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TAFEL in
AMPHORA DES ANDOKIDES. LOUVRE

Der unsignierten Amphora des Meisters in München (Taf. 4), welche eine
und dieselbe Darstellung sowohl in alter wie in neuer Technik ausführt, stellen
wir hier eine durch die Meisterinschrift beglaubigte an die Seite, in welcher die
hellen Gestalten siegreich durchdrangen.1) Man wird sich indessen die Entwicklung
der Malweise des Andokides nicht, wie es meist geschieht, schematisch in der
Weise vorstellen dürfen, als hätte der Meister seine künstlerische Laufbahn mit schwarzen
Figuren begonnen, später eine Zeitlang schwarze und rote Maleret auf demselben Ge-
fässe vereinigt, um schliesslich vollständig zu der rotfigurigen Technik überzugehen.
Denn eine Amphora mit gemischter Technik, welche das Stieropfer des Herakles beider-
seits wiederholt,2) gehört zweifellos zu den reifsten Produkten der Werkstatt. Etwas so
Unorganisches wie diese Zwittertechnik entsprang keiner organischen Entwicklung.
Vielmehr wird hier ein ganz äusserlicher Grund mitgeredet haben, dass sich nämlich
das kaufende Publikum schwer an die roten Figuren gewöhnte, die ja unleugbar
auch, wenigstens solange sie nur mit den stumpfen, matten Linien ausgeführt wurden,
welche die ältesten Werke des Meisters bei der neuen Technik noch nicht zu ver-
meiden verstehen, gegenüber dem satten Glänze der schwarzen Silhouetten mit ihren
haarscharfen Ritzlinien etwas salopp wirken. Lediglich die Rücksicht auf den ge-
teilten Geschmack der Abnehmer wird Andokides veranlaßt haben, schwarze Fi-
guren auf seine Vasen zu setzen, trotzdem er selbst die Vorzüge der neuen Mal-
weise deutlich erkannte und offensichtlich die rote Seite mit grösserer Sorgfalt und
mit Vorliebe ausführte. Allein es dauert geraume Zeit, bis des Andokides neue
Muster Nachahmung finden, und daraus erkennen wir, dass er mit seinem glück-
lichen Versuch, welchem doch die Zukunft gehörte, keineswegs sofort beim Publikum
durchdrang. Die Wünsche der Käufer konnten also unseren Meister, der ja nicht
bloss nebenbei Geschäftsmann war, immer wieder veranlassen, die veraltete Technik
teilweise oder auch ganz wieder aufzunehmen.

Die Arbeiten des Andokides fesseln nicht beim ersten Blick, weil er in der
Komposition als Ganzem nichts Neues, nichts Individuelles zu sagen hat; nur seine
Durchführung des Einzelnen wirkt ganz eigenartig. Sobald man sich die Details
anschaut, dann amüsiert uns dieser Tüftler, der auch für das Geringste und Gleich-
giltigste ein Auge hat.

]) Aus Vulci.Hohe0.5S. Annali 1831, S. 178, Anm.700 (Gerhard). Museum Etnisque 1829 No. 1381.
Im Louvre G I, Poltier, Cntnlogue III, S. 880. Derselbe, Album II, S. 135. Schlecht abgebildet im American
Journal 1896, S. 8 (Norton). Klein, Meislersignaturen S. 190. Die Bibliographie zu Andokides im all-
gemeinen ist oben I 15 verzeichnet, wozu seither hinzukam; Rom. Mittb. 1901, S. 117 (Hartwig); Jahr-
buch 1908, S. 17S (Zahn), Die Artikel über den Meister von Wcrnickc bei Pauly-Wisse wa und von
Sauer im Allgemeinen Klinstlerlexikon, von welchen der letztere den Stand der Wissenschaft gut resümiert.

=) Erwähnt oben I 16; Anm. 2.

Furtwängler.Reichhold, Vasenmalerei, Serie II. so
 
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