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Die Gartenkunst — 1.1899

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Sorauer, Paul: Die "Lohkrankheit" der Bäume, [1]
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Schulze, O.: Chrysanthemum-Ausstellung in Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0024

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DIE GARTENKUNST

Feuchtigkeit zu schmierigen, humiflzierten Massen sich um-
wandeln können, von denen in den praktischen Werken
über Obstbau die Rede ist.

An jungen Stämmen mit glatter Rinde ist die Er-
kennung der ersten Stadien schwieriger. Hier findet man
manchmal nur kleine, mehr dem Gefühl als dem Auge be-
merkbare Auftreibungen, die bei' mikroskopischer Unter-
suchung sich bereits als Höcker namhafter Wucherungen
vom Rindengewebe entpuppen. Werden solche unbe-
deutende Anfänge beachtet, wäre es, wie ich glaube,
nicht schwer, dem Ausbruch der Lohkrankheit vorzubeugen.

Um aber Vorbeugungsmittel oder Abhilfe bei fort-
geschrittener Erkrankung finden zu können, ist es not-
wendig, sich über die Ursache klar zu werden, welche der
Lohkrankheit zu Grunde liegt. —

Erwägen wir nun folgende Umstände:

Festgestellt durch Beobachtung ist, dai's grofse Ko-
lonien von Zellen sich ausbilden, die inhaltsarm, aber
schlauchförmig langgestreckt werden. Eine solche Uber-
verlängerung setzt voraus, dafs der Streckungsfaktor der
Zellen, also der Druck, den der wasserbegierige, leicht
quellende Inhalt der Zellen auf die Wand ausübt, in ab-
normer Steigerung wirksam gewesen sein mufs. Möglich
wäre aber die Erhöhung des Innendrucks nicht ohne er-
höhte Wasserzufuhr. Also Wasserüberschufs an den
lohkranken Stellen mufs eine der Ursachen sein

Wir sehen ferner an dem anatomischen Bilde, dafs
nicht nur eine Überverlängerung der Zellen, sondern
auch eine abnorme Vermehrung stattgefunden hat, welche
eine gesteigerte Zufuhr von Bildungsmaterial nach den Loh-
stellen voraussetzt. Demnach müssen also Nähr- und
Baustoffe, welche bei normaler Entwickelung des Baumes
an anderen Stellen Verwendung finden, bei der Lohkrankheit
nicht die entsprechende Verwertung erfahren und deshalb an
einzelnen Herden abnorm sich ansammeln. Ein zweiter
Faktor wäre also eine Störung der Nährstoffverwendung
an den dazu bestimmten Organen. Somit kommen wir zu
dem Schlüsse, dafs die Lohkrankheit entstehen
dürfte, wenn an gewissen Stellen des Pflanzen-
leibes eine Anhäufung von Wasser und Nährstoffen
auf Kosten der normalen Verbrauchsherde statt-
findet,

Bei den zur Untersuchung gelangten Fällen sind fol-
gende, für die obige Ansicht sprechende Umstände fest-
gestellt worden. Einmal handelte es sich um alte Bäume
auf einer moorigen Trift, deren Zweige nicht ausreiften
und infolge von Spätfrösten spitzendürr wurden (Äpfel).
In einem anderen Fälle waren es kräftige, jüngere Bäume,
die ein Jahr nach dem Verpflanzen bei reichlicher Be-
wässerung an den Wurzeln und der Stammbasis lohkrank
wurden nnd abstarben (Aepfel). In einem dritteu Falle
bildeten sich Lohpolster unter der Rinde bei stark ge-
düngten Pflaumenbäumen, die wurzelkrank wurden. Ferner
fand sich auch ein Beispiel von ausgezeichneter Reinheit
des Krankheitsbildes beiSüfskirschen an einjährigen Zweigen,
die mitten im Sommer ihr Laub verloren hatten und deren
Rinde nun an der Basis bei anhaltend feuchter Witterung
aufrifs und leuchtend ockergelbe Korkfelder hervortreten

Iiefs. Also immer eine Störung in der normalen Wasser-
verteilung durch Absterben oder Unthätigkeit einzelner
Organteile bei Vorhandensein gröfserer Feuchtigkeit in der
Umgebung.

Beweisend endlich dürfte ein früher von mir aus-
geführter Versuch künstlicher Erzeugung abnorm ge-
streckter Korkbildungen sein. Es wurden Stämme von
Süfskirschen, die im Juni geschält worden waren und an-
gefangen hatten, neue Rinde auf dem nackten Holzkörper
zu produzieren, an der Schälstelle in einen Glascylinder
eingeschlossen, und der Cylinder mit Nährstofflösung ge-
füllt. Es entstanden Korkwucherungen aus fächerig an-
geordneten Korkzellreihen. (Schlufs folgt.)

Ausstellungsberichte.

Chrysanthemum-Ausstellung in Hannover.

Vom 24. November bis "1. Dezember fand in Hannover
in dem Palmengarten und Konzerthaus eine ,,grofse all-
gemeine Chrysanthemum - Ausstellung , verbunden mit
Winterflor und Binderei-Ausstellung" statt. Der ursprüng-
liche Termin war auf den6.—13.November festgesetzt, da aber
infolge des sonnenarmen, nafskalten Sommers die Pflanzen
in ihrer Entwickelung zurückgeblieben waren und viele be-
reits eingegangene Anmeldungen nicht aufrecht erhalten
werden konnten, da die Chrysanthemum bis zum Be-
ginn der Ausstellung nicht zur Blüte zu bringen waren,
entschlofs sich die Ausstellungs - Leitung zur Verle-
gung der Ausstellung. Doch unmittelbar nach Bekannt-
gabe des neuen Termins trat im Oktober warmes, klares
Wetter ein, und die Blütenentwickelung nahm einen
schnelleren Verlauf, als man angenommen hatte, so dafs
unter diesen Umständen der zuerst ins Auge gefafste
Termin vielleicht der günstigere gewesen wäre. Wie dem
nun auch sei, die Anmeldungen waren in so grofser An-
zahl eingelaufen, dafs nicht einmal alle angenommen werden
konnten, und wegen Platzmangels mufsten zunächst alle ge-
werblichen Gegenstände und Gebrauchsartikel zurückge-
wiesen werden.

Die Leitung und Geschäftsführung der Ausstellung lag
in Händen des Herrn Gartendirektors Trip, und obgleich
für den ganzen Aufbau nur 2 Tage und 2 Nächte Zeit
waren, so konnte dennoch am 24. November, präcise
1-2Vi Uhr der Präsident des Provinzial-Gartenbauvereins
Hannover, Herr Landesforstrat Quaet-faslem im Beisein
der Spitzen der Behörden und eines auserwählten Publikums
aus den ersten Gesellschaftskreisen der Stadt die in allen
Teilen fertige Ausstellung eröffnen.

Das Ausstellungslokal ist gebildet durch 4 Räume, dem
geräumigen glasbedachten Palmengarten, dem grofsen und
kleinen Konzerthaussaal und einem Teil der Strafse, der
überbaut war. Betritt man die Ausstellung durch den
Haupteingang des Palmengartens, so fällt einem zunächst
auf der gegenüberliegenden grofsen Musiktribüne die
 
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