und Garten bilden zusammen ein architektonisches Werk.
aus einem Guss; alles ist vom höchsten Rhythmus durch-
klungen. Im französischen Garten Lenötres sehen wir die
italienischen Kunstgesetze auf die Ebene übertragen; wir
sehen, wie er, um Mittel für den Rhythmus verlegen, den
in Italien das hetgige Land so ungemein begünstigte, zur
Anwendung pflanzlicher Architektur gelangt, deren Formen
aber doch wieder dem souveränen Herrscherwillen des Bau-
herrn entsprachen. Denn nirgends sonst vielleicht spricht
sich so stark die Herrscherlaune und Herrschermacht aus,
wie in den Bauten und Gärten Ludwigs XIV* mit ihren
riesenhaften Grössenverhältnissen, mit ihrem bis ins Kleinste
durchgeführten Regelhaften und Dressierten* Und endlich,
etwa ein Jahrhundert später, sehen wir, wie die starren
Formen sich lösen, wie der Garten sich von der Haus-
architektur trennt, und wie man sich bemüht, in ihm ein
Stück Natur möglichst getreu nachzubilden* Eine andere
Zeit kam herauf, die von manchen Fesseln Befreiung brachte,
und die das Volk als eine neue Grösse wieder einmal in die
Geschichte stellte* Die Losung hiess „Freiheit", und die
Forderung der Natürlichkeit war die nächstliegende Folge.
Man wendete sich der unberührten Natur mit aller Inbrunst
zu und verbannte auch für den Garten jede Regel und jeden
Zwang. Aber da man in der Architektur wesentlich andere
Wege ging, war das Gleichgewicht gestört. Wir stehen heute
noch im allgemeinen Grossen auf demselben Punkt*
Hier entstehen nun die Fragen: ist die architektonische,
regelhafte Form dem Garten gemäss — und warum ist sie es?
Der Garten ist ein Teil unserer Wohnung, muss auf
unsere menschlichen und häuslichen Bedürfnisse zugeschnitten
sein, und dies Bedürfnis befriedigt nur die tektonische Bau-
form ganz. Es war ein Irrtum, mit dem Garten, auch dem
kleinsten, ein Stück Natur vortäuschen zu wollen, wenn
auch diese Bestrebungen für ihre Zeit ausserordentlich be-
zeichnend sind. Jede Absicht, der Natur gleichzukommen,
muss notwendig zu unbefriedigenden und halben Ergebnissen
gelangen. In allem Menschenwerk kann nur das menschlich
Beschränkte gross und einzig sein* Wir wollen auch heute
Freiheit. Aber wir haben eingesehen, dass Freiheit nicht
Zügellosigkeit ist, und dass sie erst gedeihen kann in den
Grenzen, die das menschliche Vermögen zieht. Und diese
Erfahrung, die immer wieder gemacht wird, soll sich auch
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aus einem Guss; alles ist vom höchsten Rhythmus durch-
klungen. Im französischen Garten Lenötres sehen wir die
italienischen Kunstgesetze auf die Ebene übertragen; wir
sehen, wie er, um Mittel für den Rhythmus verlegen, den
in Italien das hetgige Land so ungemein begünstigte, zur
Anwendung pflanzlicher Architektur gelangt, deren Formen
aber doch wieder dem souveränen Herrscherwillen des Bau-
herrn entsprachen. Denn nirgends sonst vielleicht spricht
sich so stark die Herrscherlaune und Herrschermacht aus,
wie in den Bauten und Gärten Ludwigs XIV* mit ihren
riesenhaften Grössenverhältnissen, mit ihrem bis ins Kleinste
durchgeführten Regelhaften und Dressierten* Und endlich,
etwa ein Jahrhundert später, sehen wir, wie die starren
Formen sich lösen, wie der Garten sich von der Haus-
architektur trennt, und wie man sich bemüht, in ihm ein
Stück Natur möglichst getreu nachzubilden* Eine andere
Zeit kam herauf, die von manchen Fesseln Befreiung brachte,
und die das Volk als eine neue Grösse wieder einmal in die
Geschichte stellte* Die Losung hiess „Freiheit", und die
Forderung der Natürlichkeit war die nächstliegende Folge.
Man wendete sich der unberührten Natur mit aller Inbrunst
zu und verbannte auch für den Garten jede Regel und jeden
Zwang. Aber da man in der Architektur wesentlich andere
Wege ging, war das Gleichgewicht gestört. Wir stehen heute
noch im allgemeinen Grossen auf demselben Punkt*
Hier entstehen nun die Fragen: ist die architektonische,
regelhafte Form dem Garten gemäss — und warum ist sie es?
Der Garten ist ein Teil unserer Wohnung, muss auf
unsere menschlichen und häuslichen Bedürfnisse zugeschnitten
sein, und dies Bedürfnis befriedigt nur die tektonische Bau-
form ganz. Es war ein Irrtum, mit dem Garten, auch dem
kleinsten, ein Stück Natur vortäuschen zu wollen, wenn
auch diese Bestrebungen für ihre Zeit ausserordentlich be-
zeichnend sind. Jede Absicht, der Natur gleichzukommen,
muss notwendig zu unbefriedigenden und halben Ergebnissen
gelangen. In allem Menschenwerk kann nur das menschlich
Beschränkte gross und einzig sein* Wir wollen auch heute
Freiheit. Aber wir haben eingesehen, dass Freiheit nicht
Zügellosigkeit ist, und dass sie erst gedeihen kann in den
Grenzen, die das menschliche Vermögen zieht. Und diese
Erfahrung, die immer wieder gemacht wird, soll sich auch
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