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Die Gartenkunst — 1.1899

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Fritz, Carl: Lehrmittel für den Unterricht in der Dendrologie auf Gärtner-Lehranstalten
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Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0086

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DIE GARTENKUNST

die verkorkten kloinen Röhren-Gläschen, in welchen sich
Proben gereinigter Samen befinden. Wegen der gröfseren
Zapion sind die Kästen für die Abietineon entsprechend tiofer.

In den Kästen für die Laubgehölze befindet sich ein
zum Aufhängen eingerichteter Karton, auf welchem die
geprefsten Blätter der einzelnen Spezies, eventuell auch
wichtige Varietäten derselben in Blattform oder Blattfarbe,
sowie Herbstfärbungen aufgeklebt sind; bei denjenigen
Spezies, deren Erkennung auch von der Blatt-Unterseite
abhängt, ist letztere neben der Blatt-Oberseite befestigt.
Auch für die Spezies der Coniferen-Gattungen Picea, Tsuga
und Larix, welche in trockenem Zustande ihre Nadeln ver-
lieren, beabsichtige ich eine Blatt-Tabelle einzurichten,
falls mir mein noch nicht abgeschlossener Versuch, die
Nadeln an den Zweigen zu halten, mifsglücken sollte. Ein
allbekanntes Mittel ist ja, zwecks Erhaltung der Nadeln
an den Zweigen, diese eine Zeitlang sofort nach dem
Schneiden in siedendes Wasser zu legen, wodurch die
Nadeln aber die Farbe verlieren. Mein Versuch, nicht nur
die Farbe der Nadeln zu erhalten, sondern auch deren
Abfallen zu vorhüten, ist mir erst teilweise gelungen. Ich
habe nämlich einige Picea-Arten, wie auch Tsuga cana-
densis und Ts. Sieboldii zu Beginn der Vegetation ge-
schnitten und die Zweige sofort mit einer heifsen Gelatine-
Lösung derart bestrichen, dal's die Nadeln hauptsächlich
an der Basis durch den Gelatine-Überzug an den Zweigen
befestigt wurden. Pafst man für den SchnitUden richtigen
Zeitpunkt, also zu Beginn des „Spitzens" bei den Picea-
und Tsuga-Arten ab, und macht man, auch für die erst
nach Abschlufs dos Triebes zu schneidenden Larix-Arten,
die Lösung noch etwas dicker, sowie überhaupt die etwas
klebrige Arbeit recht sorgfältig, so dürfte der Erfolg ein
noch besserer sein.

Sehr fleischige und saftroiche Beerenfrüchte, wie von
Viburnum, Ribes, Hippophae, Berberis u. a., sind in ihren
Fruchtständen schwer für solche Sammlungen zu konser-
vieren, weil sie teilweise abfallen und ihre Farbe verlieren
und zusammenschrumpfen. Bei Aufbewahrung in Spiritus
dürften sich die Früchte noch mehr entfärben. Ich halte
diese Beerenfrüchte, nachdem sie eine Zeitlang ausgetrocknet
sind, zwar ebenfalls in den Kästen, schneide sie aber, so
weit es möglich ist, für den Unterricht frisch oder be-
schränke mich auf Abbildungen.

In der Meinung, dafs eine derartige, selbstverständlich
nur im Laufe der Jahre zu vervollständigende dondrologische
Sammlung für den Schulgebrauch vorteilhaft, violleicht auch
noch in einigen Punkton vorbesserungsfähig ist, hoffe ich,
eine Meinungsäusserung in dieser für den gärtnerischen
Unterricht beachtenswerten Frage angeregt zu haben.

Verschiedenes.

Gärtnerischer Schmuck der Bahnanlagen. Unter vor-
stehendem Titel schreibt R. Brand in der Gartenlaube, Jahr-
gang 1899, No. 1, folgendermafsen: „Zu den Vorzügen unserer
Eisenbahnstationen im Vergleich mit manchen anderen Ländern

