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Die Gartenkunst — 1.1899

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Schultz, Benno G. F.: Künstliche Felsanlagen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0054

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44 DIE GARTENKUNST I, 3

dürften am besten auch für Kinderspielplätze geeignet
sein, welche man selbst von vornehm zu haltenden Schmuck-
plätzen nicht ganz fern halten kann.

In wiefern der Verfasser der Forderung im Preisaus-
schreiben, dafs Skulpturen und kleine Zierbauwerke Ver-
wendung finden mögen, gerecht geworden ist, wird aus der
beigegebenen, aquarellierten Perspektive (S. 43), vom Bürger-
steig der verlängerten Motzstrafse gesehen, am besten er-
sichtlich. Durch eine Sandsteinbalustrade sind die beiden
Schmalseiten des Platzes abgegrenzt. Diese Balustrade
öffnet sich am Wegeingange zu einem pergolaartigen, mit
Glycinen umrankten Säulenportal, an welches sich eine
halbkreisförmige Brunnenschale anschliefst, inmitten deren
auf erhöhtem Postament, aus welchem Löwenköpfe Wasser
speien, Figuren und Kindergruppen projektiert sind.

Im Gegensatz zu diesem architektonischen Abschlufs
an den beiden Schmalseiten sind die übrigen Grenzen des
Platzes nur durch niedrig gehaltenes Bandeisen, sogenanntes
Tiergartengitter, einzufassen.

Erläuterungsbericht zu dem Entwurf des Platzes Z in
Schöneberg mit dem Kennzeichen @

Verfasser Glum, Landschaftsgärtner, Halensee.

Der Verkehr in den Strafsenzügen, welche sich im
Platze Z schneiden, bedingt eine Durchkreuzung der An-
lage zwecks Vermeidung von Umwegen nur in der Rich-
tung der Strafse 73. Dies war der leitende Gedanke bei
Projektierung der Promenadenwege.

Das kreisrunde Hauptschmuck- und Mittelstück der
Anlage mit im Centrum hochaufspringendem Wasserstrahl,
der sich in ein Becken von 15 m Durchmesser orgiefst,
mit vertiefter Rasenfläche und mit darüber erhabenen
4 m breiten Streifen an den Wegen für Coniferen-Gruppon,
Monatsrosenbeete, Epheu- und Blumenschmuck dürfte von
guter Wirkung sein.

Die Konturen dieser Arrangements sind in Buxbaum
ausgeführt gedacht. Die Mittelpunkte der Blumengruppen
sind durch eine Bronzefigur, flankiert von 2 Vasen beider-
seits, betont.

Das Bassin ist mit niedrigen Stauden umpflanzt gedacht.

Die beiden Seitenstücke sind im Grundrifs der
ebenfalls vertieften Rasenflächen, sowie der Pflanzungen
so gehalten, dafs sie sich an das Mittelstück zu einer
regelmäfsigen Gesamtfigur angliedern.

Die Bosquets bestehen aus hochgehenden Gehölzen,
die sich frei entwickeln dürfen, nach den Rasenseiten hin
jedoch niedrig auslaufen und von einer Epheurabatte mit
Buxbaumkante begrenzt werden, auf welcher Rabatte Kugel-
formen und Pyramidenformen edler Nadelhölzer mit ein-
ander abwechseln.

Zwei besonders grofse und schöne Exemplare von
Abies concolor violacea erheben sich aus Monatsrosenbeeten
als Solitärs über die geräumigen Rasenflächen.

Die nach der Mitte gerichteten Ecken sind derart ab-
geschnitten, dafs genügend Raum und Gelegenheit ge-
schaffen wird zur Aufstellung ornamentaler Ruheplätze.

An den äufseren Ecken sind die unvermeidlichen Be-
dürfnisanstalten vorgesehen.

Die Baumpflanzung beschränkt sich auf Beschat-
tung der Promenade ringsum, sowie der Sitzplätze.

Die Rasenkanten sind durch die üblichen niedrigen
Eisengeländer zu schützen.

Einrichtung von Park- und Gartenanlagen.

Künstliche Felsenanlagen.

Von Benno G. F. Schultz.
II.

Die Bepflanzung künstlicher Felsenanlagen, sowie die
Beherrschung des Materials, d. h. die richtige Verteilung
und Verwendung der Alpengewächse je nach ihren Lebens-
bedingungen gehört mit zu den besten Aufgaben der Garten-
kunst. Wer Felspartien bepflanzen will, soll nicht blofs
mit der Kultur der Alpenpflanzen vertraut sein, sondern er
mufs au-ch die natürlichen Verhältnisse derselben, ihre
Heimatsgebiete, genau kennen. Wer viel im Gebirge umher-
gewandert ist, offenen Auges und klaren Sinnes die Pflanzen-
welt beobachtet hat, wird sehr bald wissen, welche Pflanzen
auf sonnigen und trockenen, auf schattigen und feuchten
Plätzen wachsen, ob auf felsigen Abhängen, auf Schutt-
oder Geröllhalden, ob an Steilwänden, ob auf den Weiden
nahe der Schneelager, ob auf den saftgrünen Matten, ob
in den Fugen, Spalten und Ritzen der Felsen, ob in feuch-
tem Gerölle der Alpenbäche und Wasserstürze, ob in
Schluchten und Thälern.

Bei der Verteilung der Alpenpflanzen auf einer Felsen-
anlage kommt die geognostische Unterlage, das Substrat,
sowie die chemische Beschaffenheit weit weniger in Be-
tracht, als die physikalische Beschaffenheit des Bodens,
die Verhältnisse seiner Hauptbestandteile: Kalk, Thon und
Humus zu einander und deren Feuchtigkeitsgehalt sind ent-
scheidend. Für eine erfolgreiche Kultur sind folgende
Unterscheidungen von Pflanzen als grundlegend anzusehen:

1. Felsen- und Geröllpflanzen,

2. Halbfelsenpflanzen,

3. Dammerde- oder Humuspflanzen.

Nach dieser Einteilung dürfte es ratsam sein, das
Pflanzenmaterial vor der Bepflanzung zu ordnen.

Im vorigen Abschnitt wurden Formation, Beschaffen-
heit und Lage für künstliche Felsenanlagen im allgemeinen
dargelegt; wir müssen uns nun die Frage vorlegen: Wie
soll der Aufbau vor sich gehen, was für Vorbereitungen
sind dafür erforderlich'? Zuerst wird es nötig sein, be-
sonders dann, wenn gröfsere P'elsenanlagen ausgeführt
werden sollen, sich von denselben einen Lagenplan und
im Aufrifs eine Zeichnung anzufertigen: bessere Dienste
leistet noch ein Hilfsmodell aus Thon oder Gips, welches
ohne genaue Mafsverhältnisse hauptsächlich die Formation
 
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