Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Furtwängler, Adolf
Kleine Schriften (Band 2) — München, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.836#0302

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Gemme des Künstlers Skopas. 293

drucksloser Weichheit" —, je mehr man sich aber in die Arbeit vertieft, desto
mehr bewundert man die Wahrheit und Lebendigkeit in den zarten Übergängen
an den Wangen und um den Mund herum. In seinem realistischen Streben nach
Unterscheidung von Haut und Haar hat der Künstler auch nicht unterlassen, die
Behaarung der Augenbraue anzugeben.

Der Dargestellte ist ein jüngerer Mann mit kurz geschorenem Haupthaare und 186
glatt rasierten Wangen, ein Mann von heiterem, freundlichem Ausdruck, mit offenem,
großem Auge, feiner Nase und vollen Lippen, gewiß eher ein Grieche als ein Römer.

Der Stein ist, wie ich schon früher (a. a. O. [S. 275]) gegen Brunn's Zweifel
auf Grund des Abdrucks bemerkt hatte, eine antike Arbeit, an deren Echtheit das
Original nun nicht den geringsten Zweifel mehr zuläßt. Aber auch die Inschrift
SKOHAZ ist echt und vollkommen in Übereinstimmung mit Stil und Zeit des
Übrigen. Sie ist sehr flüchtig geschnitten; die Hasten haben keine Punkte an
den Enden. Sie stimmt genau überein mit den anderen sicheren Künstlerinschriften
der hellenistischen Epoche. Auch die Fassung, der bloße Künstlername im
Nominativ ohne Beisatz, findet dort ihre Analogie. Ich erinnere vor allem an
den herrlichen Stein des Lykomedes (Jahrbuch IV S.80 f. Tafel 2, 2 [oben S. 284;
Textabbildung]). Die Form der flüchtigen Buchstaben und die ganze Art, wie
sie eingeschnitten sind, findet ihre genaueste Parallele an der Künstlerinschrift
des Pheidias auf dem Steine des britischen Museums (Jahrbuch III S. 209; Tafel
8, 13 [oben S. 201; Tafel 26, 13]); auch dieser ist übrigens ein konvexer Hya-
zinth, ganz wie der Leipziger. Eine zufällige Ähnlichkeit ist es, daß beide Steine
Namen von Künstlern tragen, die berühmtere, ältere Namensvettern hatten. Weiter-
hin ist sowohl in der Schreibung der Inschrift wie im Stile des Bildes nahe ver-
wandt der Stein des Nikandros mit einem Frauenporträt; es ist auch dies wieder
ein Hyazinth (Jahrbuch III S.210; Tafel 8, 14 [oben S.202; Tafel 26, 14]).

Von den andern Steinen mit dem Namen des Skopas wird der bei Caylus,
Recueil d'ant.VI, 38, 5, abgebildete Carneol, von dem ich aber weder Original
noch Abdruck kenne, vermutlich auch echt sein. Es ist ein nacktes Mädchen
neben einem Luterion, in der flotten Manier dargestellt, wie sie zu Skopas Epoche
passen würde; die Inschrift gibt Caylus SKDnA wieder; das viereckige Omikrön
würde sich aus der Technik des Steinschnitts erklären lassen; bei flüchtiger
Schreibung war dies dem Steinschneider viel bequemer als ein rundes. Vielleicht
taucht das Original noch einmal auf. [Furtwängler, Antike Gemmen Taf. 50,13.]

Eine fragmentierte Künstlerinschrift von der Art der hier behandelten be-
findet sich allem Anschein nach auf einem Fragment der Sammlung Pauvert de
la Chapelle, von dem mir durch die Güte des Besitzers ein Abdruck vorliegt.
Es ist ein Granat, gefunden in Rom, mit dem Hinterhaupte einer von einem
Schleier verhüllten Frau. Unter dem Büstenabschnitt steht ZÜZ... in flüchtigen
Buchstaben derselben Art wie die der besprochenen Inschriften. [Babelon, Coli.
Pauvert de la Chapelle Taf. 9, 158.]
 
Annotationen