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Die Gartenkunst — 1.1899

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Hein, Heinrich: Rasengräser, Grassamen und Grassamenmischungen, [1]
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Fritz, Carl: Lehrmittel für den Unterricht in der Dendrologie auf Gärtner-Lehranstalten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0084

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74 DIE GARTENKUNST I, 4

Samenhändlers sein. Beiden thut sie ganz vorzügliche
Dienste und sind je für 2 bis 3 Mark zu kaufen. Nötig
ist es allerdings, dafs dieselben einen möglichst grofsen
Pocus haben, also mindestens Linsen von nicht unter 30 mm
Durchmesser.

Die Grasarten für feinen Gartenrasen.

Nur eine sehr geringe Anzahl der einheimischen aus-
dauernden Gräser sind zu diesem Zweck geeignet, weil nur
diese wenigen diejenigen Eigenschaften besitzen, welche
sie als Rasengräser in unserem Sinne geeignet erscheinen
lassen. Bs sind folgende:'

1. Agrostis alba L. var. stolonifera G. Mey, Sprossendes
woifses Straufsgras, echtes Pioringras;

2. Agrostis vulgaris With. Gemeines Straufsgras;

3. Anthoxanthum odoratum L. Ruchgras;

4. Cynosurus cristatus L. Kammgras;

5. Pestuca heterophylla Haenke — (P. fallax Thuill.).
Verschiedenblätteriger Schwingel;

6. Lolium perenne L. Englisches Rye-(Ray-)Gras;
6a. Lolium tenuo L. (Lolium poronne L. var. tonue).

Feinblätteriges englisches Ryogras;

7. Poa pratensis L. Wiesen- (oder glattes) Rispengras;

8. Poa trivialis L. Gemeines (oder rauhes) Rispengras.
Unter besonderen Vorhältnissen kommen ferner in

Betracht:

9. Pestuca ovina L. Schafschwingel (namentlich die
Formen P tenuifolia Sibth. (als Art) und P. capillata
Lam. (als Art).

10. Pestuca rubra, L. Roter Schwingel;

11. Poa nemorahs L. Hain-Rispengras;

12. Poa compressa L. Gedrücktes Rispengras.

Es kommt vor, dafs in Samenkatalogen oder Garten-
zeitschriften, welche gelegentlich auch Artikel über Rasen-
anlagen bringen, noch andere Grasarten aufgeführt worden,
welche Rasengräser in unserem Sinne sein sollen. Dem-
gegenüber sei mir als Konner von Gräsern gestattet zu
behaupten, dafs diejenigen, welche für feinen Gartenrasen
andere einheimische Arten noch empfohlen, schwerlich
mehr als höchst zweifelhafte Kenntnisse von Gräsern er-
langt haben können. Unsere deutsche Flora enthält keine
andere Grasarten, welche für feinen .Grasrasen in Betracht
kommen könnten. Anders ist es, wenn es sich um
Parkrasen handelt, welche einen Futterertrag ab-
werfen sollen. Da kann aber doch schon nicht mehr
von einem feinen Gartenrasen, wie er als Ideal uns vor-
schwebt, die Rede sein, sondern von einer Grasnutzung.
Eine solche fällt in den landwirtschaftlichen Betrieb und
erfordert Grasarten, die für einen solchen sich eignen. Ich
werde auch darauf zurückzukommen hoffentlich noch Ge-
legenheit finden. Man könnte mir entgegenhalten, dafs die
saftig grünen Matten der Gebirge zum Teil andere Gras-
arten enthalten, welche hier keine Erwähnung finden. Ich
gebe das zu; versuche man aber einmal, diese Gräser in
der Ebene unter ganz anderen klimatischen Verhältnissen
in eingeschlossenen Gärten als Rasengräser, etwa in Gras-
gemischen anzuwenden, wo bleibt da die Gebirgsherrlich-
keit? Zunächst und am ersten könnte man auf Poa alpina

L. verfallen, das die alpine Region der meisten Gebirge
in der gemäfsigten Zone der nördlichen Hemisphäre be-
wohnt und nur selten und höchstens eingeschleppt, in die
Ebene hinabsteigt. An seinen natürlichen Standorten, auf
den Weiden der Alpen und Voralpen wächst es auf frischem
humusreichen Boden und kommt in 5 verschiedenen Formen
vor, von welchen die Form b) badensis Haenke (als Art)
sich hin und wieder, wahrscheinlich eingeschleppt und
jetzt wild, in der Ebene findet. (Thüringen bis Halle a. S.,
bei Darmstadt sehr häufig.) Das Alpenrispengras eignet
sich nicht für unsere foinen Gartenrasen, da es in der
Ebone fast das ganze Jahr hindurch blüht, ähnlich wie das
einjährige Rispengras (Poa annua L.), und weil ältere Pflanzen
in der Ebene am Grunde leicht faul werden und absterben.

(Fortsetzung folgt.)

Unterrichtswesen.

Lehrmittel für den Unterricht in der Dendrologie auf
Gärtner-Lehranstalten.
Von Karl Pritz

Hauptlehrer an der höheren Gartenbauschulo Eisgrub in Mähren.

Die Dendrologie ist einer derjenigen Wissenszweige,
welcher unzertrennlich von dem Studium und der Aus-
übung der Landschafts-Gartenkunst ist; denn, wie der
Maler seine Farben, so mufs der Landschaftsgärtner das-
jenige Material, mit welchem er seine Bilder schafft, die
Gehölze genau kennen und zwar in erster Linie die Baum-
arten und die Charakteristik ihrer Formen, welche für die
Physiognomie und die Linien der Landschaft von wesent-
lichstem Einflufs sind.

Daher könnte die Dendrologie, ausschliefslich vom
botanischen Standpunkte aus gelehrt, dem Gartenkünstler
wenig nützen, wenn er nicht neben der Kenntnis der An-
zucht, Kultur und der Ansprüche auf Boden und Klima
bei Ausübung seiner Kunst von jedem einzelnen Gehölz
sich die Form oder den Habitus, das Gröfsen- und Wachs-
tumsverhältnis vorstellen könnte und andere spezielle, oft
erst im ausgewachsenen Zustande in die Erscheinung
tretende Eigenschaften, die Farbe des Laubes im Wechsel
der Jahreszeiten, die der Zweige, Äste, Stämme, Blüten und
Früchte zu berücksichtigen wüfste.

Der Landschaftsgärtner wird nicht allein an Blatt,
Blüte und Frucht, sondern schon in einiger Entfernung
am Wuchs und Habitus viele wichtige Spezies, wie z. B.
eine Chamaecyparis nutkaensis von einer Ch. Lawsoniana
oder einen Bergahorn vom Spitzahorn unterscheiden lernen,
ebenso die meisten Laubgehölze im Winter an der Gestalt
und Färbung der Zweige und Knospen. Wenn auch das
letztere bei einigen Laubholz-Spezies selbst für ein geübtes
Auge nicht immer leicht ist, und auch nicht verlangt werden
soll, dafs man bei einigen an Spezies reichen Arten, wie
z. B. bei den Spiraeen, jede Spezies ausschliefslich am
Wuchs, an Zweigen und Knospen erkennt, so ist doch nicht
 
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