darf man mit Recht den gärtnerischen Schmuck rechnen,
welcher sie fast allenthalben umgiebt. Wo nicht echte Reben
wachsen, ist es mindestens das sattgrüne Gerank des wilden
Weines, welches die Dienstgebäude umhüllt. Oft findet man
an Bahnhöfen ganze Parkanlagen, bisweilen von ausgesuchter
Schönheit; immer aber zeigen sie das Bestreben, den Stationen
ein möglichst freundliches Aussehen zu verleihen. Man findet
Stationen, aus denen die Verwaltungen im Verein mit den dort
wohnenden Beamten und den Inhabern der Bahnhofswirt-
schaften wahre Schmuckstücke geschaffen haben. Auch die
am Bahndamm hausenden Wärter wetteifern mitunter, ihre
Häuschen nach Möglichkeit herauszuputzen. In manchen
Gegenden giebt es wahre Künstler unter den Eisenbahnern,
welche den am Bahndamm entlang — zum Schutze gegen
Schneeverwehungen — gepflanzten Weifsdornhecken eine künst-
lerische Form zu geben wissen. Da sieht man Lokomotiven,
Reiter, Tiergestalten, ja förmliche Jagdscenen mit Wild, Jägern
und Rüden, welche durch ihre naturgetreue Darstellung die

Aufmerksamkeit des Reisenden herausfordern."--

Diesen wohl in allzu optimistischer Auffassung wieder-
gegebenen Darstellungen kann der Fachmann nur teilweise
beistimmen, insonderheit auf diesenf Gebiet noch sehr Vieles
der Verbesserung und Vervollkommnung fähig ist. Von den
Gartenanlagen an den Bahnhöfen kann man in milder Beur-
teilung sagen, dafs deren Unterhaltung nur in wenigen ver-
einzelten Fällen derjenigen städtischer Anlagen gleichkommt,
im grofsen und ganzen aber vieles zu wünschen übrig läfst.
Der Grund hierfür liegt nicht nur in der für solche Zwecke,
vom Eisenbahnfiskus knapp bemessenen Geldaufwendung,
sondern auch in der oft gänzlich mangelnden fachmännischen
Leitung. Nur bei vereinzelten preufsischen Eisenbahndirektionen
(Hannover, Frankfurt, Elberfeld, Köln linksrh.) ist ein Ober-
gärtner (auch Gartenbahnmeister betitelt) angestellt, welcher
mit der Instandhaltung der Anlagen des Direktionsbezirkes
betraut ist. Diese Beamten sind den Bahnbauinspektoren amt-
lich unterstellt und können in ihrem Wirkungskreise nur in-
soweit disponieren, als es in dem Gutdünken ihrer Vorgesetzten
liegt. Es kann nun nicht ausbleiben, dafs bei einem derartigen
Verwaltungsmodus das Gartenfach in eine bedeutungslose
Nebenstellung herabgewürdigt wird, ein Umstand, der auch an
anderen Orten zu Tage tritt, wo öffentliche Anlagen dem Bau-
amtsressort unterstellt sind, dessen fachliche Thätigkeit bekannt-
lich auf einem ganz anderen Gebiete liegt. Wie schon erwähnt,
so besitzen nur vereinzelte Eisenbahndirektionen einen garten-
technischen Beamten, an der Mehrzahl dieser Verwaltungs-
bezirke wird die gärtnerische Thätigkeit durch den Bahnmeister
ersetzt, je nach der Tüchtigkeit und persönlichen Liebhaberoi
dieser Beamten sind dann auch die Bahnanlagen gestaltet.
Es ist nicht zu verkennen, dafs von diesen Leuten vielfach
unleugbar Gutes und Schönes, oftmals bei sehr knappen zur
Verfügung stehenden Mitteln, geschaffen wurde. Vom gärt-
nerischen Standpunkt aus betrachtet, dürfte der Eisenbahnfiskus
auf dem Gebiete der Unterhaltung seiner Gartenanlagen sowohl
im eigensten Interesse als auch in Hinblick auf die Landes-
verschönerung von dem derzeitig obwaltenden Sparsystem Ab-
stand nehmen. Vor allem wäre eine vermehrte Indienststellung von
gärtnerischen Fachleuten zu befürworten, zu deren Obliegenheit
es gehörte, neben der Unterhaltung der bestehenden und neu zu
schaffenden Anlagen für eine durch Obstbau oder durch sonstige
rationell betriebene Anpflanzungen erhöhte Ausnutzung und Ver-
schönerung des längs der Bahnlinien oftmals gänzlich verwilderten
und brachliegenden Terrains Sorge zu tragen. Das hierauf vom
Staate verwendete Kapital würde sicherlich in vieler Beziehung
seine Zinsen aufbringen. EL R. Jung, Köln, Rh.
 
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