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Die Gartenkunst — 1.1899

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DIE GARTENKUNST

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leider manches zu wünschen übrig. Weit gröfser aber als
das Interesse des Laien-Publikums ist zweifelsohne das Interesse
der Fachleute und insbesondere der Verfertiger der dies-
bezüglichen Arbeiten. Es ist doch gar keine Frage, dafs der
Landschaftsgärtner oder Gartenkünstler durch eine Ver-
gleichung der sämtlichen Pläne, sowie durch die Darstellung
der recht verschiedenartigen Auffassungen sich in geeignetster
Weise weiterbilden kann. Selbst der gereifte Fachmann wird
manches Schöne und Neue sehen, was in der Praxis später
einmal zu verwerten ist. Die Stadt verdankt der schönen
Gartenkunst doch so unendlich viel, dafs wir es einfach nicht
verstehen, wenn man bei einer solchen günstigen Gelegenheit
die Mittel, eben diese Kunst zu heben und zu fördern, nicht
zugänglich macht. Hoffentlich führen diese Zeilen dazu, dafs
auch die nicht preisgekrönten Arbeiten zur Anschauung
gebracht werden.

Anläfslich des 70. Geburtstages und gleichzeitigem 25jähr.
Regierungs-Jubiläum Sr. Maj. des Königs Albert von Sachsen
im Jahre 1898 hatte die Stadt Dresden vom Fiskus ein zur
Dresdner Haide gehöriges ca. 170 preufs. Morgen grofses
Areal für eine zu schaffende Park-Anlage erworben, wrelcho
den Namen ,,Albertpark'- tragen soll.

Die romantische Lage dieses Teiles der Dresdner Heide,
ein ziemlich kupiertes Terrain, ein teilweise vorhandener
schöner alter Baumbestand, mehrfach vorhandene Wasserläufe
und manches andere mehr machen es gewifs wert, dafs sich
unsere besten Gartenkünstler mit dieser gewifs nicht leichten
Aufgabe beschäftigen, damit ein Park entstehe, welcher der
Stadt Dresden, vornehmlich aber des Namens „Albertpark" und
dessen Bedeutung würdig werde.

Die Stadt-Verwaltung hat indessen einen Weg einge-
schlagen, welcher die deutsche Gärtnerwelt in nicht geringes
Erstaunen versetzen wird. Es sind nämlich beim Entwürfe
des Planes weder mafsgebende gärtnerische Sachverständige
zu Rate gezogen, noch ist mit der Ausführung und Leitung
eine gärtnerische Kraft betraut worden; die ganze Angelegen-
heit und Verwirklichung dieser schönen Aufgabe wurde viel-
mehr — dem Tiefbau-Amt übertragen, und dieses macht bereits
Anstalten, mit den Vorarbeiten zu beginnen.

Wohl sollen einzelne Wünsche der städtischen Garten-
Verwaltung, wenn möglich, berücksichtigt werden. Die
Leitung liegt aber ausschliefslich beim Tiefbau-Amt, dem nicht
ein einziger gärtnerischer Sachverständiger als Mitglied an-
gehört, dem auch die städt. Garten-Verwaltung keineswegs
unterstellt ist.

Wie wir hören, soll jetzt die Genossenschaft Flora, die
älteste Gartenbau-Gesellschaft Dresdens, hierzu ernstlich
Stellung genommen haben und fest entschlossen sein, mit
allen Kräften dagegen zu steuern, dafs in einer Gärtnerstadt
wie Dresden unkundige Hände an eine so grofse gärtnerische
Aufgabe herangehen. Sie spricht dem Tiefbau-Amt jegliches
Verständnis für eine solche gärtnerische Arbeit ab, hofft es
durchzusetzen, dafs die Stadt-Verwaltung zur Erlangung eines
guten Planes für ein Preis-Ausschreiben zu gewinnen sein
wird, und dafs auch die Ausführung der Anlage nur von
gärtnerischer Hand geleitet wird.

Wenn wir uns erinnern, dafs die Genossenschaft Flora
sich stets die schwersten gärtnerischen Aufgaben gestellt und
dieselben immer mit zäher Energie durchzuführen gewufst hat,
so zweifeln wir nicht, dafs sie auch in dieser für die deutsche
Gartenkunst wichtigen Frage ihren Willen durchsetzen wird.

Wir hoffen, später darüber noch näheres mitteilen zu
können. F.

