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Furtwaengler, Adolf ; Reichhold, Karl
Griechische Vasenmalerei: Auswahl hervorragender Vasenbilder (Serie I, Text) — München, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.826#0134
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TAFEL 34

SCHALE IN DER ART DES DURIS

(München)

Dieser aus Vulci stammenden Schale1) ist schon im Altertum mit Blei-
klammern ein Henkel angefügt worden, der ihr nicht gehört. Auf diesem Henkel
steht die Signatur des Hieron eingeritzt ([Hjiepov fenoecev); er stammt also von einer
verlorenen Schale dieses Meisters. Unsere Schale dagegen trägt in sehr aus-
geprägter Weise die Merkmale der Arbeiten des Malers Duris an sich, so dass
wir sie, obwohl sie keine Inschrift trägt, doch diesem zuweisen können.

Duris war ein überaus geschäftiger Maler (vgl. oben Text zu Tafel 16), dem
aber eine starke Individualität durchaus abging. Er ist immer geschickt und ge-
wandt, aber wo er sich nicht an andere bedeutendere anlehnt, bleibt er ruhig in
den Bahnen des Traditionellen.

Bei ihm ist alles sehr ordentlich und sauber; allein Geist, Feuer und Schwung
fehlen ihm.

Er liebt eine klare, streng symmetrische, dadurch aber schematische Kom-
position. Die beiden Seiten der Schale trennt er regelmässig durch ein zierliches
symmetrisch aufgebautes Palmetten-Ornament, das späterhin ganz typisch wurde.

Das Gute an unserer Schale ist das Innenbild. Heraktes sitzt da, in seinem
gewöhnlichen archaischen Kostüm, mit Chiton und Fell, auf einem Felsen. Er
hat irgend eine seiner schweren heldenhaften Arbeiten hinter sich und ruht sich
nun aus. Ihm schenkt die Göttin, die ihn freundschaftlich und hilfreich auf allen
seinen Fahrten begleitet, Athena, einen Labetrunk ein. Er streckt den grossen
Kantharos, des Dionysos' Becher, ihr entgegen und hebt staunend über der Göttin
huldvolle Hilfe die Linke. Die Göttin hat den Helm zur Seite gelegt, die Lanze
ruht im linken Arm; auf ihrer linken Hand trägt sie eine Eule, den ihr heiligen
Vogel. Die Ägis hängt nach archaischer Weise lang im Rücken herab. Im Haare
hat sie ein mit Blättchen bestecktes Band, und im Nacken einen umbundenen
Haarbeutel, wie er in der Zeit unmittelbar nach 480 üblich war (vgl. oben S. 81);
sein Vorkommen hier dürfte zu den frühesten Beispielen gehören. Ein Baum füllt
durch seine Zweige den Raum und belebt die Scenerie.

Das Bildchen ist reizend anmutig und von schlichter warmer Empfindung.
Aber der Gegenstand war kein neuer; wir finden ihn schon auf Vasen des später
schwarzfigurigen Stiles.2)

Der Gegenstand der Aussenseite der Schale ist erst recht ein traditioneller,
der auf zahllosen schwarzfigurigen Vasen erscheint, immer in einer festen typischen
Gestalt, die auch hier bewahrt ist. Peleus erringt sich die göttliche Braut T/tetis,

') O.Jahn, Beschreibung d. Vasensammlung No. 369. Abg. Wiener Vorlegebl Stier, Serie A, I.
Vergl. Klein, Vasen mit Heistersignaturen3, S. 172. Hartwig, Meisterschalen S. 623, No. 16.

■) Vgl. Benndorf, griech u. sicil. Vasenb. Taf. 42, 4 und was ich in Roschers Lexikon I, 3216
bemerkt habe. Die dort von mir angeführte gricchisch-etruskische Tcrracoitugruppe aus Caere im. Louvre
ist abgebildet bei Martha, l'art etrusqne, j>. 324.
 
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