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Die Gartenkunst — 1.1899

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Lippel, Hermann: Die öffentlichen Parks und Gartenanlagen der Stadt Mannheim, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0111

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DIE GARTENKUNST 101

Park- und Gartenanlagen.

Die öffentlichen Parks und Gartenaulagen
der Stadt Mannheim.

Von H. Lippel, Stadtgärtner in Mannheim.

Vor kaum 30 Jahren noch war die Stadt Mannheim
von einer Reihe schöner und anziehender Anlagen and
Promenaden, sowie einem Kranz von Gärten umgeben, wie
sie gleichzeitig eine andere Stadt kaum aufzuweisen ver-
mochte. Im Westen lag die ausgedehnte „Mühlau" mit
umfangreichen Gartenanlagen und den reizenden Wald-
partien um das „Mühlauschlöfschen", das lange Jahre der
gesuchteste Erholungspunkt in der Umgebung der Stadt
war und den Mittelpunkt eines auf den Hochwasserdämmen,
vom Rheinthor längs dem Rheinmühlenkanal, dem Neckar
und der „Bonadiesinsel" bis zur Stadt sich hinziehenden
Promenadenweges bildete.

Bis zum Jahre 1870 bestanden auch noch zum gröfsten
Teil die auf dem ehemaligen Festungsgebiet angelegten
Gärten, an welche sich, nur getrennt durch den Stadt-
graben, die sogenannten „Concaven" anschlössen, eine
etwa 50 m breite, zwischen dem Stadtgraben und dem
Hochwasserdamm vom „Lindenhof" rings um die Stadt
bis zum „Rheinthor" sich erstreckende Anlage mit präch-
tigen Baumbeständen und sorgfältig unterhaltenen Wegen.
Die erst mit wenigen Gebäuden besetzten „Schwetzinger-
gärten", die Gärten auf dem „Jungbusch" und die Neckar-
gärten waren vielbesuchte Erholungsorte für die Mann-
heimer Bürger, und die „Baumschulgärten" bildeten lange
eine gärtnerische Zierde der Stadt.

Alle diese Anlagen sind seitdem verschwunden, sie
sind teils den — für den aufserordentlich rasch empor-
blühenden Handel und die Industrie erforderlichen — Bahn-
und Hafenanlagen, teils der unaufhaltsam fortschreitenden
baulichen Ausdehnung der Stadt zum Opfer gefallen.

Es ist gleichwohl seitens der Stadtverwaltung niemals
verkannt worden, dafs öffentliche Erholungsorte mit
schattigen Anlagen und Promenadenwegen nicht nur eine
äufsere Zierde der Städte bilden, sondern auch in gesund-
heitlicher und volkswirtschaftlicher Hinsicht eine Notwendig-
keit für die Bewohner sind.

Aus diesen Gründen wurde im Jahre 1889 eine „Kultur-
Kommission", aus der Verwaltung der Stadt heraus gebildet,
welche sich lediglich mit der Verschönerung der Stadt zu
befassen hat. Diese eingesetzte Kommission konnte unter
der verdienstvollen und umsichtigen Leitung ihres 1. Vor-
sitzenden, Herrn Oberbürgermeisters Beck, in dem Be-
streben, für alle früher beseitigten Anlagen vollen Ersatz
zu schaffen, eine erspriefsliche Thätigkeit entfalten, die
auch in allen Kreisen der Mannheimer Bevölkerung die
gebührende Anerkennung fand.

So sind denn im Laufe der letzten 10 Jahre eine Reihe

Die Gartenkunst.

gröfserer und kleinerer Parks, Schmuckplätze, Anlagen etc.
entstanden, einige sind zur Zeit in der Ausführung be-
griffen und zu anderen sind die diesbezüglichen Projekte
bereits vorgelegt und harren der Ausführung, was erkennen
läfst, dafs die Stadt Mannheim ernstlich bestrebt ist. in
die Reihe der Gartenstädte wieder einzutreten.

In Nachstehendem seien einige gröfsere öffentliche
Parks und Anlagen der Stadt Mannheim, in der Reihen-
folge ihrer Ausführung, in Bild und Schrift dargestellt.

I. Der Lnisenpark.

(Hierzu der Plan Seite 103.)

Infolge einer Anregung, welche bei der Verhandlung
im Bürgerausschusse vom 9. Juli 1888 über die behufs
Beschaffung des östlichen Stadterweiterungsgebietes er-
folgte Planlegung der Rosengarten- und Kuhweidegewann
seitens dieses Kollegiums gegeben wurde, sollte in dem
Bebauungsplan dieses Gebietes eine unweit des Neckar-
ufers sich hinziehende Fläche von ca. 14 Hektar zur An-
lage eines öffentlichen Parkes reserviert werden.

Schon im Spätjahre 1888 legte die Firma Gebrüder
Siesmeyer in Frankfurt a. M. — die Stadtgärtnerei war
zu jener Zeit noch nicht konstituiert — im Auftrage der
Kultur-Kommission ein diesbezügliches Projekt mit einem
Kostenanschlage von 81 000 Mk. vor, und mit einigen
Änderungen, welche durch örtliche Verhältnisse bedingt
wurden, gelangte dasselbe zur Annahme.

Die Kosten für die Ausführung setzten sich wie folgt
zusammen:

1. Erdarbeiten......24 391,00 Mk.

2. Wegearbeiten...... 16 743,20 „

3. Pflanzungen

a) Material..... 20 285,00 „

b) Arbeitslöhne .... 9 854,50 „

4. Wasserleitung..... 10 000,00 „

Summa 81.273,70 Mk.
(Die Herstellung der Gebäude ist für später vorbehalten.)

Die Arbeiten konnten, da inzwischen die Stadtgärtnerei
organisiert war, in eigener Regie ausgeführt werden und
zwar wurden namentlich die Erd- und Wegearbeiten bei
Beschäftigung Arbeitsloser als „Notstandsarbeiten" während
der Wintermonate 1890 und 92 behandelt. Ende 1894 konnte
der Park, welcher zu Ehren unserer geliebten Landesmutter,
Ihrer Königlichen Hoheit der Grofsherzogin Luise von Baden,
mit Höchstderen Genehmigung den dauernden Namen
„Luisenpark" erhielt, zur Benutzung dem Publikum über-
geben werden und zählt schon jetzt zu den beliebtesten
Erholungsorten der Mannheimer Bürger.

Die Bodenverhältnisse waren äufserst günstige, eine
durchweg 1,50 m starke Humusschicht zeitigte für die

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