Vereinsberichte.

Verein Deutscher Gartenklinstier.

Niederschrift der Sitzung vom 10. April 1899.

In Vertretung des durch Krankheit verhinderten ersten
Vorsitzenden eröffnet Herr Landschaftsgärtner Klaeber als
zweiter Vorsitzender die Versammlung. Nach satzungs-
gomässer Aufnahme und Anmeldung neuer Mitglieder wird
die Niederschrift vom 13. März genehmigt und bekannt ge-
geben, dass die Firma Holzinger, St. Avold, für Berlin und
Umgegend eine Vertretung sucht. Auf die beim Reichs-Ver-
sicherungsamt s. Z. eingesandte Beschwerde über die ver-
schiedenartige Auslegung des Unfallgesetzes hinsichtlich der
Versicherungspflicht des landschaftgärtnerischen Betriebes ist
der Bescheid eingegangen, dass in dieser Angelegenheit Ver-
handlungen eingeleitet sind, von deren Ergebnis uns dem-
nächst Mitteilung gemacht werden wird.

In Bezug auf den behufs Erlangung von Plänen für einen
Südwestfriedhof zu Düsseldorf ausgeschrieben gewesenen
Wettbewerb teilt der Schriftführer mit, dass seitens des Vor-
standes infolge mehrfacher Anregungen von Mitgliedern am
16. Januar d. J. an die Stadt Düsseldorf das Gesuch gerichtet
worden ist, die Preise zu erhöhen und das Preisgericht durch
mehrere Fachmänner zu verstärken. Am 24. März wurde dem
Vorstande der Bescheid zu teil, dass die Friedhofkommission
es abgelehnt habe, unseren Anträgen näher zu treten. Kurz
vor Tagung des Preisgerichtes*) ging uns nun die Nachricht
zu, dafs beschlossen worden sei, nur die prämiierten und an-
gekauften Pläne auszustellen. Der Vorstand wurde sofort
wieder vorstellig, ist aber durch das inzwischen zur Thatsache
gewordene Vorgehen der Kommission aul'ser Stande gewesen,
eine Änderung herbeizuführen. Die Versammlung sah in. der
Ausschlielsung der nicht prämiiertrn und angekauften Pläne
von der öffentlichen Ausstellung, zumal diese im Programm
nicht bemerkt war, eine grofse Rücksichtslosigkeit und Un-
höflichkeit gegenüber den Verfassern der vielen Arbeiten.
Von Herrn Hoemann-Düsseldorf ist nun der Antrag einge-
gangen, im Einverständnis mit den Verfassern eine Ausstellung
der Pläne auf der Hauptversammlung zu Mannheim zu ver-
anstalten. Der Vorstand hat die Angelegenheit nicht abge-
wiesen, kann sich aber einen besonderen Erfolg nicht ver-
sprechen, da eine Beteiligung aller Verfasser schwerlich zu
erreichen sein dürfte und durch Fehlen der prämiierten bezw.
angekauften Arbeiten der für die Belehrung notwendige Ver-
gleich nicht möglich sei.**)

Zu dem auf der Tagesordnung vorgesehenen Thema:
„Honorarforderungen im Lichte der Konkurrenz" nimmt der
Schriftführer das Wort: Zu derselben Zeit, wo infolge viel-
seitiger Anregungen der Vorstand mit der Absicht umgeht,
eine Umänderung der Gebührenforderungen und eine Erhöhung
bei einzelnen Sätzen in Vorschlag zu bringen, tritt eine Herab-
drückung der Preise in einer Art und Weise zu Tage, die be-
rechtigte Zweifel an der Leistungsfähigkeit der betreffenden
Firmen aufkommen lassen muss. Dass es einem jeglichen
unbenommen ist, seinen Verdienst und Lebensunterhalt zu
verschaffen, kann als zweifelsohne gelten; nur darf dieses
nicht auf Kosten dritter geschehen oder gar eine Schädigung
des ganzen Berufes zur Folge haben. Dafs ferner bei

*) Die Sieger im Wettbewerb sind am Schlüsse dieses Heftes bekannt gegeben,
**) Wir bitten diejenigen Teilnehmer am Wettbewerb, welche geneigt sind
ihre Arbeiten in Mannheim wahrend der Hauptversammlung auszustellen, uns Mit-
teilung machen zu wollen. DeT Vorstand.
 
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