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Marées-Gesellschaft [Hrsg.]
Ganymed: Blätter der Marées-Gesellschaft — 4.1922

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Paralipomena
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P., M.: Unterhaltung mit Veronika
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Hausenstein, Wilhelm: Die Züricher Ausstellung altdeutscher Kunst (1921)
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https://doi.org/10.11588/diglit.45237#0439

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WILHELM HAUSENSTEIN/ ZÜRICHER AUSSTELLUNG 265

und darum glaube ich auch, daß selbst Gott nicht auf eine andere Art lieben kann
als wir Menschen, denn was kann mehr geschehen, als daß Ursache und Folge einander
gleich sind?
Hier, an dieser Stelle steigt wohl Gott auf die Erde, um zu lieben, und vielleicht habe ich
es doch nicht ganz richtig gesagt, daß es immer ein Gebilde Gottes sei, was auf den
Menschen falle, wenn er liebe, und ihn schwer mache, nein, vielleicht ist es manchmal Gott
selber, dei' auf einen Menschen fällt, und ich glaube, darum hört auch der Mensch nicht
auf zu lieben, denn sieh’, auch wenn es Gott selber nicht ist, sondern nur ein Gebilde, das
er geworfen hat, sieh’, auch dann getraut sich der Mensch nicht, mit seiner Liebe aufzu-
hören, sieh’ auch das Schicksal, das ihm Gott in die Liebe geworfen hat, auch dieses liebt
er, denn er will nicht aufhören zu lieben, er getraut sich gar nicht aufzuhören, weil
immer noch Gott selber zu ihm kommen kann, immer noch wartet er auf Gott!

DIE ZÜRICHER AUSSTELLUNG
ALTDEUTSCHER KUNST
(J921)
VON
WILHELM HAUSENSTEIN

Das Züricher Kunsthaus hat im Jahre 1921 aus öffentlichem und privatem Besitz einige
hundert Rüder und Holzplastiken deutscher Künstler des i5. und 16. Jahrhunderts
aufgenommen. Der Ausstellung wurde der vorderste Zweck gewiesen, den (produktiven
wie empfangenden) Anteil der Schweiz an jener Welt darzutun. Dieser Zweck schien er-
füllt. Die zwischenörtlichen Verknüpfungen der Kunst jener Zeiten ließen aber keine
buchstäbliche Begrenzung auf den schweizerischen Lebenskreis zu; darum wurden viele
Beispiele der Kunst angrenzender Länder hereingezogen. Hier lag eine Schwierigkeit:
das Maß des Notwendigen zu finden war nicht leicht — und es ist nicht überall gefunden
worden. Der Zufall blieb nicht ausgeschlossen; Dinge wurden aufgenommen, die weder
in einem kunstgeographischen Sinn, noch durch Qualität zum integralen Bestand einer
so gedachten Ausstellung gehörten. Die Holzfiguren waren zu einem beträchtlichen Teil
mittelmäßig; wenige erregten. Auf der anderen Seite konnte (selbstverständlich und voll-
 
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