der geschnittenen Steine im Antiquarium — Berlin, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.3974#0005
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Vorwort und Geschichte der Sammlung.

Die in dem vorliegenden neuen Verzeichnisse 11872 Nummern umfassende Gemmen-
Sammlung hat eine lange Geschichte. Schon im 17. Jahrhundert war die Kurbrandenburgsche
Sammlung eine recht ansehnliche. Der in jener Zeit gebildete Grundstock ist in vorliegendem
Cataloge durch Zusatz von A. K. B. (Alt-Kurbrandenburgisch) kenntlich gemacht. Was der-
selbe enthielt zeigen am besten die schönen Foliobände des Lorenz Beger, die 1696—1701
erschienen (L. Begeri thesaurus Brandenburgicus selectus) und für ihre Zeit recht gute und
treue Stiche der meisten und besten der damals vorhandenen Gemmen bieten.

Das älteste erhaltene handschriftliche Verzeichniss der Sammlung stammt aus dem
Jahre 1713 und ist noch von L. Beger's Hand geschrieben mit Nachträgen von Schott.
Es ist in einem Gemisch von Lateinisch und Deutsch abgefasst und beschreibt auf zehn
„Tafeln" zusammen 75 Cameen und 306 Intagli („einwärts" geschnittene Steine). Bei einem
Theile der Steine wird angegeben, dass sie von Herrn Hofrath Rabener gekauft seien;
weitere Provenienzangaben finden sich nicht. Die Anordnung ist nach „auswärts" und „ein-
wärts" geschnittenen Arbeiten sowie nach den Materialien (Comiol, Onyx, Chalcedon u. s. f.)
gemacht. Daran schliesst sich ein Verzeichniss von zusammen 50 Ringen, die ebenfalls nach
dem Material getrennt aufgeführt werden.

Im Jahre 1764 erfolgte dann durch Friedrich den Grossen die Erwerbung der berühmten
Sammlung des Barons von Stosch (für den Preis von 30000 Dukaten). Sie fand im Antiken-
tempel zu Potsdam Aufstellung und ward nur kurz in das Inventar des Neuen Schlosses ein-
getragen. Erst 1798 wurde sie aus jenem Antikentempel entfernt und vom Direktorium der
Akademie der Wissenschaften übernommen, wobei bemerkt wird, dass „ein ordentliches Ver-
zeichniss" nicht vorhanden war. Als Catalog diente die 1760 erschienene Description des
pierres gravees du feu Baron Stosch par M. l'abbe Winckelmann. Diese enthält
die Beschreibung von 3444 Nummern. Bei der Revision Tölken's im Jahre 1816 waren
3442 Stück vorhanden; von Winckelmann's Nummern fehlten fünf (Cl. II 698. V 220. VIII 54. 90;
diese fehlen auch jetzt; Cl. II 717, das ebenfalls als fehlend angegeben wird, ist dagegen
gegenwärtig vorhanden); überzählig fanden sich drei.

Die Winckelmann'sche Beschreibung fand Eingang in die Ausgaben seiner gesammelten
Werke und ist ausserdem wiederholt in dem Werke von Schlichtegroll, choix des principales
pierres gravees de la coli, qui appartenait autrefois au Baron de Stosch et qui se trouve
maintenant dans le cabinet du Roi de Prasse. Nuremberg 1792 —1805. Noch 1826 erschien
eine abgekürzte deutsche Bearbeitung der Winckelmann'schen Beschreibung als „Verzeichniss
der geschnittenen Steine in dem Kgl. Museum zu Berlin. I. Ehemalige von Stoschische
Gemmensammlung".

Tölken hat es sehr wahrscheinlich gemacht (in der Vorrede seines Verzeichnisses
S. XIV ff.), dass Winckelmann bei der Beschreibung nur Schwefelabdrücke, nicht die Originale
v°r sich hatte und dass er auf Grund eines alten Stoschischen Cataloges arbeitete, dessen
Benennungen vielfach für ihn massgebend waren. So erklären sich die auffallend vielen Irr-
thümer und verkehrten Benennungen in Winckelmann's Beschreibung.
 
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