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Die Gartenkunst — 1.1899

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Olbrich, Stephan: Plauderei über Allee- und Promenadenbäume
DOI Artikel:
Hein, Heinrich: Rasengräser, Grassamen und Grassamenmischungen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0080

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70 DIB GARTENKUNST I, 4

Rhus succedanea. Aufser in Zürich ist wohl dieser
japanische Wachsbaum noch nirgends als Strafsenbaum
verwendet werden, für diesen Zweck aber sehr zu
empfehlen. Er wird nur mittelgrofs und hat eine auf-
fallend schöne Belaubung, glatten Stamm und zeigt ein
kräftiges Wachstum. Er ist absolut winterhart, denn
nicht einmal die jüngsten Pflanzen haben hier in strengen
Wintern gelitten. Der Baum eignet sich besonders für
trockene warme Lagen, gedeiht aber in schwerem Boden,
wie z. B. in Zürich, noch ganz gut.

Sophora japonica ist ein herrlicher Alleebaum von
mittleren Wuchsverhältnissen und sehr geeignet für
leichte Bodenarten und hoifse, trockene Lagen. Das ge-
fiederte lederartige, glänzend-grüne Laubwerk wird nie von
einem Ungeziefer befallen und bleibt unverändert, bis der
erste Frost den Abfall und zwar auf einmal bewirkt; auch
macht die Krone keinen zu dichten Schatten. Hier in
Zürich ist eine Strafsenpflanzung davon, wrelche von
Fremden viel bewundert wird, und Fragen nach dem
Namen des Akazien ähnlichen Baumes kommen vielfach
vor. Allerdings ist die Anzucht von Bäumen der Sophora
japonica etwas langwieriger, als wenn man Ulmen oder
Ahorn erzieht, da junge nicht ausgereifte Triebe in strengen
Wintern in den ersten Jahren der Anzucht gern etwas
zurückfrioren. Das sollte uns aber nicht abhalten, diesen
sonst ganz widerstandsfähigen Baum zur Alleopflanzung
mehr als bis jetzt zu verwenden.

Von Sorbus kommen aufser der gewöhnlichen Vogel-
beere als kleinkronige Schattenbäumo noch die vielen
grofsblättrigon Sorten, wie Sorbus Aria, lutescens, hybrida,
intermedia und latifolia sehr selten zur Anwendung. In
den Quaianlagen Zürichs sind diese Sorten in vorteilhafter
Weise dazu verwendet, da sie ganz ohne Schnitt eine
schön ovalgeformte Krone bilden. Um dauerhaft zu sein,
müssen diese Sorbus auf Crataegus oxyacantha nahe dem
Boden veredelt werden und können alsdann auch in
trockenen Lagen Verwendung finden.

Von der Gattung Ulmus kommt als Alloobaum
meistens nur Ulmus montana in Anwendung, welche aber
für alle Verhältnisse, der grofsen Ausdehnungen wegen,
welche sie einnimmt, nicht pafst. Die Gröfsenausdehnung
wird etwas vermindert, wenn die Bäume aus Ablegern
erzogen werden, was auch schon deshalb von Vorteil ist,
weil man dadurch eine gleichmäfsigore Ware erreicht
als bei Samenpflanzen, die bekanntlich sehr variieren.
Die Anzucht aus Ablegern der grofsblättrigon Ulmus ist
besonders in Holland üblich. Man erzieht dadurch Bäume,
welche viel seltener und weniger Samen ansetzen, als
dies bei den durch andere Methoden gezogenen Bäumen
der Fall ist. Diese Eigenschaft ist für Promenadenbäumo
von besonderem Wert, denn durch den Samenansatz
werden die Blätter der Bäume kleiner und auch im ganzen
unansehnlicher.

Die schon vielfach angewendete Ulmus campestris
umbraculifera ist, wo kleinkronige Bäume in Betracht
kommen, ein Prachtbaum.

Als Sorten mit schlanker, nie breit werdender Krone
und daher für schmale Strafsen sehr geeignet sind Ulmus

campestris monumentalis und Ulmus montana fastigiata
zur Anpflanzung zu empfehlen.

Im Vorstehenden habe ich versucht, einige Baumarten
zu erwähnen, welche meiner Ansicht nach zu wenig zur
Verwendung als Strafsonbäumo gelangen. Da der tech-
nische Ausschufs des Vereins deutscher Gartenkünstler
die geeigneten Bäume für Strafsonpflanzungen, den Gröfsen-
verhältnissen entsprechend, zusammenstellen wird, so seien
ihm diese Zeilen der eventl. Berücksichtigung bestens
empfohlen.

Rasenanlagen.

Rasengräser, Grassamen und (xrassameiimisehungeii.
Von Heinrich Hein, Kiel.

(Mit 22 Abbildungen.)
(Nachdruck nur mit Genehmigung des Verfassers gestattet.)

Einführung.

Wenn draufsen im Garten, im Feld und im Walde, in
Thälern und auf den Bergen die Natur ihr Auferstehungs-
fest feiert; wenn sich die Keime regen, die Knospen
schwellen und die ersten Frühlingsblumen der Welt die
Grüfso des nahenden ersehnten Frühlings verkünden und
Jung und Alt, noch im Winterpelz, draufsen die erste
Umschau halten — dann waren wir längst schon da und
haben Umschau gehalten und gesehen, wo's mangelt und
wo zuerst Hand anzulegen ist, um dem nahenden, holden
Frühlinge die Thore w^eit zu machen und ihm für seinen
Einzug den Weg zu ebnen.

Was der unwirtliche nun scheidende Winter mit hin-
weggefegt, was er von schwachem Leben vollends ver-
nichtot — dem Gärtner offenbart es sich zuerst. Für
alle s was seiner sorgenden Pflege anvertraut wird, soll er,
mit liebevollem Verständnis für die Wichtigkeit seiner
Mission, die Verantwortung übernehmen und wenn man
oft auch Unmögliches von ihm verlangt - - er läfst sich
keine Mühe verdriefsen.

Wer von uns die Natur jahraus, jahrein in ihrer
Werkstatt belauscht und in ihrem Wirken und Weben nach
den Ursachen aller Erscheinungen geforscht hat, dem ist
manches verständlich, was dem befangenen Beobachter
ein Rätsel bleibt. Beim Erwachen des neuen Lebens da
draufsen, in dem er eine Offenbarung erblickt, versteht er
jeden Wink der Allmacht, wo und wie einzugreifen ist,
den Schöpfungstrieb zu fördern und in die rechten Bahnen
zu lenken. Er wird der Wiedergeburt der Natur ein hilf-
reiches Werkzeug und darf sich mit Fug und Recht als
des Frühlings rechte Hand betrachten.

Zu einem zielbewufsten Handeln in seinem vielseitigen
Berufe aber mufs er mit den W'affen des Geistes genügend
ausgerüstet sein. Wo sich ihm Neues oder bisher Unbe-
kanntes aufthut, gebietet es der Schritt der Zeit, dafs er
es sich aneignet. Wer stille steht, geht zurück. Unauf-
haltsam drängt Eines das Andere. Der Kampf um das
 
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