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Die Gartenkunst — 1.1899

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Sorauer, Paul: Die "Lohkrankheit" der Bäume, [2]: Schluß
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Janorschke, Oskar Karl: Die Stadtgärtnerei in Leobschütz
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Glum, Friedrich: Regelmässige Schmuckanlagen ein Monopol für Architekten oder ein Arbeitsfeld für Gartenkünstler?
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0042

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82

DIE GARTENKUNST

Mutterkorn als „Veränderungen des Wesens" der erkrankten
Pflanzen, aber es bereitet sich doch bereits die Zeit vor,
in denen die parasitären Organismen von den zur Nähr-
pflanze gehörenden Auswüchsen unterschieden und als
selbständige Lebewesen betrachtet werden.

Die Bezeichnungen „Räude," „Krätze" u. dgl., deren
wir in den obengenannten Systemen begegnen, sind
nicht von diesen Autoren eingeführt, sondern aus früheren
Werken übernommen. Unter diesen ist für unsern Zweck
und für den ganzen Gartenbau von hoher Bedeutung das
Buch von Agricola, Doktor der Philosophie und Medizin
und Physikus in Regensburg, das unter dem Titel „Ver-
such einer allgemeinen Vermehrung aller Bäume, Stauden
und Blumengewächse" in den Jahren nach der Pest nebst
mehreren Flugblättern von 1715—1717 erschien und ins
Holländische sowie 1820 ins Französische übersetzt worden
war. Dieses viel angefochtene Buch enthält reichlich
praktische Erfahrungen, die der Verfasser in seinem Garten
sammelte und giebt uns ein treues Bild von dem damaligen
Stande der Pflanzenphysiologie und des praktischen Garten-
baues. Die uns interessierende Stelle entnehmen wir der
1772 von Gottlieb Brausorn besorgten neuen Bearbeitung.

In dem Kapitel „Von den Zufällen und Krankheiten,
wie auch von dem Tode selbst eines Baumes in und aufser
dem Ey" spricht der gelehrte Verfasser: „so ist auch die
Krätzen. Räuden, Schuppen, Scabies. Schürf etc. gar viel-
fältig an den Bäumen anzutreffen: und ist eine solche Be-
schwerlichkeit, so der Rinden des Baumes am meisten be-
gegnet. Und mag die Ursache wol seyn, wenn sich
die Schweislöcher der Haut zu viel eröffnen, und aus
selbigen durch die unmerkliche Ausdünstung zu viel
Feuchtigkeit herausgehet, welche durch Hülfe der Luft
gerinnt und hart wird. Alsdann zerspringet sie und
giebt ein Ansehn, als wenn sie räudig und schäbig wäre,
bringt auch dem Baum viel Schaden . . ."

Dieser Grundgedanke der Entstehung von „räudiger
Rinde" (die wohl mit unserer Lohkrankheit identische oder
verwandte Erscheinungen bezeichnen dürfte) durch Wasser-
überschufs zieht sich nun fort in die Neuzeit hinein und
wird von den wissenschaftlichen und praktischen Männern
weiter entwickelt und gegliedert. Was früher mehr im
Gefühl der Beobachter lag, wird mit Hilfe des Mikroskopes
präcisiert und verständlich und damit der rationellen Be-
kämpfung zugänglich. Es ergiebt sich jetzt von selbst,
dafs wir die Lohkrankheit am wirksamsten bekämpfen
werden, wenn wir der Ursache des lokalen Wasserüber-
schusses in jedem einzelnen Falle nachspüren. Teils wird
Drainage und Nachlassen der künstlichen Bewässerung
allein ausreichen, teils wird aufserdem ein Schröpfen der
lohkranken Stämme hinzukommen müssen, um durch die
Vernarbung der Schnittwunden eine Ableitung des Bau-
materials zu ermöglichen.

Meinungsaustausch.

Die Stadtgärtnerei in Leobschütz.

Seit mehr als dreifsig Jahren verwaltete der Stadt-
gärtner Hempel in Leobschütz die Stadtgärtnerstellung.
Der bejahrte Mann war nun nicht mehr imstande, seine
Thätigkeit wie in jungen Jahren zu entfalten, man entliefs
ihn ohne jede weitere Entschädigung und stellte den Sohn
eines Leobschützer Bürgers — einen ganz jungen Mann —
an. Sofort flössen die Bewilligungen für Erneuerung der
Promenadenanlagen reicher, Bäume wurden gefällt, die an
den Wegen zu reichlich Schatten spendeten,, und man
legte Gehülzgruppen inmitten der Rasenplätze an. Die Ge-
hölzgruppen suchte man durch 15—25 cm hohe Böschungen
über die Rasenflächen zu erhöhen und. um ihnen ein freund-
lichei^es Ansehen zu geben, in häkelspitzenartige Umrisse zu
kleiden. Eine weitere, noch zu wenig bekannt gewordene
Neuerung besteht in der Anlage der Rasenflächen. In der
Regel herrscht in der Gartenkunst bei flachliegenden Gärten
und Anlagen die gleichmäfsig liegende oder sich neigende
Ebene, in hügeligem Terrain die muldenförmige Gestalt vor.
In derLeobschützerPromenade könnte die Neuerung als höker-
artige Rasenfläche bezeichnet werden, denn die einzelnen
Erhöhungen, welche über die horizontalen Flächen siebartig
verteilt sind, gleichen etwa 10—15 cm hohen, 1—17a—2 qm
grofsen Hökern. Man schien offenbar dem die Promenade
besuchenden Publikum etwas eigenartig Schönes bieten zu
wollen; wenn es auch mit hohen Kosten verknüpft war,
so hatte man ja jahrelang vorher gespart.

Bei unserem Besuch im Sommer 1898 konnte uns die
sehr unruhig wirkende Neuerung-nicht recht gefallen, zu-
mal es unmöglich ist, derartige Rasenflächen mit der Sense
oder der Mähmaschine zu mähen. Im Herbst bei hohem
Grasstand waren die tiefliegenden Rippen der Rasenflächen
etwas verschwommen, liefsen aber ihre ursprüngliche Ge-
stalt recht gut erkennen.

Der neue Stadtgärtner verunglückte nach ejnem halben
Jahr seiner Thätigkeit und nach weiterer interimistischer
Verwaltung ist die Stellung zum 1. Februar neu ausge-
schrieben worden. Bei der Bewerbung sind nur Militär-
anwärter zugelassen; es ist nicht zu erfahren, ob die früheren
Stadtgärtner, die nicht Militäranwärter waren, zu wenig
Disziplin hatten, oder ob die neue Stellung mit irgend
welchen polizeilichen Funktionen verbunden ist.

Das Anerbieten eines auswärtigen Fachmannes, die
städtischen Anlagen zeitweilig zu leiten, hat der Magistrat
abgelehnt und es steht zu erwarten, dafs die sehr gut
situierte, mehr als 10000 Einwohner zählende Stadt Leob-
schiitz in gärtnerischer Beziehung weit hinter ihren Näch-
barstädten Neustadt, Neifse und Oppeln zurückbleiben wird,
da fliese es sich angelogen sein lassen, bewährte Kräfte als
Ratgeber heranzuziehen. Janorschke in Oberglogau.

Regelmässige Schmuckanlagen ein Monopol für
Architekten oder ein Arbeitsfeld für Kartenkünstler?

Nach einem Bericht in No. 3 der Deutschen Bauzeitung
über das Ergebnis des Sohöneberger Wettbewerbes fällt
 
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